Die Allianz sucht weiter nach gezielten Verstärkungen – und hat offenbar ein konkretes Übernahmeziel im Visier. Ziel ist der Ausbau des lukrativen Geschäfts mit alternativen Anlagen. Besonders der Bereich Private Credit rückt dabei in den Fokus. Für Anleger könnte dieser Schritt neue Chancen eröffnen.
Die Allianz prüft aktuell den Zukauf des dänischen Investmentmanagers Capital Four, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet. Mit der Übernahme würde sich der Versicherungskonzern einen erfahrenen Player im Private-Credit-Markt sichern – und gleichzeitig sein wachstumsstarkes Asset-Management-Geschäft weiter diversifizieren.
Capital Four mit Sitz in Kopenhagen verwaltet nach eigenen Angaben mehr als 23 Milliarden Euro, davon rund acht Milliarden Euro in Private-Credit-Strategien. Gerade dieser Bereich hat in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen: Immer mehr Versicherer suchen nach stabilen, langfristigen Renditen abseits klassischer Anleihen – und Private Credit bietet hier attraktive Chancen. Ein Direktzugriff auf diese Anlageklasse durch eine eigene Plattform kann zudem Kosten sparen und die Kontrolle über Investitionen stärken.
Auch andere Finanzhäuser sind in diesem Bereich aktiv. So hat der britische Vermögensverwalter M&G jüngst eine Mehrheitsbeteiligung an P Capital Partners übernommen, während die Legal & General Group eine Minderheitsbeteiligung an Pemberton Asset Management hält.
Für die Allianz wäre der mögliche Kauf von Capital Four ein konsequenter Schritt. Der DAX-Konzern verfügt bereits über zwei Schwergewichte im Asset Management: die US-amerikanische Fondstochter Pimco sowie Allianz Global Investors (AllianzGI). Letztere wird von Tobias Pross geführt, der sich zuletzt offen für anorganisches Wachstum im Private-Markets-Bereich zeigte. Ende 2024 verwaltete AllianzGI rund 98 Milliarden Euro in Private-Markets-Strategien – fast 50 Prozent mehr als 2019.
Der Fokus lag dabei nicht nur auf Private Credit, sondern auch auf Private Equity und Infrastrukturinvestments. Rund die Hälfte des Volumens entfällt laut Unternehmensangaben inzwischen auf Private-Credit- und Private-Equity-Lösungen.
Bereits im Vorjahr hatte die Allianz versucht, ihr Asset-Management-Geschäft auszubauen – damals gab es meherere Berichte über eine mögliche Fusion mit Amundi, dem größten Fondsanbieter Europas. Doch die Verhandlungen über eine Zusammenlegung von AllianzGI mit dem französischen Rivalen sollen an strukturellen Differenzen gescheitert sein.
Die mögliche Übernahme von Capital Four unterstreicht die Strategie der Allianz, über gezielte Akquisitionen ihre Position im attraktiven Private-Markets-Geschäft auszubauen. Aus Anlegersicht wäre der Deal daher zu begrüßen - sofern der Preis im Rahmen bleibt. Insgesamt ist die Aktie aktuell aber nur eine Halteposition.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz.