Silber führt 2025 die Rally bei den Edelmetallen an, obwohl Gold fast täglich neue Rekorde markiert. Laut SilverStockInvestor-Analyst Peter Krauth profitiert Silber von denselben makroökonomischen Faktoren wie Gold – Zinssenkungserwartungen und Inflationssorgen –, besitzt jedoch zusätzliche Preistreiber. Der wichtigste: Knappheit.
Während Gold ebenfalls selten ist, sieht Krauth bei Silber deutlich stärkere Angebotsengpässe. Sekundärbestände sind in den vergangenen vier Jahren stark geschrumpft, und Handelskonflikte sowie Zollandrohungen haben die Liquidität in London verringert. 80 Prozent der dort gelagerten Bestände sind ETFs zugeordnet, nur 20 Pozent stehen für Auslieferung oder Verleih zur Verfügung, erklärt er in einem Interview mit dem Internetportal kitco.com.
Auch die industrielle Nachfrage macht Silber einzigartig: Mehr als die Hälfte der Weltproduktion fließt in Anwendungen wie Solarenergie. Der befürchtete Einbruch bei der Industrienachfrage durch nachlassende Solarsubventionen in China und den USA sei übertrieben, sagt Krauth. Sinkende Batteriekosten und die Integration von Speicherlösungen machen Solar zu grundlastfähiger Energie. Vor allem KI- und Big-Data-Zentren setzen auf Solarstrom, weil Projekte schnell genehmigt und umgesetzt werden können – Solar benötigt rund 1,4 Jahre bis zur Inbetriebnahme, Kernkraftwerke mehr als 15 Jahre.
Das wichtigste mittelfristige Signal bleibt jedoch die US-Geldpolitik. Krauth erinnert daran, dass Silber in den letzten drei Zinssenkungszyklen (2000er, 2008, 2020) jeweils in der Mitte der Phase den Boden gefunden hat und danach explodierte – durchschnittlich um 332 Prozent innerhalb von 12 bis 18 Monaten. Würde sich dies wiederholen, könnte Silber von 35 Prozent ausgehend die Marke von über 100 Dollar erreichen. Der Markt erwartet weitere 100 bis 150 Basispunkte Zinssenkungen bis Herbst 2026, was laut Krauth darauf hindeutet, dass die Hälfte des aktuellen Zyklus bereits durchlaufen ist.
Kurzfristig warnt er vor Gewinnmitnahmen, falls der September-Zinsschritt vollzogen ist – ein klassisches „Buy the rumor, sell the news“. Ein Rücksetzer auf 42 bis 43 Dollar wäre jedoch eine Kaufgelegenheit. Für das Jahresende 2025 hält Krauth 45 Dollar für realistisch, 50 Dollar im kommenden Jahr „sehr wahrscheinlich“. Mit Spotpreisen über 41 Dollar bleibt Silber auf Kurs, Gold hinter sich zu lassen – und die dreistellige Marke am Horizont sichtbar.
DER AKTIONÄR bleibt ebenfalls bullish für den Silberpreis, auch wenn 100 Dollar derzeit arg optimistisch erscheinen. Wichtig wird für Silber, das Allzeithoch aus den Jahren 1980 und 2011 bei 50 Dollar zu überwinden. Dann ist der Weg nach oben frei. Die Silberminen-Aktien gehören ohnehin zu den Highflyern im laufenden Jahr und würden dann vermutlich noch einmal den Turbo einlegen. Auf welche Silber- und Goldaktien Sie jetzt setzen sollten, erfahren Sie bei Goldfolio, Ihrem Börsendienst für Gold- und Silberaktien. Das Goldfolio-Depot konnte seit Jahresanfang über 50 Prozent an Wert zulegen. Jetzt schon ab 48 Euro testen.
15.09.2025, 08:38