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25.10.2022 Maximilian Völkl

SAP an der DAX-Spitze – hier sind die Details zu den Zahlen

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SAP

SAP hat gestützt vom schwachen Euro im Wachstumsgeschäft mit der Cloud weiter Fahrt aufgenommen. Auch weil die Umrechnung der Auslandsgeschäfte in Euro die Resultate deutlich aufhübschte, kam das Unternehmen besser durch das schwierige dritte Quartal als befürchtet. Die Aktie stieg am Dienstag auf den höchsten Stand seit Ende April.

Das Management hatte bereits gewarnt, dass beim Ergebnis wegen der Investitionen in das Cloudsoftware-Angebot die Talsohle durchschritten werden müsse. Unter dem Strich verzeichnete das Unternehmen gar einen regelrechten Gewinneinbruch. Vorstandschef Christian Klein sieht den Konzern aber jetzt wieder auf dem aufsteigenden Ast und kündigte in einigen Bereichen Rekordwerte für das vierte Quartal an.

Einige dürften die Resultate des Zwischenberichts als durchwachsen bezeichnen, schrieb Baader-Bank-Analyst Knut Woller in einer frühen Einschätzung – wegen schwacher Lizenzverkäufe, der verfehlten Erwartungen beim Nettogewinn je Aktie und einem gestutzten Jahresziel für den Barmittelzufluss. Umsatz und operatives Ergebnis seien aber besser ausgefallen als gedacht. Im Lichte der aktuellen Marktbewertung und angesichts des konjunkturell schwierigen Umfelds sehe er das wie auch die anziehende Bruttomarge im Cloudgeschäft positiv.

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Konzernchef Christian Klein

Zahlen stärker als erwartet

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag mit knapp 2,1 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau, wie das DAX-Schwergewicht in Walldorf mitteilte. Das war mehr als von Analysten im Schnitt geschätzt. Bereinigt um Wechselkurseinflüsse wäre das operative Ergebnis allerdings um acht Prozent gefallen.

Der Umsatz legte insgesamt um 15 Prozent auf unerwartet hohe 7,84 Milliarden Euro zu – zwei Drittel des Zuwachses kamen aus Währungseffekten. Während die einträglichen Softwarelizenzen wieder einmal schwächer abschnitten als erwartet, konnte SAP beim erklärten Wachstumsfeld aus der Cloud ein Umsatzplus von 38 Prozent vorweisen – getrieben von der Cloudversion der Kernsoftware S/4 Hana. Insbesondere bei dieser forciert Chef Klein das Wachstum, auch weil die großen US-Rivalen den Badenern in ihrer Ur-Domäne, den Programmen zur allgemeinen Unternehmenssteuerung, das Wasser abzugraben drohen.

Cloud überzeugt

Angesichts erster Probleme und Warnungen bei anderen Softwareanbietern sei der Anstieg bei den Cloudaufträgen von SAP beeindruckend, schrieb Analyst Toby Ogg von JPMorgan. Die Bestellungen für S/4 Hana aus der Cloud legten nahe, dass die Kunden weiter auf dieses Programm umstiegen – trotz der wirtschaftlichen Lage. Der überwiegende Teil der Orders komme von neuen Kunden, sagte Klein in einer Telefonkonferenz.

Der Manager sieht SAP nun am Wendepunkt. Mit den Investitionen in Marketing, Produkte und Technik rund um die Cloudsoftware hatte SAP Belastungen der Gewinne in Kauf genommen, um später schneller zu wachsen. Kommendes Jahr soll das operative Ergebnis prozentual zweistellig zulegen - und auch das laufende vierte Quartal dürfte besser aussehen als die bisherigen Zahlen, sagte Klein.

Mittelfristprognosen "nur" bestätigt

Finanzchef Luka Mucic rechnete vor, dass die Wechselkurseffekte im Schlussquartal im Jahresvergleich wohl einen Anstieg des operativen Ergebnisses im mittleren einstelligen Prozentbereich zuließen. Allerdings schwächelt das Geschäft mit dem Einmalverkauf von Softwarelizenzen zur Installation vor Ort deutlich. So rechnet das Management im laufenden Jahr beim gesamten Produktumsatz eher mit dem unteren Ende der Prognosebandbreite eines währungsbereinigten Wachstums von vier bis sechs Prozent.

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Finanzchef Luka Mucic

So wollte sich das Management auch noch nicht dazu durchringen, die Mittelfristprognosen für das Jahr 2025 wie in Aussicht gestellt aufzustocken. Dies werde noch etwas Zeit brauchen, sagte Klein. Zuerst wolle man ein „starkes viertes Quartal“ schaffen.

Sondereffekte fallen weg

Unter dem Strich brach der Nettogewinn von SAP im Quartal um 61 Prozent auf 547 Millionen Euro ein. Vor einem Jahr hatten Beteiligungsergebnisse des Risikokapitalfonds Sapphire Ventures mit dem Aufschwung an den Börsen die Gewinne deutlich in die Höhe getrieben, weil die Unternehmenswerte von Start-ups zulegten. Durch die aktuell schwierige Lage an den Finanzmärkten kam das diesmal nicht zustande.

Für die Aufgabe von Geschäften in Russland und Belarus wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine fielen im dritten Quartal nur noch geringe Kosten in Höhe von rund 20 Millionen Euro an. Insgesamt schätzt Mucic die Belastungen für das bereinigte operative Ergebnis in diesem Jahr noch auf zusammengenommen 300 Millionen Euro. Vor drei Monaten hatte SAP noch 50 Millionen Euro mehr einkalkuliert. Allerdings wird sich der Ausstieg aus dem Geschäft wegen rechtlicher Anforderungen gegenüber Kunden und Beschäftigten noch weiter hinziehen und nicht wie einst geplant bis Jahresende vollzogen sein.

Prognose bestätigt

An seinen Umsatz- und Ergebnisprognosen für dieses Jahr hält das Management fest. Beim freien Barmittelzufluss geht Mucic aber nur noch von rund 4,5 Milliarden statt wie bisher von mehr als 4,5 Milliarden Euro aus. Grund seien vor allem die niedrigeren Gewinne in diesem Jahr. Die Steuerquote dürfte mit rund 45 Prozent höher liegen als zuvor vom Unternehmen erwartet – allerdings seien wegen der Schwankungen bei Sapphire Ventures infolge der Bedingungen am Kapitalmarkt auch noch größere Abweichungen davon möglich.

SAP (WKN: 716460)

Die Zahlen kommen am Markt gut an, auch die Aussagen der Vorstandschaft machen Mut. Das Interesse an der Aktie könnte nun wieder spürbar zunehmen. Durch den Sprung über die 95 Euro wurde auch aus charttechnischer Sicht ein Kaufsignal generiert.

Mit Material von dpa-AFX

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