Der KI-Hype sitzt Apple im Nacken. Das US-Unternehmen hat Milliarden investiert und 2018 sogar den damaligen KI-Chef von Google abgeworben, um bei künstlicher Intelligenz voranzukommen. Trotzdem hinkt der Tech-Riese beim Thema KI weiter hinterher. DER AKTIONÄR zeigt die drei größten KI-Probleme auf.
Punkt 1: Bisher hat Apple viele KI-Innovationen versprochen, jedoch nur wenig geliefert. Auf der Worldwide Developers Conference (WWDC) 2024 kündigte Apple neue KI-Features an. Mit dem Unternehmensbereich „Apple Intelligence“ wollen die Kalifornier seither den Rückstand im KI-Bereich aufholen. Im Fokus standen dabei Textzusammenfassungen, Genmojis und eine überarbeitete Version des Sprachassistenten Siri. Diese Funktionen sollten auf persönliche Daten zugreifen, um komplexe Anfragen besser zu beantworten und die Produkte nutzerfreundlicher zu machen. Doch Apple enttäuschte: Viele Funktionen kamen entweder verspätet oder gar nicht.
Die KI-Schreibtools und E-Mail-Zusammenfassungen erschienen erst eineinhalb Monate nach dem Verkaufsstart des iPhone 16, Genmojis folgten im Dezember 2024. Das Siri-Upgrade, war ursprünglich für April 2025 geplant, wurde nach enttäuschenden Beta-Tests auf unbestimmte Zeit verschoben – zentrale Funktionen funktionierten nicht wie vorgesehen. Viele der auf der WWDC gezeigten Demo-Features entpuppten sich zudem als reine Prototyp-Videos, die die tatsächlichen Fähigkeiten beschönigten. Nutzer, die auf Grundlage dieser Versprechen ein „KI-fähiges“ iPhone 16 kauften, fühlten sich getäuscht – es kam sogar zu einer Sammelklagen wegen irreführender Werbung.
Punkt 2: Interne Blockaden bremsen den Fortschritt
Die KI-Entwicklung bei Apple steckt in einem strukturellen Chaos. Zwar holte der Konzern bereits 2018 mit John Giannandrea einen renommierten KI-Experten von Google an Bord, jedoch blieben große Fortschritte bislang weiter aus. Schon vor seiner Ankunft waren KI-Projekte auf zahlreiche Teams verteilt – ein Effizienzproblem, das bis heute auch durch ein einheitliches Team nicht gelöst ist. Intern blockierten Führungskräfte größere Budgets, weil künstliche Intelligenz lange nicht als Kernkompetenz des Unternehmens galt, wie Bloomberg berichtet.
Hinzu kommt: Apple verfügt über deutlich weniger KI-Fachkräfte und Grafikprozessoren (GPUs) als Konkurrenten wie Microsoft oder Google. Während diese frühzeitig massiv investierten und den GPU-Markt aufkauften, hielt sich Apple zurück – der Fokus lag auf stabilen iOS-Releases statt auf risikoreichen KI-Projekten. Ein Beispiel dafür ist das Projekt Titan. Von 2014 bis 2024 soll Apple an einem autonomen Elektroauto gearbeitet haben, das per KI gesteuert werden und Tesla Konkurrenz machen sollte. Trotz milliardenschwerer Investitionen wurde das Projekt laut Medienberichten mittlerweile eingestampft – ein deutliches Zeichen dafür, wie schwer sich Apple inzwischen mit langfristigen, risikobehafteten Innovationsfeldern tut.
3. Problem: Keine eigene KI-Vision – zu große Abhängigkeit
Während andere Tech-Konzerne eigene Chatbots und KI-Assistenten vorantreiben, setzt Apple auf Partnerschaften. So soll Siri mit Funktionen von ChatGPT aufgewertet werden – ein Schritt, der eher nach Schadensbegrenzung als nach eigener Vision aussieht. Zwar testet Apple intern eigene Chatbots, doch marktreif sind diese bislang nicht.
Dabei gerät zunehmend auch Giannandrea selbst in die Kritik. Ihm wird vorgeworfen, sich intern nicht genug für Ressourcen und Top-Talente starkgemacht zu haben. Seine grundsätzliche Skepsis gegenüber generativer KI – etwa ChatGPT – sorgte zusätzlich für Spannungen mit der Unternehmensführung.
Die KI-Schwäche gefährden Apples Ruf als Innovationsführer – und damit die Aktie. Bleiben Fortschritte aus, dürften Analysten ihre Prognosen senken. Die Abhängigkeit von Partnern und regulatorische Risiken verschärfen die Lage zusätzlich. Zwar bieten die über zwei Milliarden aktiven Apple-Geräte ein enormes Potenzial, doch ohne eigene KI-Innovationen droht der Konzern ins Hintertreffen zu geraten. Die WWDC 2025 wird daher zum Schlüsselmoment für die Aktie.
Apple bleibt trotz allem kein KI-Unternehmen. Das iPhone ist und bleibt der Dreh- und Angelpunkt des Konzerns. Zukünftige Fortschritte in der KI-Entwicklung könnten jedoch eine wichtige Umsatzquelle werden. Wer breit gestreut in die Big Five investieren möchte, sollte einen Blick auf den GAFAM-Index des AKTIONÄRS werfen. Mehr Infos gibt es hier. Ein Einzelinvestment in die Apple-Aktie drängt sich hingegen aktuell nicht auf.
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