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01.07.2021 Martin Weiß

Geld-Vernichtungs-Maschine: Discountbroker Robinhood plant IPO

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Der Wertpapier-Broker Robinhood treibt nach der Beilegung brisanter Rechtskonflikte seinen Börsengang voran. Das Unternehmen veröffentlichte am Donnerstag seinen Wertpapierprospekt und gewährte darin auch erstmals tiefere geschäftliche Einblicke - die offenbarten enorme Verluste im ersten Quartal 2021.

Robinhood will seine Aktien unter dem Tickerkürzel "HOOD" an die New Yorker Tech-Börse Nasdaq bringen. Die 2013 gegründete Firma aus dem kalifornischen Menlo Park ist mit ihrer einfach zu bedienenden App vor allem bei jüngeren Anlegern beliebt, wegen ihres laut Kritikern zu riskanten Wetten verleitenden Geschäftsmodells aber umstritten.

Aus dem Börsenprospekt geht unter anderem hervor, dass Robinhood im ersten Quartal 2021 bei Erlösen von über 522 Millionen Dollar einen Verlust von 1,4 Milliarden Dollar verkraften musste. Im Klartext: Jeder Dollar Umsatz wurde mit drei Dollar Verlust "erkauft".

Richtig ist aber auch: Das Unternehmen wächst rasant. Im vergangenen Jahr nahm die Zahl der Kundenkonten um 143 Prozent zu, in den drei Monaten bis Ende März 2021 verzeichnete Robinhood einen weiteren Anstieg von 12,5 Millionen auf 18 Millionen Nutzer. Die verwalteten Kundengelder des Brokers kletterten 19,2 Milliarden auf knapp 81 Milliarden Dollar.

Robinhood gilt als Wegbereiter einer jüngeren Generation von Anlegern am US-Finanzmarkt. Die Firma hat sich auf die Fahne geschrieben, auch Menschen die Börse zu erschließen, die keinen Zugang zu vererbten Vermögen und Ressourcen haben.

Gegner werfen dem Broker indes vor, eher wie ein Glücksspiel-Anbieter zu agieren als wie ein seriöser Finanzdienstleister. Robinhood verspricht Gebührenfreiheit, verdient aber an der Vermittlung von Kunden und Transaktionen an große Wall-Street-Konzerne. Das Unternehmen stifte seine Nutzer deshalb zu möglichst viel und auch riskantem Handel an, meinen Kritiker.

Robinhood streitet diese Vorwürfe ab und verteidigt sein Geschäftsmodell damit, den Finanzmarkt zu "demokratisieren". Ohnehin hat das Unternehmen jede Menge rechtliche Konflikte vor der Brust. Am Mittwoch erst hakte Robinhood einen wichtige juristische Baustelle ab und nahm dabei ein hohes Bußgeld der US-Finanzaufsicht Finra in Kauf.

Wegen angeblicher Irreführung von Kunden, zu lascher Kontrollen bei riskantem Optionshandel und technischer Pannen zahlt das Unternehmen bei dem Vergleich fast 70 Millionen Dollar . Mit 57 Millionen Dollar entfällt das Gros auf eine Geldstrafe - laut Finra die höchste, die je von der Behörde verhängt wurde. Etliche andere Klagen und Ermittlungen gegen Robinhood laufen noch.

(mit Material von dpa-AFX)


Gute Rahmenbedingungen für einen Börsengang sehen aus Sicht des AKTIONÄR anders aus. Aktuell ist es für ein Fazit dennoch zu früh, schließlich fehlen noch wichtige Details zur Bewertung des Unternehmens. Das genannte Platzierungsvolumen von 100 Millionen Dollar reicht hier nicht aus. Die Redaktion bleibt bei Robinhood am Ball.

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