Der Hamburger Wirkstoffspezialist Evotec bleibt unter Druck: Eine anhaltend schwache Nachfrage sorgt für eine zu geringe Auslastung der Kapazitäten und belastet das Ergebnis durch hohe Fixkosten. Zusätzlich schlagen die Anlaufkosten der Biotech-Tochter Just – Evotec Biologics (JEB) im französischen Toulouse zu Buche. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, führte dies in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres zu einem deutlich höheren operativen Verlust als im Vorjahr.
Doch es gibt auch positive Nachrichten: Für den Standort in Toulouse hat Evotec eine endgültige Lösung gefunden. Wie seit Dienstagabend feststeht, geht das Werk an Sandoz. Der im Sommer angekündigte Verkauf wurde damit abgeschlossen.
Bereits im Juli hatten beide Unternehmen eine Grundsatzvereinbarung getroffen, nun ist der Deal unter Dach und Fach. Sandoz übernimmt sämtliche Anteile an der Gesellschaft Just–Evotec Biologics EU SAS inklusive der Produktionsanlage in Toulouse. Für den Erwerb sowie für Lizenzrechte an der JEB-Technologie zahlt Sandoz laut Unternehmensangaben rund 350 Millionen Dollar in bar. Die US-Schwester Just–Evotec Biologics bleibt weiterhin Teil der Evotec-Gruppe.
Finanziell bleibt die Lage angespannt: In den ersten drei Quartalen schrumpfte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um rund sieben Prozent auf 535 Millionen Euro. Der bereinigte operative Verlust stieg von sechs auf 16 Millionen Euro. Unter dem Strich verringerte sich der Nettoverlust jedoch leicht – von 155 auf 118 Millionen Euro –, was vor allem auf eingeleitete Sparmaßnahmen zurückzuführen ist.
Die Aktie von Evotec zeigte zuletzt heftige Ausschläge. Nach Bekanntwerden des JEB-Deals mit Sandoz konnte die Aktie zunächst deutlich zulegen, bevor sie nach Veröffentlichung der Quartalszahlen heftig unter Druck geriet. Am heutigen Donnerstag kann sich die Aktie nun wieder stabilisieren. Sie gehört mit plus 3,4 Prozent zu den vier besten Werten des Tages im SDAX. Charttechnisch ist das Papier aber erst einmal wieder deutlich angeschlagen. Das Papier eignet sich nur für äußerst risikobereite Anleger, die langfristig auf eine Trendwende spekulieren. Der Wirkstoffforscher muss in Zukunft aber einiges tun, um das Vertrauen des Kapitalmarktes zurückzugewinnen.
06.11.2025, 12:11