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Nektar Therapeutics: "Unser Wirkmechanismus ist breit gefächert"– CBO im Exklusiv-Interview (Teil 1)

Nektar Therapeutics:
Foto: Nektar Therapeutics
Nektar Therapeutics -%
Michel Doepke 30.11.2025, 10:11 Michel Doepke

Die Biotech-Gesellschaft Nektar Therapeutics will mit innovativen Wirkmechanismen neue Behandlungsmöglichkeiten für Autoimmun- und Entzündungserkrankungen entwickeln. Auf der BIO-Europe hat DER AKTIONÄR mit Nektar-CBO Jennifer Ruddock über einen hochinteressanten Ansatz gesprochen und erfahren, was das Unternehmen von Wettbewerbern abhebt.

Jennifer Ruddock ist Chief Business Officer bei Nektar.
Jennifer Ruddock ist Chief Business Officer bei Nektar.

DER AKTIONÄR: Frau Ruddock, das RezPeg-Programm von Nektar unterscheidet sich deutlich von anderen Programmen in diesem Bereich. Wie kam es dazu?

Jennifer Ruddock: Wir haben einen sehr einfachen und eleganten Ansatz entwickelt. Während sich ein Großteil der Branche auf modifizierte IL-2-Konstrukte (Anm. d. Red.: Interleukin-2-Konstrukte) konzentrierte, haben wir IL-2 in voller Länge verwendet und es mit einer chemischen Plattform fusioniert, an der wir seit Jahrzehnten arbeiten und die bereits in einer zugelassenen Therapie für Hämophilie A zum Einsatz kommt. Diese Chemie verlängert die Verweildauer von IL-2 im Körper und ermöglicht gleichzeitig eine extrem niedrige Dosierung.

Sie versuchen also, die natürliche Biologie genauer nachzuahmen?

Genau. Durch die Verwendung von IL-2 in voller Länge können wir T-Regs auf physiologische Weise stimulieren. Frühe Daten, gestützt durch Erkenntnisse aus der mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Forschung zu FOXP3+ T-Regs, bestätigten, dass wir die richtigen Zellen aktivierten.

Wie verlief die klinische Entwicklung?

Wir begannen die Entwicklung in Zusammenarbeit mit Eli Lilly. Da wir uns jedoch nicht über die Entwicklungsprioritäten einigen konnten, baten wir um die Rückgabe des Medikaments – und erhielten es zurück. Mit vollständiger Kontrolle führten wir Phase-2-Studien zu atopischer Dermatitis (AD) und Alopecia areata durch.

Unsere Phase-1b-AD-Daten zeigten ein klares Signal und erreichten im Vergleich zu Placebo sogar statistische Signifikanz. Interessanterweise wurde diese Veröffentlichung in den Hintergrundmaterialien zum Nobelpreis als Beweis dafür zitiert, dass T-Regs zu Therapeutika werden könnten – eine unerwartete, aber spannende Anerkennung.

Es gibt einen Rechtsstreit mit Eli Lilly. Wie ist der aktuelle Stand?

Wir sind alleiniger Eigentümer des Vermögenswerts. Die von uns eingereichte Klage betrifft Vertragsbruch und Datenberechnungsfehler, die Lillys CRO während der Zusammenarbeit gemacht hat und die die Entwicklung um etwa 18 Monate verzögert haben. Der Fall hat nichts mit geistigem Eigentum zu tun.

Der Verhandlungstermin war für Ende Oktober angesetzt, wurde aber aufgrund des Shutdowns der Bundesregierung verschoben. Eine Anhörung zur Terminfestsetzung ist für Mitte Dezember geplant.

Sie haben kürzlich Ergebnisse der Phase 2 bei atopischer Dermatitis veröffentlicht. Was können Sie uns dazu sagen?

Wir haben 400 Patienten untersucht und eine Dosis von 24 µg alle zwei Wochen ermittelt, die in die Phase 3 übernommen wird. Diese Dosis hat alle primären und sekundären Endpunkte erreicht. Mechanistisch unterscheiden wir uns von bestehenden Wirkstoffen wie Dupixent, Adbry von LEO Pharma und dem IL-31-Inhibitor von Galderma. Unsere Juckreizreduktion war sogar stärker als die von Galderma, und das ohne topische Steroide.

Nektar Therapeutics (WKN: A419UB)

Was ist mit Begleiterkrankungen? Viele AD-Patienten leiden auch an Asthma.

Genau – und das ist ein wichtiger Unterschied. Etwa 25 Prozent der AD-Patienten leiden an Asthma. Unser Wirkmechanismus ist breit gefächert, und erste Analysen der Phase 2 deuten auf einen bedeutenden Nutzen bei AD-Patienten hin, die auch an Asthma leiden. Keines der derzeit zugelassenen IL-13- oder Nicht-IL-13-Präparate außer Dupixent hat bei beiden Erkrankungen Wirksamkeit gezeigt. Nektar hat die detaillierten Asthmadaten auf der ACAAI-Tagung im November vorgestellt.

Nektar Therapeutics verfolgt einen hochspannenden Ansatz und kann im Erfolgsfall einen Paradigmenwechsel bei der Behandlung von atopischer Dermatitis einleiten. Im Dezember stehen wichtige News an. Die Aktie ist hochinteressant, allerdings auch klar spekulativ. Teil 2 des Interviews lesen Sie hier.

Hinweis auf Interessenkonflikte:

Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nektar Therapeutics.

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