Die Anleger an der Wall Street haben am Freitag den Champagner kaltgestellt. Ein Auftritt von US-Notenbankchef Jerome Powell sorgte für ein wahres Kursfeuerwerk und katapultierte den Dow Jones auf ein neues Allzeithoch. Die Fantasie einer baldigen Zinssenkung ist zurück – und mit ihr die Kauflaune.
Es war der Moment, auf den die Börsenwelt gewartet hatte: Jerome Powells Rede auf der Notenbankenkonferenz in Jackson Hole. Und der Fed-Chef lieferte. Seine Worte wurden am Markt als klares Signal für eine geldpolitische Wende interpretiert. Nach monatelangem Kampf gegen die Inflation scheint die Tür für eine erste Zinssenkung bereits im September sperrangelweit aufgestoßen zu sein.
Powell betonte, die Stabilität am Arbeitsmarkt erlaube es der Notenbank, „vorsichtig vorzugehen“, wenn eine Änderung der Geldpolitik in Erwägung gezogen werde. Für die Börsianer war die Botschaft klar: Der restriktive Kurs, der die Konjunktur bremst, könnte bald ein Ende haben. Die Märkte preisen nun mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei Zinsschritte nach unten um jeweils 0,25 Prozentpunkte bis zum Jahresende ein.
Indizes zünden den Turbo
Die Reaktion an den Märkten ließ nicht lange auf sich warten. Der Dow Jones Industrial schoss im Handelsverlauf auf ein Rekordhoch von 45.757 Punkten und schloss letztlich mit einem satten Plus von 1,89 Prozent bei 45.631 Zählern. Auf Wochensicht steht damit ein starker Gewinn von 1,5 Prozent zu Buche.
Auch die anderen Indizes zeigten sich von ihrer besten Seite. Der breiter gefasste S&P 500 kletterte um 1,52 Prozent auf 6.466 Punkte und ist damit nur noch einen Steinwurf von seiner jüngsten Bestmarke entfernt. Der Tech-Index Nasdaq 100 legte ebenfalls kräftig um 1,54 Prozent auf 23.498 Zähler zu und nimmt ebenfalls wieder Kurs auf sein Rekordhoch.
Intel, Zoom und Boeing geben Gas
Im Sog der Rallye sorgten vor allem einige Technologiewerte für Furore. Die Aktie des Videokonferenz-Spezialisten Zoom schoss nach einem beeindruckenden Quartalsbericht regelrecht durch die Decke und verzeichnete ein Plus von 12,7 Prozent. Nicht nur die Zahlen überzeugten, auch der Ausblick auf das Jahresumsatzwachstum sorgte für Begeisterung.
Einen Paukenschlag gab es bei Intel, dessen Papiere um 5,5 Prozent zulegten. Der Chip-Gigant stimmte dem Einstieg der US-Regierung mit einem Anteil von zehn Prozent zu – eine Gegenleistung für milliardenschwere Subventionen. Positive Nachrichten gab es auch von Boeing. Die Aktie gewann 2,5 Prozent, beflügelt von Gerüchten über einen Mega-Deal mit China über die Lieferung von 500 Flugzeugen.
Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Weniger gut lief es für die Aktien von Intuit, die um 5,0 Prozent nachgaben. Der Hersteller von Finanzsoftware lieferte zwar solide Zahlen, doch der Ausblick blieb hinter den gestiegenen Erwartungen der Analysten zurück. Auch bei Workday machten sich trotz guter Ergebnisse Sorgen breit, was zu einem Minus von 2,8 Prozent führte. Der Markt scheint zu befürchten, dass neue KI-Anwendungen das Geschäftsmodell des Cloud-Software-Anbieters gefährden könnten. Als Reaktion kündigte das Unternehmen prompt die strategische Übernahme des KI-Spezialisten Paradox an.
Enthält Material von dpa-AFX
22.08.2025, 22:32