Ein offizielles Angebot in Höhe von 34,5 Milliarden Dollar für den Kauf des Chrome-Browsers von Google wurde von dem aufstrebenden KI-Startup Perplexity vorgelegt. Ein mutiger, wenn nicht gar dreister Schachzug, der den Suchmaschinen-Giganten unter Druck setzt und das Kräfteverhältnis im Wettbewerb neu definieren könnte.
Der Zeitpunkt des Angebots ist alles andere als zufällig. Perplexity versucht damit, einer möglichen Zerschlagung von Google durch die US-Behörden zuvorzukommen. Nachdem ein Bundesrichter festgestellt hatte, dass Google ein illegales Monopol im Suchmaschinenmarkt unterhält, forderte die US-Regierung unter anderem den Verkauf des Chrome-Browsers. Die Entscheidung über die genauen Maßnahmen steht allerdings noch bevor. Mit seinem Vorstoß will sich Perplexity als potenzieller Käufer positionieren, bevor der Druck auf Google-Mutterkonzern Alphabet zu groß wird.
Ein Sprecher von Perplexity bestätigte, dass das Angebot am Dienstagmorgen bei Google einging. Auch der KI-Rivale OpenAI hatte bereits Interesse an Chrome signalisiert, dem mit Abstand wichtigsten Tor zum Internet für Milliarden von Nutzern weltweit.
Ist das Angebot überhaupt seriös?
Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Angebots sind angebracht. Perplexity selbst wurde zuletzt „nur“ mit 18 Milliarden Dollar bewertet – wie will das Startup also eine Übernahme von 34,5 Milliarden Dollar stemmen? Dmitry Shevelenko, Chief Business Officer bei Perplexity, erklärte dazu selbstbewusst: „Mehrere große Investmentfonds haben zugesagt, die Transaktion vollständig zu finanzieren.“ Namen wollte er jedoch nicht nennen.
Analysten winken derweil ab. Colin Sebastian von Robert W. Baird & Co. bezeichnete das Angebot als eines, das „nicht ernst genommen werden sollte“, da es den Wert von Chrome „massiv unterbewertet“. Er schätzt den wahren Wert des Browsers auf annähernd 100 Milliarden Dollar. Zudem hält er eine erzwungene Abspaltung für „unwahrscheinlich“, da dies den Nutzern durch schlechtere und unzuverlässigere Produkte schaden könnte.
Perplexity auf aggressivem Expansionskurs
Für Perplexity ist es nicht der erste Versuch, sich durch einen opportunistischen Deal ein großes Stück vom Kuchen zu sichern. Das Unternehmen hatte zuvor bereits ein Angebot für eine Fusion mit dem US-Geschäft von TikTok unterbreitet, dessen Mutterkonzern ByteDance unter massivem Druck der US-Regierung steht.
Die Vorstöße zeigen die neue strategische Bedeutung von Webbrowsern im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz. Wer den Browser kontrolliert, hat den direkten Zugang zum Nutzer und kann eigene KI-Agenten integrieren, die Aufgaben wie Online-Shopping oder Reisebuchungen übernehmen. Perplexity selbst hat mit „Comet“ bereits einen eigenen KI-gestützten Browser.
Große Versprechen an Google und die Nutzer
Um den Deal schmackhaft zu machen, verspricht Perplexity, im Falle einer Übernahme in den nächsten zwei Jahren drei Milliarden Dollar in die Weiterentwicklung von Chrome zu investieren und einem „erheblichen Teil der Chrome-Mitarbeiter“ ein Übernahmeangebot zu machen. Man sichere zu, keine heimlichen Änderungen vorzunehmen, um das Vertrauen der Nutzer und Werbekunden von Google nicht zu gefährden.
Auch wenn eine Annahme des Angebots durch Google höchst unwahrscheinlich ist, sendet der Vorstoß von Perplexity ein klares Signal: Die Konkurrenz ist heiß auf Chrome. Für Anleger von Alphabet rückt nun die bevorstehende Entscheidung des Gerichts im Kartellverfahren am 22. September in den Fokus.
13.08.2025, 08:55