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27.02.2015 Florian Söllner

Klick, Klick, Essen! Rocket Internet und Lieferheld auf den Spuren von Grubhub

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Hunger. Ist die Telefonnummer des Lieferdienstes gefunden, muss man dem gebrochen deutsch sprechenden, in einer lauten Küche schreienden Chinesen nur noch seine Extrawünsche klarmachen. Das kann klappen – geht aber meistens schief. Es geht besser. Klick, klick, Food. Mit diesem Werbeversprechen geht der größte Online-Lieferdienst der USA, GrubHub auf Kundenfang.
In Europa sind Lieferando oder Lieferheld mit der Mission gestartet, die Essenauslieferung zu revolutionieren. Hungrige geben auf dem Smartphone oder PC ihre Postleitzahl ein und sehen Lieferdienste in ihrer Nähe. Dann reicht ein Klick – und schon ist die Pizza bestellt und bezahlt.
Vorteil für Kunden: große Auswahl und schneller satt. Vorteil für Restaurants: zielgerichtete Werbung in der App. Vorteil für die App-Anbieter: rund zehn Prozent Provision plus weitere Gebühren wie Extra-Marketing oder Kassensysteme.
Ein Geschäft mit Zukunft. Derzeit greift erst ein Viertel der Deutschen zum Smartphone statt zum Telefonhörer, Tendenz stark steigend. Vision von Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg ist es, dass frisches Essen so schnell an die Tür gebracht wird, dass in einigen Jahren private Küchen komplett kalt bleiben. Nicht nur in Deutschland. Delivery Hero ist mit seiner Bestell-App in 24 Ländern mit Fokus auf Europa und Südamerika vertreten.

Siehe auch Interview mit Delivery-Hero-Chef Östberg: "Wir gehen an die Börse"

Samwers mit großem Appetit
Der durch Venture-Capital aufgepumpte Lieferheld strotz vor Kraft. Bereits im Herbst 2014 wurde zu einer Bewertung von rund einer Milliarde Dollar Geld eingesammelt. Jetzt haben auch die Samwer-Brüder über ihre Internetbeteiligungsfirma Rocket Internet Appetit auf einen Anteil bekommen: Für 30 Prozent an Delivery Hero wurden dabei 496 Millionen Euro fällig.
Eine extrem sportliche Bewertung. Delivery Hero wächst auch dank Übernahmen wie die von Pizza.de rasant. Doch bei einem Umsatz von rund 90 Millionen Euro im Jahr 2014 wurde noch ein EBITDA-Verlust in Höhe von 38 Millionen Euro eingefahren. Auch wenn Delivery Hero im laufenden Jahr mit 90 Prozent wachsen würde, läge das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) bei hohen 10. In den UK oder USA tätige Konkurrenten wie Just Eat und GrubHub erzielen ähnlich hohe Umsatz-Multiples, sind aber schon profitabel.
Der Heißhunger der Investoren auf Internet-Essenzusteller hat gute Gründe. So gilt der Markt im Vergleich zu klassischen E-Commerce-Shops als relativ unerschlossen. Die Marktdurchdringung ist angesichts einer weltweiten Penetrationsrate von drei Prozent gering. Hinzu kommt, dass die Umsätze von höherer Qualität sind als margenarme Handelsumsätze wie bei Zalando.
Da Delivery Hero selbst nur Vermittler ist und kein Essen kochen, lagern oder ausfahren muss, können die Wachstumsinvestitionen schließlich zu einem gut planbaren und hochprofitablen Geschäft führen. Wichtig ist zunächst die Verbreitung der App bei den Kunden und Restaurants, um einen funktionierenden virtuellen Marktplatz aufzubauen. Gelingt dies vor der Konkurrenz, werden hohe Markteintrittsbarrieren geschaffen – schließlich will der Kunde die App mit den meisten gelisteten Lieferdiensten.

Das sagt Zooplus-Gründer Rittau zum neuen Trend Food-Delivery:

 

Rocket Internet: Nächster Coup
Seit dem IPO hat Rocket rund eine Milliarde Euro investiert. Das meiste davon floss in den Food-Sektor. Das Neuinvestment in Delivery Hero ergänzt sehr gut die in Asien oder dem Nahen Osten operierende Essenszulieferer-Tochter Foodpanda. Gerüchte über einen Börsengang der Rocket-Food-Beteiligungen in den USA gibt es schon länger. Die neuen Aussagen von Östberg von Delivery Hero passen ins Bild. der aktionär sieht im Food-Internet-Business größere Chancen als bei E-Commerce-Playern, welche bei Rocket noch die Mehrzahl bilden. Auch weil eine Kapitalerhöhung zu 49 Euro pro Aktie für Verkaufsdruck in der sehr ambitioniert bewertete Rocket-Aktie sorgt, gilt hier weiterhin: abwarten!
Wer auf den Siegeszug von Bestell-Apps setzen will, kann dies jedoch mit einem Kauf von GrubHub-Aktien. Das US-Original hat bereits vor einem Jahr den Gang aufs Parkett gewagt. Das Wachstum wird durch Werbung wie beim US-Super-Bowl hochgehalten. Im vierten Quartal gelang ein Umsatzplus von 70 Prozent. Das EBITDA legte überproportional um 92 Prozent auf 25 Millionen Dollar zu. Das könnte Interesse wecken. Bereits zum Jahreswechsel sagte der bekannte US-Guru Jim Cramer, dass Yahoo aufgrund seiner vollen Kriegskasse Firmen wie GrubHub kaufen könnte. Auch die Charttechnik gefällt.

DER AKTIONÄR im neuen DAF-Interview zum Hohenflug von Grubhub und weiteren Internet-Aktien:

 

GrubHub: Eine Sünde wert
Ein IPO von Delivery Hero und Co dürfte einige Monate auf sich warten lassen. Wer Appetit auf das Food-Business bekommen hat, kann trotz der sehr hohen Bewertung schon jetzt auf GrubHub setzen. Wie beim Essen: Einige kleine Häppchen sind fürs Depot gesünder, als zu gierig alles auf einmal zu wollen.

Dieser Artikel ist in der AKTIONÄR-Ausgabe 09/2015 erschienen.

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