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27.02.2021 Carsten Stork

Neue Serie: Rohstoffe einfach erklärt - heute: Erdöl-Future

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Oil WTI

In der Geschichte der Menschheit war Energie ein wesentlicher Faktor, um zu überleben. Jahrhundertelang verbrannten Menschen Holz, um Wärme zu gewinnen oder zu kochen. Mit der Entwicklung der Dampfmaschine zu Beginn des 18. Jahrhundert wandelte sich die Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft, wodurch der Energiebedarf enorm Anstieg. Hauptbestandteil für die Energiegewinnung war die Kohle.

Öl wird 1859 entdeckt

Öl wurde erstmals 1859 in Pennsylvania entdeckt. Danach startete der große Ölboom. Aufgrund der verschiedenen Nutzungsarten von Öl begann der neue Rohstoff nach und nach die Kohle zu verdrängen. Vor allem die Entwicklung der Glühbirne Ende des 19. Jahrhunderts, aber auch das Erstarken der Autoindustrie in den 1920er-Jahren in den USA beflügelten die Erdölgewinnung.

Die drei größten Ölunternehmen entstanden schon zu Beginn des Ölbooms und existieren in der einen oder anderen Form auch heute noch. So wurde der Vorläufer von ExxonMobil, Standard Oil, bereits 1865 von John D. Rockefeller gegründet. Die ersten Öltanker wurden auf Initiative der Familie Rothschild gebaut und so kam es bereits 1897 zur Gründung der Shell Transport and Trading, die 1907 mit der von der Ostindien Company gegründete Royal Dutch Petroleum zur Royal Dutch Group fusionierte. 1907 war auch das Jahr als im Iran erstmals Öl gefunden wurde. An der daraufhin gegründeten Anglo-Persian Oil Company beteiligte sich 1914 die britische Regierung, aus diesem Unternehmen wurde 1954 schließlich BP, British Petroleum. In den USA bestimmten Unternehmen wie Gulf Oil und Texaco den Markt, ihre Dominanz war so groß, dass egal wo Erdöl gefördert wurde, der Referenzpreis immer auf den Preis des Golfs von Mexiko festgesetzt wurde. In den 1930er-Jahren wurden neue Ölfelder in Kuwait, Saudi-Arabien und Libyen entdeckt, dank vorab gesicherter Konzessionen bildete sich in dieser Zeit ein Ölkartell, dass aus sieben Unternehmen bestand: Exxon, Royal Dutch/Shell, BP, Mobil, Texaco, Gulf und Chevron.

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Erdöl Future auf Tagesbasis

OPEC wird 1960 gegründet

1960 kam es zu einer massiven Veränderung des Marktes, da mehrere Regierungen die über große Ölfelder verfügten sich zusammentaten und die OPEC (Organisation der erdölexportierenden Länder) gründeten, mit dem Ziel mehr Kontrolle über Konzessionsrechte, die Ölförderung und den Ölpreis zu bekommen. Mit der Ölkrise 1973 wurde den westlichen Staaten auf einen Schlag ihre Abhängigkeit klar. Im Zuge des Jom-Kippur Krieges drosselte die OPEC die Fördermenge und der Ölpreis stieg um 70 Prozent auf circa drei Dollar pro Fass und in den folgenden Jahren sogar auf zwölf Dollar. Es kam zu einer globalen Rezession. Diese Dominanz führte in den nachfolgenden Jahrzenten zur Stärkung nationaler Unternehmen, zum Beispiel in Russland oder auch Venezuela. Aufgrund des immer weitersteigenden Ölpreises wurden auch neue, aufwendigere Technologien zur Erdölgewinnung (Stichwort Fracking Industrie in den USA) entwickelt, viele Länder versuchen sich auch in der Entwicklung alternativer Energiequellen, nicht zuletzt aus Umweltschutz-Gründen aber auch um die Abhängigkeit vom Ölpreis zu verringern.

Ölmarkt und Player

Die globalen Ölreserven sind seit 1990 um rund 68 Prozent auf 1.729 Milliarden Fässer angestiegen. Auch steigt die weltweite Produktion kontinuierlich an. Wurden 1998 noch circa 3.545 Millionen Tonnen produziert, waren es 2018 bereits 4.474 Millionen Tonnen. Der Anteil der OPEC ist relativ konstant geblieben und betrug im Jahr 2018 etwa 42 Prozent an der gesamten weltweiten Produktion. Die USA war 2018 mit 15,3 Millionen Fässern pro Tag der größte Produzent, gefolgt von Saudi-Arabien mit 12,3 Millionen und Russland mit circa 11,4 Millionen.

