Gleich zwei Aspekte geben der Airbus-Aktie am Mittwoch Rückenwind und treiben sie zeitweilig an die DAX-Spitze. Zum einen gibt es gute Nachrichten aus den USA von einem wichtigen Zulieferer für Airbus-Triebwerke, zum anderen nimmt der Strukturwandel im Konzern mit Blick auf den Nachfolger der wichten A320-Flugzeuge Gestalt an.
Laut Mitteilung von US-Gewerkschaftern haben die Mitarbeiter des zum US-Mischkonzern RTX zählenden MTU-Triebwerkspartners Pratt & Whitney ein Tarifangebot des Unternehmens angenommen, wodurch eine drei Wochen lange Streikphase zu Ende geht.
MTU ist an der GTF-Triebwerksfamilie von Pratt & Whitney beteiligt, die vor allem die Airbus-Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo antreibt und in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme machte. Noch immer läuft ein umfangreiches Rückrufprogramm. MTU spielt bei Entwicklung und Fertigung, aber auch bei der Wartung der Antriebe eine wichtige Rolle. Der Anteil des Münchner Herstellers an dem GTF-Programm beträgt je nach Variante bis zu 18 Prozent.
Die Aktien von RTX hatten sich bereits am Vortag im US-Handel mit 1,4 Prozent ins Plus vorgearbeitet. Nun legen auch die Aktien von MTU deutlicher zu, haben nach einigen Wochen Pause ihre Rekordjagd wieder aufgenommen. Sie kletterten bis auf 359,90 Euro und überboten damit ihre bisherige Bestmarke von 356 Euro, die von Anfang März stammte. Zuletzt betrug das Plus noch etwa 1,6 Prozent auf 358,20 Euro.
Auch die Airbus-Anleger reagieren erleichtert auf die Nachricht der Tarifeinigung, da der Flugzeugbauer in der Produktion glimpflich davonkommen könnte. Einem Händler zufolge hatte sich der Streik noch nicht nennenswert auf die Erstflüge neuer Airbus-Jets ausgewirkt.
Airbus-Aktien zogen an der DAX-Spitze zeitweilig bis auf 165,72 Euro an - der höchste Stand seit Anfang April. Zuletzt betrug das Tagesplus noch 1,2 Prozent auf 164,22 Euro.

Zudem hat Airbus eine Top-Führungskraft zum nächsten Leiter der Technologie-Abteilung ernannt. Remi Maillard, derzeit Leiter von Airbus Indien und Südasien, wird als Head of Technology Airbus die Forschungs- und Technologie-Abteilung des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns leiten und diese Funktion mit der Leitung der Technik im Kerngeschäft Verkehrsflugzeuge kombinieren.
Der Franzose tritt die Nachfolge von Sabine Klauke in dieser Doppelfunktion an. Der Technologiebereich, der die Vertretung von Airbus bei wichtigen, von der EU finanzierten Projekten umfasst, wird nicht mehr Chief Technology Officer heißen und auch nicht mehr mit einem Sitz im Hauptvorstand verbunden sein, wie aus einem Memo hervorgeht, das der Agentur Reuters vorlag.
Ab dem 1. Juli wird Klauke die digitale Konstruktion und Fertigung im Hauptgeschäft von Airbus leiten und damit die Verantwortung für ein zukünftiges Fabrik-Ökosystem übernehmen, das CEO Guillaume Faury als wesentlich für die nächste Generation der Flugzeugproduktion bezeichnet hat.
Airbus hatte die Bereiche Technik und Engineering im Jahre 2021 zusammengelegt und damit langfristige Forschung und aktuelle Projekte unter einem Dach vereint, nachdem es zuvor eine Reihe von Kompetenzstreitigkeiten um Ressourcen gegeben hatte.

Eine mit den organisatorischen Änderungen vertraute Quelle sagte, sie spiegelten das Gewicht wider, das dem nächsten potenziellen Flugzeugprojekt beigemessen wird, das Airbus nach eigenen Angaben gegen Ende des Jahrzehnts auf den Weg bringen könnte.
Es geht um die Nachfolger der wichtigsten Verkehrsflugzeug-Familie A320neo. In einem handschriftlichen Postskriptum zu dem Memo bezeichnete Vorstandschef Faury die neuen Aufgaben als "absolut entscheidend für die Zukunft von Airbus".
Die Nachrichten geben der Airbus-Aktie neuen Auftrieb. Mit dem aktuellen Kursanstieg hat das DAX-Schwergewicht auch eine markante Widerstandszone im Bereich um 162,50 Euro überwunden (siehe Chart). Technisch ist der Weg nun wieder frei Richtung Rekordhoch.
Engagierte Anleger lassen ihre Gewinne laufen. Denn Airbus bleibt mit seinen Produkten im Bereich Verkehrsflugzeuge unverzichtbar. Zudem tragen auch die Bereiche Raumfahrt und Militär immer mehr zum Geschäft des Konzerns bei.
Enthält Material von dpa-AFX