Bei der Präsentation des Quartalsergebnisses gestern bei der Deutschen Pfandbriefbank traten die eigentlichen Zahlen fast etwas in den Hintergrund. Denn der Immobilienfinanzierer prüft eine deutliche Änderung seiner bisherigen Strategie. Anleger reagieren irritiert und schicken die Aktie auf Talfahrt.
Die Pfandbriefbank ist weiter auf Schrumpfkurs. Im ersten Quartal ging der Gewinn vor Steuern um 18 Prozent auf 28 Millionen Euro zurück. Im Vorjahresquartal waren es noch 34 Millionen Euro gewesen. Nach Steuern sind es mit 24 Millionen Euro ebenfalls weniger als vor einem Jahr (29 Millionen Euro).
Der Spezialfinanzierer für Gewerbeimmobilien leidet weiterhin darunter, dass das Kerngeschäft nicht richtig in Schwung kommt. Das gilt besonders für die USA, wo die Bank seit 2016 aktiv ist. Fünf Prozent der dort vergebenen Kredite beziehen sich auf das Segment Büroimmobilien. Davon wurden 87 Prozent der vergebenen Darlehen für Projekte an der Ostküste ausgereicht, nur fünf Prozent für solche an der Westküste. Immobilienkredite in Chicago machen neun Prozent aus.
Seit der Krise am Gewerbeimmobilienmarkt im März vor zwei Jahren sind etliche der Darlehen notleidend. Aktuell sind 842 Millionen Euro des 3,2 Milliarden Euro umfassenden USA-Portfolios leistungsgestört. Im letzten Herbst kündigte CEO Kay Wolf an, dass man sich von der Westküste zurückziehen wolle.
Nun gibt es Überlegungen, weit darüber hinaus zu gehen. „Unter der neuen Administration haben die Unsicherheiten deutlich zugenommen“, sagte Vorstandschef Kay Wolf gestern bei der Präsentation der Quartalszahlen. Die Wirtschaftsleistung sei deutlich zurückgegangen. Man rechne weiterhin mit einer hohen Volatilität – und diese sei Gift für die Geschäftsaktivität langfristiger Art in der Immobilienfinanzierung. Daher steht ein kompletter Rückzug aus den USA zur Diskussion.
Zumindest schaue sich das Management alle Handlungsoptionen an. Wolf wollte sich nicht darauf festlegen lassen, bis wann eine Entscheidung getroffen werden könnte. Vorerst will man weiterhin keine neuen Darlehen in den USA vergeben.
Am Markt kamen die neuen Überlegungen nicht gut an. Zwar bestätigte Wolf die erst letzten Herbst aufgestellten Ziele bis 2027 und auch die Rückstellungen für drohende Kreditausfälle halbierten sich mit 26 Millionen Euro in etwa. Ein möglicher Rückzug vom einstigen Wachstumsmarkt USA verwundert allerdings doch.
In Reaktion auf die gestrigen Äußerungen ist die Aktie um mehr als sechs Prozent gefallen. Heute notiert der Wert erneut deutlich tiefer und hat die 200-Tage-Linie bei 5,36 Euro gerissen. Investierte Anleger beachten den Stopp bei 4,50 Euro.