Am morgigen Donnerstag wird Siemens seine Geschäftszahlen für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr 2024/25 vorstellen. Dabei werden auch Hinweise erwartet, wie es mit der Beteiligung an Siemens Healthineers weitergeht. Und auch die Aussagen vom Kapitalmarkttag werden von Aktionären mit Spannung erwartet. Im Vorfeld erklimmt die Siemens-Aktie neue Höhen.
Das Siemens-Management um CEO Roland Busch will auf dem Kapitalmarkttag die Investoren über die neue mittelfristige Strategie informieren. Siemens befindet sich bereits in einer Transformation zu einem integrierten Technologiekonzern mit einem größeren Digital- und Software-Anteil. Dazu leistete sich Siemens zuletzt mit den US-Unternehmen Altair und Dotmatics milliardenschwere Übernahmen.
Die Zukäufe sollen die zuletzt schwächelnde Sparte Digital Industries (DI) wieder nach vorne bringen, in der Siemens seine Geschäfte mit Industriesoftware und Automatisierung vereint. Vor allem das Automatisierungsgeschäft lief zuletzt schwach – so kämpft Siemens mit der mauen Konjunktur und einer Zurückhaltung der Kunden in wichtigen Industrien. Hoch gehalten wurde die Entwicklung zuletzt von einer robusten Nachfrage im Bereich intelligente Infrastruktur (SI).
Überlagert wird dies von der mit Spannung erwarteten Entscheidung über die Zukunft der ebenfalls im Leitindex DAX notierten Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers. Die Ergebnisbeiträge halfen zwar zuletzt, die Schwächen bei DI abzufedern, doch Healthineers bringt dem Konzern keinerlei Synergien und bindet gleichzeitig viel Kapital. Investoren fordern daher schon seit längerem die vollständige Trennung.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete am Freitag unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen, dass Siemens einen Mehrheitsanteil an Healthineers als Sachdividende an seine Aktionäre verteilen könnte.
Analysten sind optimistisch
Das Analysehaus Jefferies hat das Kursziel für Siemens vor dem Investorentag von 261 auf 291 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Siemens dürfte eine umfangreichere Anteilsreduzierung an Siemens Healthineers bekannt geben, schrieb Rizk Maidi in einer am Sonntag vorliegenden Studie. Der Anteil an dem Medizintechnik-Konzern dürfte dann auf rund 30 Prozent sinken. Danach werde Siemens dann zu einem fokussierten Industriekonzern, der eine KI-Plattform durch OneTech schaffen könne.
Auch JPMorgan hat eine mögliche Trennung von Healthineers in den Vordergrund gerückt. Mit Blick auf die Bloomberg-Informationen merkten die Experten an, Investoren würden bislang auf eine vollständige Trennung hoffen, nicht nur auf einen Mehrheitsanteil. Siemens könnte jedoch die restlichen Aktien als Akquisitionswährung einsetzen. JPMorgan-Analyst Phil Buller hat die Einstufung für Siemens vor den Zahlen zum Geschäftsjahr 2024/25 und dem Kapitalmarkttag heute mit einem Kursziel von 300 Euro und "Overweight" bestätigt. Das vierte Geschäftsquartal sei für den Anlagehintergrund des Technologiekonzerns von eher geringer Relevanz, schrieb Buller in seinem Ausblick.
An der Börse sorgt die Vorfreude auf Donnerstag für Käufe. Die Siemens-Aktie markierte am frühen Nachmittag bei 252,65 Euro ein neues Rekordhoch. Charttechnisch hat sich das Bild für das DAX-Schwergewicht weiter verbessert.
Milliarden-Auftrag aus der Schweiz
Auch fundamental läuft es gut für Siemens. Erst am vergangenen Freitag hat Tochter Siemens Mobility einen Milliardenauftrag aus der Schweiz erhalten. Das Unternehmen erhielt den Zuschlag für 116 Doppelstockzüge, wie die Schweizer Bahnen SBB berichten. 95 Fahrzeuge werden in den 2030er Jahren auf dem Netz der Zürcher S-Bahn zum Einsatz kommen, 21 Züge in der Westschweiz.
Zusätzlich sollen die Fahrzeuge bei künftigen Angebotsausbauten zum Einsatz kommen. Die Beschaffung umfasst deshalb die Option auf 84 weitere Fahrzeuge. Nach Angaben der SBB hat der Auftrag ein Investitionsvolumen von zwei Milliarden Franken (2,15 Milliarden Euro). "Siemens Mobility hat das gemäß Beschaffungsrecht vorteilhafteste Angebot gemacht", teilte das Bahnunternehmen mit.
Die ersten Doppelstockzüge, die die SBB ab 1990 auf dem Netz der Zürcher S-Bahn einsetzte, trugen zum Erfolg der Zürcher S-Bahn bei. Nach 40 Jahren im Einsatz werden diese Züge nun ersetzt. Die neuen Züge sind 150 Meter lang haben 540 Sitzplätze und mehr Platz für Kinderwagen, Fahrräder, Gepäck und Stehplätze als die bisherigen Züge. Sie können mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde verkehren.
DER AKTIONÄR hat die Aktie von Siemens im April dieses Jahres bei 176,40 Euro zum Kauf empfohlen und ein Kursziel von 265 Euro ausgegeben. Dieses dürfte in absehbarer Zeit erhöht werden. Anleger lassen angesichts guter Aussichten ihre Gewinne laufen.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Siemens.
Enthält Material von dpa-AFX
12.11.2025, 14:32