Der globale Konsum wächst ebenfalls unaufhaltsam. Wurden 1970 noch 2.260 Millionen Tonnen konsumiert, waren es 2018 bereits 4.662 das entspricht einer Steigerung von etwa 106 Prozent. Auch beim Konsum ist die USA weltweit mit einem Anteil von knapp 20,5 Prozent am Gesamtkonsum führend, gefolgt von China mit 13,5 Prozent und Indien mit ca. 5,2 Prozent. 

Bei den Ölexporten war 2018 der Mittlere Osten mit 16,1 Millionen Fässern täglich auf dem ersten Platz, Platz 2 belegte Russland mit knapp über 9,2 Millionen Fässern pro Tag und auf Platz drei war Saudi-Arabien mit rund 8,6 Millionen Fässern. Bei den Importen zeigt sich ein komplett anderes Bild. Der größte Importeur von Erdöl in 2018 ist die Europäische Union mit 4,8 Millionen Fässern pro Tag, gefolgt von Asien/Pazifik mit ca. 4,5 Millionen und Singapur mit 2,4 Millionen Fässern pro Tag. 

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Crude Oil Chart auf Quartalsbasis

Die Preisentwicklung seit 1983

Crude Oil handelte Anfang der 80er-Jahre um die 30 Dollar, um dann im Sommer 1986 zum ersten Mal unter die 10-Dollar-Marke zu fallen. Wie sensibel das schwarze Gold auf politische Veränderungen und Auseinandersetzungen in der arabischen Welt reagiert, wurde im August 1990 mit der Eroberung Kuwaits durch den Irak bewusst. Crude Oil konnte sich innerhalb kürzester Zeit mehr als verdoppeln und notierte erstmals über 40 Dollar. 

Nach der Befreiung Kuwaits 1991 handelte Crude Oil die nächsten 20 Jahre in einer Seitwärtsrange, um dann mit Beginn des dritten Golfkrieges 2003 wieder über die 40 Dollar zu schießen. Im Zuge der weltweiten Rohstoffhausse erreichte Crude Oil im September 2009 sein All Zeit Hoch bei 147,27 Dollar, das sogenannte „Peak-Oil“. Danach verlor Crude Oil innerhalb von nur sechs Monaten während der Finanzkrise mehr als 75 Prozent und notierte wieder für kurze Zeit unter 40 Dollar. 

In den darauffolgenden Jahren kletterte der Preis wieder über 100 Dollar und befindet sich seit 2014 in einem Abwärtstrend, der vor kurzem gebrochen werden konnte. Inflationsängste und Lieferengpässe treiben den Preis weiter nach oben.

Extrembeispiel im Handel mit Crude Oil

Am Montag, 20.04.2020 geschah etwas vollkommen utopisches und wir wurden Zeuge eines bislang nicht bekannten Ereignisses, ein Rohstoff-Future notierte negativ!

Der Crude Oil Future, einer der liquidesten Futures überhaupt, verlor an diesem historischen Tag in der Spitze mehr als 300 Prozent (!) und notierte im Tief bei -40,32 Dollar. Es handelte sich dabei um den Mai-Kontrakt, der am darauffolgenden Tag „gesettelt“ wurde, und es somit zu einer Auslieferung kam. Der neue Front Monat Juni kam zwar auch unter Druck, verlor aber „nur“ 19 Prozent. Der Crash folgte am nächsten Tag, der Juni Kontrakt brach in der Spitze um 71 Prozent ein und markierte ein Tief bei 6,50 US-Dollar.

Für viele sogenannte Profis und kleine Spekulanten war es undenkbar, dass ein Future negativ handeln kann. Die weitläufige Meinung „bei 0 ist unten“, kostete viele Anleger ein Vermögen. Laut einer Meldung haben alleine Kunden, die über Interactive Brokers Crude Oil gehandelt haben, am 20.04.2020 mehr als 88 Millionen Dollar verloren. In diesem extremen Fall wäre es natürlich besser gewesen, mit Knock-Out-Produkten zu spekulieren, da nicht mehr als das eingesetzte Kapital verloren gehen kann. Der Futures Trader, der den Mai-Future eventuell mit 1 Dollar gekauft hatte und in der Annahme, nur 1000 US-Dollar bei einem Kurs von 0 zu verlieren, hätte sein Konto ohne Stop-Loss vaporisiert. Viele gehebelte ETFs wurden vom Markt genommen, Knock-Outs und Mini Future Zertifikate wurden ausgestoppt und auch die Aktien aus dem Energie Sektor verloren überproportional.


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