Schaeffler öffnet sich neuen Geschäftsfeldern. Rüstung, Drohnen und humanoide Roboter sollen Milliarden bringen. Ein Interview des Vorstandschefs entfacht Fantasie am Markt und treibt die Aktie auf ein Mehrjahreshoch. Doch wie realistisch sind die Ambitionen wirklich?
Die Schaeffler-Aktie hat zum Wochenstart erneut Stärke gezeigt und ist im Xetra-Handel auf bis zu acht Euro gestiegen. Damit erreichte der Titel den höchsten Stand seit etwas mehr als vier Jahren. Seit dem Tief im April hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Treiber ist nicht das klassische Autozuliefergeschäft, sondern die wachsende Fantasie rund um neue Geschäftsfelder.
Auslöser der jüngsten Bewegung war ein Interview von Vorstandschef Klaus Rosenfeld in der Süddeutschen Zeitung. Darin bekräftigt Rosenfeld den strategischen Ausbau des Geschäfts mit Verteidigungstechnologien. Das heutige Kerngeschäft werde auch künftig den Großteil des Umsatzes tragen, allerdings nicht mehr ausschließlich. Bis 2035 sollen rund zehn Prozent des Konzernumsatzes aus neuen Geschäftsfeldern stammen. Bei einem in Aussicht gestellten Umsatz von 30 bis 35 Milliarden Euro entspräche das mindestens drei Milliarden Euro. Rosenfeld stellt zugleich klar, dass diese Summe nicht ausschließlich aus dem Verteidigungsbereich kommen wird.
Am Kapitalmarkt werden die Aussagen dennoch als klares Signal gewertet. Sie unterstreichen die vor Wochen bekannt gegebene Kooperation mit dem Münchner Drohnen-Startup Helsing. Schaeffler will dort seine industrielle Kompetenz einbringen und sich als Zulieferer für moderne Verteidigungssysteme positionieren. Händler sprechen von einer Bestätigung der eingeschlagenen Strategie, nicht von einer überraschenden Neuausrichtung.
Neben Rüstung setzt der Konzern auf Robotik. Humanoide Roboter seien kein Nischenthema, sondern hätten das Potenzial für ein Milliardengeschäft, so Rosenfeld. Anfang November hatte Schaeffler eine Partnerschaft mit dem Metzinger KI-Start-up Neura Robotics angekündigt. Künftig sollen Schlüsselkomponenten geliefert und die Roboter zugleich in eigenen Produktionsprozessen eingesetzt werden.
Charttechnisch bleibt das Bild konstruktiv. Der Kurs notiert klar über GD50, GD100 und GD200. Der Aufwärtstrend ist intakt, Rücksetzer wurden zuletzt zügig gekauft. Während reine Rüstungswerte wie Rheinmetall, Hensoldt oder Renk zuletzt Gewinnmitnahmen sahen, konnte sich Schaeffler davon abkoppeln.
Die Ambitionen sind kein kurzfristiges Versprechen, sondern ein Langfristprojekt. Schaeffler nutzt seine industrielle DNA, um sich in neuen Märkten als Zulieferer zu etablieren. Das reduziert Risiken, begrenzt aber auch die Geschwindigkeit. Der Markt honoriert derzeit vor allem die strategische Richtung. DER AKTIONÄR hat die Aktie zuletzt vor zwei Monaten zum Kauf empfohlen. Leser liegen rund 30 Prozent vorne und lassen die Gewinne laufen.
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Enthält Material von dpa-AFX
Heute, 14:17