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07.02.2023 Michael Schröder

Teamviewer: Darum explodiert die Aktie

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Teamviewer

Teamviewer hat sich für das neue Jahr überraschend viel Geschäft vorgenommen. Konzernchef Oliver Steil peilt trotz der Zurückhaltung mancher Kunden ein prozentual zweistelliges Umsatzwachstum an. Zudem sollen die Margen weiter verbessert werden. Abgerundet wird der Newsflow durch ein weiteres Aktienrückkaufprogramm.

Der Teamviewer-Vorstand peilt im laufenden Jahr trotz der Zurückhaltung mancher Kunden ein prozentual zweistelliges Umsatzwachstum an. Grund zur Zuversicht verleihen die guten Geschäfte im vierten Quartal – auch wenn der Manager noch Potenzial für Verbesserungen sieht.

Der Umsatz soll nach Vorstellungen des Managements 2023 zwischen 620 und 645 Millionen Euro liegen. Das wäre ein Plus von zehn bis 14 Prozent. Vom Unternehmen befragte Analysten hatten zuvor im Schnitt lediglich mit 615 Millionen Umsatz gerechnet. Teamviewer passt seine Prognosemethodik an und hebt nun vorwiegend auf den Umsatz als Bezugsgröße ab, bislang standen die Billings (in Rechnung gestellte Umsätze) im Fokus.

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Grundlage für Vorstandschef Steil ist das "sehr gute" vierte Quartal, wie er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX sagte. "Wir sind erfolgreich dabei, zusätzliche Produkte und Funktionalitäten an unsere bestehenden Kunden zu verkaufen. Im Raum Asien-Pazifik greift das Wachstum nach Änderungen in der Organisation."

Bei der um Sondereffekte bereinigten Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erwartet Steil dieses Jahr einen Wert von um die 40 Prozent vom Umsatz nach 41 Prozent im Vorjahr. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen laut Steil bei der Marge am Ende einen etwas besseren Lauf als selbst erwartet. "Auch im neuen Jahr sind wir gut beraten, bei den Billings und bei den Kosten nicht das beste aller Szenarien anzunehmen. Zudem haben wir ein inflationäres Umfeld, in dem auch die Kosten für Personal anziehen", sagte er.

Teamviewer hatte mit einem Schlussspurt im vierten Quartal seine Jahresziele 2022 wie bereits bekannt erreicht. Dabei legten die Geschäfte mit Großkunden trotz der wirtschaftlich unklaren Lage besonders deutlich zu, auch weil diese verstärkt Mehrjahresverträge abschlossen. "Wir haben eine sehr gesunde und stetige Entwicklung bei den Großkunden mit größeren Vertragsvolumina", sagte Steil. Die Weitergabe von steigenden Kosten habe insgesamt gut funktioniert.

Die Lage sei insgesamt aber nicht einfach, räumte Steil ein. "In der Region Amerika hatten wir zum Beispiel mehr Mühe", sagte er. "Dort sind die Entscheidungsprozesse der Kunden aktuell etwas länger, insbesondere wenn es sich um weitreichendere Projekte handelt, die zusätzliche Investitionen etwa in Hardware erfordern." Die Probleme sieht der Konzernchef aber auch selbstkritisch. "Man kann aber nicht alles nur auf den Markt schieben, wir werden uns auch ansehen, ob wir im Vertrieb noch mal an ein paar Stellschrauben drehen müssen."

Besser liefen die Geschäfte in Europa und Asien. Der Umsatz insgesamt kletterte auch dank des schwachen Euro um 13 Prozent auf knapp 566 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente der MDax-Konzern mit 67,6 Millionen Euro 35 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Ebenfalls positiv: Wie im Vorjahr greift das Management auch in diesem Jahr wieder zu Aktienrückkäufen. So sollen in zwei Tranchen bis zu 150 Millionen Euro dafür ausgegeben werden. Vergangenes Jahr hatte Teamviewer 300 Millionen Euro in die Rückkäufe gesteckt. Eine reguläre Dividende hat das Management derzeit nicht im Sinn. Steil will sich vor allem Flexibilität bewahren: "Das kann man mit so einem Aktienrückkaufprogramm sehr gut aussteuern."

Probleme bei der Liquidität sieht Steil trotz des Rückkaufs nicht. "Wir generieren aus dem laufenden Geschäft ordentlich Cash und haben uns auch noch rechtzeitig eine gute Zinsstruktur gesichert", sagte der Manager. "Trotz des neuen Aktienrückkaufprogramms könnten wir uns kleinere Zukäufe leisten, da bleiben wir flexibel. Die Bewertungen sind vielfach aber noch zu hoch, aber wir haben keine Eile."

Ein gezielter Stellenabbau wie bei anderen Firmen der Software- und Technologiebranche steht bei den Göppingern laut Steil derzeit nicht an, allerdings bleibt das Unternehmen bei Einstellungen vorsichtig.

Ob das Unternehmen früh aus dem teuren Trikotsponsorvertrag beim englischen Premier-League-Fußballclub Manchester United herauskommt, darüber wollte Steil nicht spekulieren. "Wann Manchester United einen neuen Haupttrikotsponsor finden wird, wissen wir nicht. Wir würden dann aber auch etwas von dem freiwerdenden Geld in andere Marketingmaßnahmen investieren, und wir würden ja auch in deutlich reduziertem Umfang ein Partner von Manchester United bleiben." Dennoch würde die operative Marge in diesem Fall um mehrere Prozentpunkte steigen, so Steil. Wahrscheinlich scheint ein Ausstieg im Jahr 2024.

Teamviewer (WKN: A2YN90)

Die Aktie des Spezialisten für Fernwartungssoftware reagiert mit einem satten Kurssprung auf die vorgelegten Daten. DER AKTIONÄR hat im Herbst 2022 auf die mögliche operative Trendwende hingewiesen, dabei aber auch deutlich gemacht, dass hier noch viel Arbeit auf den Vorstand zukommen würde. Zuletzt lautete das Fazit: Liefert Teamviewer weiter wie geplant, dann könnte die Aktie den jüngsten Trend fortsetzen. Diese Einschätzung wird heute eindrucksvoll bestätigt. Investierte Anleger können erste Gewinne einstreichen und mit dem Rest auf eine nachhaltige Trendwende spekulieren.

(Mit Material von dpa-AFX)

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