Die Aktie von Foot Locker explodiert vorbörslich um rund 80 Prozent. Auslöser ist ein Bericht des Wall Street Journal, wonach Dick’s Sporting Goods ein Übernahmenagebot mit einem Kaufpreis von 24 Dollar je Aktie vorgelegt habe – ein Aufschlag von knapp 90 Prozent auf den jüngsten Schlusskurs. Was steckt dahinter?
Die Gesamtbewertung der Transaktion beläuft sich laut Insidern auf rund 2,3 Milliarden Dollar. Wie das Wall Street Journal berichtet, könnte der Deal bereits heute abgeschlossen werden. Durch die Übernahme würde Dick’s nicht nur seine Marktposition in den USA stärken, sondern gleichzeitig mit der international aufgestellten Foot-Locker-Gruppe seine geografische Reichweite massiv ausweiten.
Obwohl beide Einzelhändler stark auf den Verkauf von Sneakern setzen, haben sie sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle. Foot Locker betreibt weltweit rund 2.400 eher kleinere Filialen in Innenstädten, während Dick’s rund 800 großflächige Standorte in US-Vororten unterhält.
„Auf wackeligen Beinen"
Beide Unternehmen standen durch den Handelskrieg der US-Regierung unter Präsident Donald Trump unter Druck, da viele ihrer Produkte – etwa Sneaker von Nike und Adidas – in Produktionszentren wie China und Vietnam hergestellt werden. „Wenn der Kauf zustande kommt, erbt Dick’s ein Unternehmen, das weiterhin auf wackeligen Beinen steht“, sagte Neil Saunders, Managing Director bei GlobalData. „Die Trendwende ist noch nicht geschafft.“ Eine Übernahme könnte auch kartellrechtliche Prüfungen nach sich ziehen, so Saunders weiter – insbesondere wegen der dominanten Marktstellung von Dick’s.
Für Foot Locker kommt der mögliche Deal nach einer längeren Durststrecke. Die Aktie des traditionsreichen Sneaker-Händlers war in den vergangenen Monaten unter anderem durch Umsatzschwäche, Preisänderungen bei Nike sowie Handelszoll-Sorgen erheblich unter Druck geraten. Vor dem vorbörslichen Kurssprung am Donnerstag hatten die anhaltenden Unsicherheiten 2025 zu einem Rückgang von 25 Prozent geführt. Dick’s CEO Lauren Hobart leitet derzeit Initiativen zur Verbesserung des E-Commerce-Angebots und investiert gleichzeitig in das stationäre Filialnetz. Allerdings hat sich das Umsatzwachstum in den letzten beiden Quartalen abgeschwächt.
Was bedeutet der Deal für Nike?
Die mögliche Übernahme könnte für Nike weitreichende Folgen haben. Denn beide Unternehmen zählen zu den wichtigsten Vertriebspartnern des Sportartikelriesen – ihr Zusammenschluss würde einen mächtigen Einzelhandelskonzern schaffen, der große Verhandlungsmacht gegenüber Herstellern wie Nike hätte. Es hätte aber auch positive Effekte: Der neue Riesenplayer könnte Nike dabei helfen, international weiter zu wachsen und neue Zielgruppen zu erschließen – etwa durch das „House of Sport“-Konzept von Dick’s oder das globale Filialnetz von Foot Locker. Aber: Nike plant sowieso, den Zwischenhandel zu reduzieren und den Direktvertrieb über eigene Shops und Apps auszubauen.
Die Übernahmen in der der Schuh- und Sportartikelbranche setzen sich fort. Erst vor wenigen Wochen hatte die Private-Equity-Gesellschaft 3G Capital den Kauf von Skechers für 9,4 Milliarden Dollar angekündigt. Weder Foot Locker noch Dick’s Sporting Goods stehen auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR. Favorit in der volatilen Branche ist das Schwergewicht Nike.