Lyft wagt den Sprung nach Europa. Der zweitgrößte Fahrdienstvermittler der USA kauft die Taxiplattform Free Now von Mercedes und BMW. Diese strategische Übernahme markiert Lyfts bedeutendste Expansion außerhalb des nordamerikanischen Kontinents und könnte den Gesamtmarkt nahezu verdoppeln.
Demnach sieht Lyft nun einem Marktpotenzial von mehr als 300 Milliarden Fahrten pro Jahr entgegen und verspricht sich eine Steigerung der jährlichen Bruttobuchungen um rund eine Milliarde Euro. Bereits im Rekordjahr 2024 stiegen die Bruttobuchungen um 17 Prozent auf 16,1 Milliarden Dollar. Der Free Cash Flow drehte von einem negativen Vorjahreswert auf 766 Millionen Dollar.
Durch den 175-Millionen-Euro Deal mit Free Now erkauft sich der US-Fahrdienstleister eine starke Marktpräsenz in Europa – vor allem in Deutschland, Großbritannien, Irland, Griechenland, Spanien, Italien, Polen, Frankreich und Österreich. Das Geschäft der Taxi-Vermittlung wächst dort kräftig. Zugleich erfolgt fast die Hälfte aller Taxibuchungen in Europa noch offline. Dementsprechend liegt hier jede Menge Wachstumspotenzial.
Die Positionierung im attraktiven europäischen Markt sei für Lyft ein entscheidender Schritt auf dem Weg, die beste Mobilitätsplattform der Welt zu schaffen, stellt CEO David Risher klar. Free Now bringe die lokale Expertise, Lyft die Kompetenzen in der Plattformtechnologie mit in die Partnerschaft ein. Mit dieser Symbiose wollen sie über 50 Millionen Fahrgäste pro Jahr bedienen. Das Management und die Mitarbeiter von Free Now bleiben an Bord, verspricht Lyft. Der Deal soll nach Zustimmung der Behörden in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden.
Der Vorstoß ist auch eine Reaktion auf den Druck durch Uber. Im US-Markt dominiert der Rivale und zwingt Lyft in den Preiskampf. Die Umsätze von Lyft dürften im ersten Quartal 2025 deshalb hinter den Erwartungen zurückbleiben. Neue Umsatzquellen sind gefragt.
Mit dem Einstieg in den europäischen Milliardenmarkt fordert Lyft den Platzhirsch heraus. Dennoch bleibt Uber in puncto Skalierbarkeit und Marktmacht die klare Nummer eins. Die Uber-Aktie litt zwar zuletzt unter schwachen Geschäftszahlen, das Unternehmen ist aber profitabel und erscheint derzeit unterbewertet. DER AKTIONÄR empfiehlt: Investiert bleiben und den Stopp bei 53 Euro beachten.