15 Jahre Haft. So lautet das Urteil gegen Terraform-Labs-Gründer Do Kwon, das am Donnerstag vor dem US-Bezirksgericht im Southern District of New York verkündet wurde. Damit statuierte Richter Paul Engelmayer ein Exempel, das selbst die Forderungen der Staatsanwaltschaft übertraf.
Die Entscheidung markiert den vorläufigen Endpunkt einer der spektakulärsten Implosionen der Finanzgeschichte. Der Zusammenbruch des Terra-Luna-Ökosystems im Jahr 2022 vernichtete rund 40 Milliarden Dollar an Anlegergeldern. Während die Staatsanwaltschaft unter Verweis auf das Ausmaß des Betrugs zwölf Jahre gefordert hatte und Kwons Anwälte auf milde fünf Jahre plädierten, zeigte das Gericht keine Nachsicht. Richter Engelmayer fand laut Berichten von Inner City Press deutliche Worte: Kwon habe sich „entschieden zu lügen“ und „schlecht gewählt“.
Der Grund für die Härte: Das systematische Verschleiern von Risiken. Kwons algorithmischer Stablecoin TerraUSD (UST) und der Governance-Token Luna waren nicht durch harte Dollar-Reserven, sondern durch ein fragiles, algorithmisches Anreizsystem gedeckt. Als dieses 2022 unter Druck geriet, kollabierte die Kopplung an den US-Dollar. Die Folge war ein massives „Contagion Event“, das reihenweise Krypto-Firmen und private Portfolios in den Abgrund riss. Die Verteidigung argumentierte zwar, koordinierte Trades Dritter hätten die Schwachstellen ausgenutzt, doch das Gericht folgte der Argumentation der Anklage: Das Modell war fehlerhaft, die Sicherheit nur eine Illusion.
Vom „Crypto King“ zum Häftling
Kwons Weg in die US-Zelle war eine globale Odyssee. Nach seiner Festnahme in Montenegro im März 2024 wegen gefälschter Reisepapiere lieferten sich die USA und Südkorea ein monatelanges Tauziehen um die Auslieferung. Erst im Dezember landete Kwon in den USA. Im August bekannte er sich des Überweisungsbetrugs und der Verschwörung zum Betrug schuldig – ein taktischer Schachzug. Ohne diesen Deal hätten dem gefallenen Krypto-Star bei einer Verurteilung in allen neun ursprünglichen Anklagepunkten bis zu 135 Jahre gedroht.
Die 17 Monate, die Kwon bereits in montenegrinischer Haft verbrachte, werden angerechnet. Auch eine spätere Überstellung nach Südkorea steht im Raum, sofern er mindestens die Hälfte seiner US-Strafe verbüßt hat.
Für die geprellten Anleger bleibt das Urteil ein schwacher Trost. Zwar muss Kwon deutlich länger einsitzen als von der Verteidigung erhofft, doch im Verhältnis zum vernichteten Marktwert von 40 Milliarden Dollar wirkt die Strafe fast milde. Entscheidender ist das Signal an den Sektor: Nach dem Fall von FTX-Gründer Sam Bankman-Fried demonstriert die US-Justiz erneut, dass die Ära des „Wilden Westens“ vorbei ist.
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