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Foto: Börsenmedien AG
23.04.2015 Bernd Förtsch

Die Windel ist zu voll!

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Junge Väter kennen den Anblick sicher. Erst hat man nur eine Vermutung, dann, beim Blick in die Windel des Kleinkindes, wird das Malheur offenbar: dünnflüssig, senffarben, beißend im Geruch. Als Elternteil nimmt man das gerne in Kauf – das versteht sich von selbst. Bei mir als Vater ist dieses Erlebnis zwar schon einige Jahre her, nun wurde ich durch eine IPO-Ankündigung jedoch wieder daran erinnert.

Mit windeln.de plant ein echter Profiteur der regen Verdauung unserer Neugeborenen den Gang an die Börse. Warum nicht? Das Geschäft scheint lukrativ. Bei einem Durchschnittsverbrauch je Säugling von sieben Windeln am Tag kommt einiges zusammen. Plus Babynahrung, Umstandsmode, Kindermode, Kindersitze, Spielzeug – klar, dass es das Nötigste für die Kleinen auch über E-Commerce-Spezialisten wie windeln.de zu kaufen gibt.

Die bisherigen Wachstumsraten sprechen dafür, dass Kunden Pampers und Co gerne über das Internet kaufen. Von 21,5 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2012 ausgehend hat sich der Umsatz in den vergangenen drei Jahren auf 101 Millionen Euro im Jahr 2014 fast verfünffacht. Beachtlich. Mit Gewinnen sieht es allerdings düster aus. 11,7 Millionen Euro zahlte windeln.de 2014 drauf. Meine Daumenregel in einem solchen Fall wäre zu fragen, wie es ohne Marketingaufwand aussehen würde. 2014 waren das 5,2 Millionen Euro – windeln.de schrieb also auch vor Marketingaufwendungen rote Zahlen. Bedenklich, vor allem, weil die Margen im E-Commerce immer dünner werden.

Alles andere als Babykram ist die anvisierte Bewertung: 400 bis 500 Millionen Euro strebt windeln.de dem Börsenprospekt zufolge an. Die Zeichner sollen also das Zweieinhalb- bis Dreifache des Umsatzes bezahlen. Zalando dagegen kommt gerade einmal auf das Zweifache, obwohl die Samwer-Firma dank zurückgefahrener Marketingausgaben schwarze Zahlen schafft.

Bei derart ambitionierten Bewertungen steigt mir wieder dieser beißende Geruch in die Nase. Die Börse soll im Fall von windeln.de offenbar als Abladestation für überteuerte Aktien benutzt werden. Man darf gespannt sein, welche Fonds die streng riechenden Windeln in einigen Monaten in ihren Rechenschaftsberichten ausweisen.

Sie, liebe Leser, sollten in diesem Fall Augen und vor allem die Nase offen halten. Lassen Sie sich die sinnbildlich vollgepfefferten Windeln nicht teuer andrehen.

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