Das in den letzten Tagen entfachte Zollfeuer schürt Ängste vor einer rezessiven Weltwirtschaft. Damit schwinden die Hoffnungen auf eine Erholung der Luxusbranche. Umsatzprognosen kippen, selbst die Aktien von Schwergewichten wie LVMH rutschen auf ein Mehrjahrestief. Bernstein erwartet den schwersten Brancheneinbruch seit zwei Jahrzehnten.
Das Analysehaus revidiert seine Wachstumsprognose drastisch: Statt fünf Prozent Umsatzanstieg werden im Luxussektor 2025 nun zwei Prozent Umsatzrückgang erwartet. Dies wäre der stärkste Abschwung seit der Finanzkrise. Nicht die Zölle selbst, sondern ihre Folgeeffekte würden den Einbruch vorantreiben: Turbulenzen an der Börse, eine Abwertung des US-Dollars und eine drohende globale Rezession verunsichern die Konsumenten.
Luxus auf Sparflamme: Nachfrage wankt erneut
Für die Luxuskonzerne wird die Preisgestaltung zum Drahtseilakt. Laut der UBS werden die Zollkosten wohl durch höhere Preise an die Kunden weitergegeben. Andernfalls würde das EBIT den Schätzungen zufolge im Schnitt um sieben Prozent sinken. Doch selbst die zahlungskräftige Kundschaft der Luxuslabels könnte angesichts der unsicheren Wirtschaftslage ihre Ausgaben stärker abwägen.
Adam Cochrane, Analyst der Deutschen Bank, befürchtet deshalb, dass das dritte Quartal 2024 noch nicht der Tiefpunkt der Nachfrage nach Luxusartikeln war. Die Erholung im vierten Quartal könnte eine Anomalie statt der Beginn eines nachhaltigen Aufwärtstrends gewesen sein. In den USA ist der Kreditkartenumsatz mit Luxusmarken bereits im Februar und März um fünf Prozent gesunken – ein erstes Indiz für eine einsetzende Luxus-Müdigkeit?
Eigentlich hatten Louis Vuitton, Gucci, Prada und Co. auf einen Anstieg der US-Käufe gehofft, um die anhaltende Schwäche in China zu kompensieren. Zu Jahresbeginn schienen die Bedingungen dafür noch ideal: Bullenmarkt, starker US-Dollar sowie boomende Kryptos. Doch nun erwartet die HSBC ein Wachstum von nur noch 0,5 Prozent im laufenden Quartal. Erste Hinweise auf die Entwicklung des Luxusmarkts 2025 gibt es nächsten Mittwoch, wenn LVMH die anstehende Berichtssaison eröffnet.
Der Lichtblick im Sektor: Hermès
Hermès folgt am 17. April mit der Bilanz zum ersten Quartal. Trotz Marktflaute prognostiziert die HSBC für die High-End-Marke ein Umsatzplus von fast zehn Prozent. Die Deutsche Bank stufte das Hermès-Papier heute von „Halten“ auf „Kaufen“ hoch und hob das Kursziel auf 2.550 Euro an. Auch Bernstein sieht Hermès als den widerstandsfähigsten Wert der Branche an.
Der Bärenmarkt hat in den vergangenen Tagen auch vor den Luxuswerten nicht Halt gemacht. Während LVMH, Moncler und Prada unter den Stoppkurs fielen, ist Hermès für den AKTIONÄR der Top-Pick im Luxussegment. Der Konzern zeigt sich nicht nur finanziell stark, sondern auch äußerst krisenresistent, weil er bei seinen High-End-Produkten wie den ikonischen Birkin Bags, bei denen die Preise im fünfstelligen Bereich starten, nahezu unbegrenzte Preissetzungsmacht hat. Seit der Erstempfehlung in Ausgabe 06/24 liegt die Aktie rund 15 Prozent im Plus. Anleger beachten den Stopp bei 1.850 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: LVMH, Kering.