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15.03.2014 Thorsten Küfner

Gazprom, Lukoil und Rosneft: Jetzt kaufen?

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Es ist nicht alltäglich, dass die Aktienkurse von milliardenschweren Unternehmen an einem Tag um bis zu 15 Prozent verlieren. Bei Gazprom, Luk­oil und Rosneft war dies aber kürzlich der Fall. Zwar ist das Geschäft der drei Rohstoffgiganten von der Krim-Krise nicht direkt betroffen, einige Anleger sorgen sich jedoch um mögliche Spätfolgen, etwa für den auch stark in Westeuropa aktiven Gasriesen Gazprom.

Denn nun machen sich die Regierungschefs der westeuropäischen Länder wieder Gedanken, wie man die Abhängigkeit von russischen Energie­importen reduzieren kann. Dies wäre jedoch ein langer beschwerlicher Weg. Und die letzten Jahre haben gezeigt, dass Europa wohl kaum in der Lage ist, eine konsequente, langfristig angelegte und gemeinsame (!) Energiepolitik zu betreiben. Es darf also bezweifelt werden, ob Europa die Abhängigkeit von Gazprom spürbar verringern wird.

Daher dürfte Europa für Gazprom wohl ein wichtiger Stützpfeiler bleiben. Zudem feilt man mit China an einem 30-jährigen Gasvertrag. Konzernchef Alexej Miller erklärte: „Mittelfristig können unsere Lieferungen nach Asien Ausmaße erreichen, die mit der Liefermenge nach Europa vergleichbar sind.“ Es gibt wahrlich schlechtere Perspektiven. Die Bewertung der Gazprom-Aktie ist zudem auf einem fast aberwitzigen Niveau angelangt. Das KGV für den Weltmarktführer beläuft sich auf 3, das KBV auf 0,26. Mutige Anleger können zugreifen und auf die trotz aller politischen Risiken eigentlich überfällige Neubewertung spekulieren. Versüßt wird die Wartezeit mit einer Dividendenrendite von sechs Prozent.

Rubel rollt – Aktie fällt

Auch an der Rosneft-Aktie ist die Krim-Krise nicht spurlos vorübergegangen. Dabei rollt beim Ölkonzern der Rubel: Die Erlöse stiegen 2013 im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Prozent auf über 147 Milliarden Dollar. Der Gewinn kletterte von knapp zwölf auf über 17 Milliarden Dollar.

Russland hat im vergangenen Jahr rund 10,5 Millionen Fass Erdöl pro Tag produziert, den Löwenanteil an dieser enormen Menge, die sogar die Produktion von Saudi-Arabien in den Schatten stellt, hatte Rosneft mit einer Förderung von 3,7 Millionen Fass pro Tag. Insgesamt steigerte der staatlich kontrollierte Ölkonzern seine Förderrate um über 70 Prozent.

Rosneft ruht sich jedoch nicht darauf aus, unter der schützenden Hand des Staates nach Öl zu bohren. Die Erträge, die der Konzern aus der Vermarktung mit dem schwarzen Gold erzielt, haben sich im letzten Jahr mehr als verdoppelt. Auch der Gasmarkt rückt bei Rosneft immer mehr in das Blickfeld. Zwar dürfte auf längere Zeit dort weiterhin Gazprom der Platzhirsch sein, jedoch konnte Rosneft zuletzt erste Erfolge feiern. Mit dem russischen Stromkonzern RAO wurde ein Vertrag über Gaslieferungen in Höhe von 80 Milliarden Dollar mit einer Laufzeit von 25 Jahren vereinbart. Mit dem staatlichen chinesischen Ölkonzern CNPC einigte man sich im Herbst letzten Jahres auf die gemeinsame Ausbeutung eines großen Erdgasfeldes in Sibirien.

Strippenzieher im Kreml

Dass Russlands Präsident Wladimir Putin bei dem Moskauer Unternehmen eine Menge mitzureden hat, wurde bei der jüngsten Übernahme von Rosneft deutlich. Mitten im Säbelrasseln um die Halbinsel Krim verkündete Rosneft den Kauf einer Ölraffinerie in der ukrainischen Küstenstadt Odessa, der nach Expertenmeinung rein politisch motiviert war.

Auf der Verfolgerposition

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 32 Milliarden Euro ist Lukoil Russlands zweitgrößter Erdölproduzent. Während Rosneft über 80 Prozent seiner Öl- und Gasprodukte in Russland fördert, kommt Lukoil nur auf rund 70 Prozent. Grund hierfür ist die Tatsache, dass der Konzern nicht in staatlicher Hand ist und daher über keinen guten Draht zum Kreml verfügt. Bei der Vergabe neuer Förderzonen innerhalb Russlands zieht Lukoil oft den Kürzeren und auch die besonders ertrag- und rohstoffreichen Offshore-Vorkommen in der Arktis sind den Staatskonzernen Gazprom und Rosneft vorbehalten.

Expansion im Irak

Lukoil ist daher gezwungen, auf die Expansion in andere Erdteile zu setzen. Im Frühling soll die Förderung auf dem größten noch unerschlossenen Ölfeld der Welt im Irak starten. Der Schritt ins Ausland ist mit Risiken behaftet. Obwohl es Lukoil 2013 zum ersten Mal seit Jahren gelang, den Produktionsrückgang zu stoppen und die Förderung auf 1,8 Millionen Barrel Öl pro Tag leicht zu steigern, musste der Ölkonzern einen Gewinneinbruch um fast ein Drittel auf 7,6 Milliarden Dollar verkraften. Grund waren Abschreibungen in Höhe von 2,4 Milliarden Dollar wegen enttäuschender Entwicklungen von Förderprojekten. Unter anderem lief es in Afrika, der Barentssee und in Venezuela nicht wie geplant. Analysten gehen davon aus, dass die hohe Sonderabschreibung ein einmaliger Ausrutscher war.

Erste Position aufbauen

Spätestens die vergangenen Wochen dürfte endgültig gezeigt haben, dass russische Aktien nichts für schwache Nerven sind. Mutige, langfristig orientierte Anleger können auf dem aktuellen Niveau dennoch einen ersten Fuß in die Tür stellen. Rosneft bleibt dabei neben Gazprom erste Wahl. Die Aktien der staatlich kontrollierten Energiekonzerne sind günstig bewertet und überzeugen mit einer soliden Dividendenpolitik. Zudem profitieren beide Blue Chips bei der Verteilung ertragreicher Fördergebiete von ihren Verbindungen in den Kreml.  

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