Analysten sind sich im Prinzip einig: Kion gehört zu den größten Profiteuren des Infrastrukturpakets der neuen Bundesregierung. Das einzige Problem derzeit: Investoren zeigen sich angesichts des US-Zollstreits und dessen potenzieller Auswirkungen auf die Weltwirtschaft verunsichert – und halten sich mit Käufen der Aktie des Flurförderzeuge-Spezialisten zurück. Mit einer möglichen Entspannung im Handelskonflikt sowie den anstehenden Q1-Zahlen Ende des Monats könnte die Stimmung jedoch wieder drehen.
Wenn Waren schnell von A nach B transportiert werden müssen, ist eine funktionierende Logistik unverzichtbar. Das gilt umso mehr in der global vernetzten Welt des 21. Jahrhunderts, in der Konzerne rund um die Uhr just-in-time produzieren. Doch im Zuge des Zollstreits überdenken immer mehr Unternehmen ihre Lieferketten.
Christian Harm, Finanzvorstand des Gabelstapler- und Lagertechnikherstellers, sieht darin eine Chance: „Die Fragmentierung der Lieferketten ist grundsätzlich gut für uns“, meint CFO Harm. Er spielt damit auf die Tendenz an, dass immer mehr Firmen eigene Produktionsstandorte in den USA errichten, um Zölle unter der Trump-Administration zu umgehen – was die Nachfrage nach Lagertechnik steigen lässt.
Auch das Milliardenpaket der Bundesregierung könnte zusätzliche Impulse liefern: Ein bedeutender Teil des für die Infrastruktur vorgesehenen Sondervermögens soll in moderne Logistiklösungen fließen. Analysten sind überzeugt, dass Kion davon direkt profitieren wird. Die Bank of America (BofA) hat ihr Kursziel für die Aktie zuletzt von 48,50 auf 72,00 Euro angehoben und die Kaufempfehlung bestätigt. Analyst Tore Fangmann rechnet angesichts des geplanten Milliarden-Investitionspakets in Verteidigung und Infrastruktur mit einem Schub für die Staplerbranche. Die Industrieproduktion dürfte steigen – und damit auch die Nachfrage nach Gabelstaplern.
Auch die Experten von Jefferies („Buy“) haben den fairen Wert zuletzt von 51 auf 54 Euro erhöht. Analyst Ferhani setzt auf eine zyklische Erholung im Bereich der Flurförderfahrzeuge sowie auf die bevorstehenden Branchenevents.
Barclays-Analyst Timothy Lee hat seine Einschätzung von „Equal Weight“ auf „Overweight“ hochgestuft. Sein neues Kursziel: 52 Euro (zuvor: 39 Euro). Lee zeigte sich nach einem Besuch der LogiMAT, der Fachmesse für Distribution, Material- und Informationsfluss, sehr optimistisch. Die Branchenerholung gepaart mit einem „Deutschland-Boost“ könnte seiner Ansicht nach den Wettbewerb in den Hintergrund treten lassen.
Mit den Q1-Zahlen Ende des Monats könnte sich die Stimmung nochmals deutlich aufhellen. Die US-Bank JPMorgan hat ihr Kursziel von 42 Euro zuletzt bestätigt und die Einstufung auf „Overweight“ belassen. Analyst Akash Gupta betont, dass Kion im Vergleich zum Branchendurchschnitt weniger vom nordamerikanischen Markt abhängig sei – ein Vorteil im Umfeld drohender US-Importzölle.
Die Kion-Aktie ist im Zuge des sich verschärfenden Zollstreits sowie wachsender Rezessions- und Konjunktursorgen unter Druck geraten, konnte sich zuletzt aber von den Verlaufstiefs bei 28 Euro wieder lösen. Sollte es zu einer Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China kommen und der Ausblick bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen Ende des Monats nicht allzu negativ ausfallen, dürfte die Aktie ihre Erholung fortsetzen. Ein Sprung über die Widerstandszone bei 36/38 Euro würde ein frisches charttechnisches Kaufsignal liefern – der Weg in Richtung der Analystenziele wäre geebnet. DER AKTIONÄR setzt im Real-Depot daher auf weiter steigende Kurse.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Kion befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
23.04.2025, 10:01