Statistisch gesehen beginnt mit dem Mai die Saure-Gurken-Zeit an der Börse. Doch dieses Mal könnte alles anders werden, meinen zwei Experten. DER AKTIONÄR sagt Anlegern, wie sie sich am besten positionieren, wenn es am Aktienmarkt doch scheppert.
„Die Anhänger der Börsenweisheit Sell in May and go away könnten in diesem Jahr eine herbe Enttäuschung erleben“, sagt Philipp Dobbert, Chefvolkswirt quirin bank. „Denn nach wie vor ist das dominierende Thema an den Aktienmärkten die Notenbankpolitik und das Niedrig- beziehungsweise Niedrigst-Zinsumfeld. Vor einer Welt ohne Zinsen flüchten viele, auch professionelle, Anleger in die Aktie und treiben damit die Kurse.“
Allerdings sind laut Dobbert auch Risiken denkbar, etwa eine empfindliche Marktreaktion aufgrund der ersten vorsichtigen Zinssteigerungen in den USA. „Hier wird deutlich: Für den strategischen und planbaren Vermögensaufbau eignen sich Börsenweisheiten rund um die vermeintlich richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkte nicht.“ Viel wichtiger sei eine langfristig ausgelegte, an die eigene Risikotragfähigkeit und Renditeerwartung angepasste, breit diversifizierte Investition in die internationalen Aktien- und Anleihemärkte.
„Mit Angst nach oben“
Ralf Müller-Rehbehn, Leitung Portfoliomanagement Aktien AMF Capital, sagt: „Aus fundamentaler Sicht spricht weiterhin viel für deutsche und andere europäische Unternehmen. Und: Wir hören immer wieder, dass gerade institutionelle Anleger derzeit am Aktienmarkt weitgehend nicht investiert sind.“ Somit spreche einiges dafür, dass die Märkte „mit Angst nach oben gehen“, was insgesamt ein positives Szenario zu werden verspreche.
„Darüber hinaus bietet das Renditeniveau am Rentenmarkt insgesamt wenig Alternativen“, so Müller-Rehbehn. „Nicht zuletzt die Ausschüttungsquote der Aktienunternehmen und die anstehende Dividendensaison sollten weitere Argumente dafür liefern, dass ein potenzieller Setzer am Aktienmarkt nicht allzu heftig ausfällt.“