Der Abverkauf bei der BYD-Aktie setzt sich auch am Freitag fort. Nachdem das Papier bereits in den Vortagen Federn gelassen hatte, gibt es am Freitagvormittag weitere 4,4 Prozent ab. Ein großer BYD-Händler in China macht Schluss und verdeutlicht damit die angespannte Lage auf dem chinesischen Automarkt.
Wie die regierungsnahe Jinan Times am Mittwoch berichtet, hat Qiancheng Holdings, ein großer BYD-Vertriebspartner in der Provinz Shandong, aufgrund von Liquiditätsproblemen den Betrieb eingestellt. Mindestens zwanzig Standorte seien geschlossen oder verlassen worden. Über eintausend Kunden fordern derweil Garantieleistungen und Service ein. Der Händler, der einst einen Umsatz von umgerechnet rund 416 Millionen Dollar erzielte, macht BYD für den Druck auf die Liquidität verantwortlich. Der Autobauer verweist hingegen auf das zu schnelle Wachstum Qianchengs – und betont, man unterstütze den Händler.
„Der Fall Qiancheng zeigt, wie hart der Wettbewerb inzwischen selbst für die stärksten Marken ist“, kommentierte ein Brancheninsider gegenüber Cover News. Auch die Händlergruppe Xingqi aus der Provinz Liaoning ist Medienberichten zufolge zuletzt gescheitert.
Grund für die Probleme ist ein Überangebot auf Chinas E-Automarkt: Laut der Verkehrsbehörde CPCA stieg der Lagerbestand im April auf 3,5 Millionen Fahrzeuge, den höchsten Wert seit Dezember. BYD selbst hatte zuletzt die Preise für zweiundzwanzig Modelle um bis zu 34 Prozent gesenkt. Auch um ältere Fahrzeuge rasch abzusetzen und Platz für Modelle mit neuer Assistenztechnik zu schaffen. Diese Rabatte dürften auch weiteren Händlern schwer zu schaffen bereiten.
Die News rund um schließende BYD-Händler verdeutlichen die angespannte Lage auf dem chinesischen E-Automarkt, sind aber aufgrund des vergleichsweise geringen Volumens kein Grund zur Sorge. Trotz aller Schwierigkeiten ist BYD aber einer der robustesten Player und sollte daher als Gewinner aus dem Preiskampf hervorgehen. Zumal die internationale Expansion künftig schwächere Absatzzahlen in China ausgleichen dürfte. Der Rücksetzer stellt langfristig eine gute Chance zum Einstieg dar, allerdings sollten Anleger zunächst abwarten, bis sich die Aktie fängt. Wer bereits investiert ist, beachtet zur Gewinnabsicherung den Stopp bei 36,00 Euro.