Die Aktie der US-Kryptobörse Coinbase geriet am gestrigen Donnerstag im nachbörslichen Handel kräftig unter die Räder. Obwohl das Unternehmen auf den ersten Blick beeindruckende Gewinnzahlen für das zweite Quartal vorlegte, die deutlich über denen des Vorjahreszeitraums lagen, enttäuschte eine entscheidende Kennzahl.
Anleger rieben sich zunächst verwundert die Augen: Coinbase meldete für das abgelaufene zweite Quartal einen Nettogewinn von 1,43 Milliarden Dollar. Ein gewaltiger Sprung im Vergleich zu den lediglich 36,13 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Doch der Teufel steckt im Detail. Der Löwenanteil dieses Gewinns stammt aus einem Sondereffekt in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar, der unter anderem einen unrealisierten Gewinn aus der Beteiligung am Stablecoin-Emittenten Circle sowie Gewinne aus dem eigenen Krypto-Portfolio umfasst.
Auf bereinigter Basis verdiente Coinbase 1,96 Dollar pro Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung der Analysten von 1,26 Dollar.
Der Haken: Der Umsatz enttäuscht
Der entscheidende Dämpfer für die Marktstimmung war jedoch der Umsatz. Dieser stieg nur leicht auf 1,5 Milliarden Dollar und verfehlte damit die Erwartungen der Wall Street, die mit 1,6 Milliarden Dollar gerechnet hatte. Besonders schmerzhaft: Die Einnahmen aus dem Kerngeschäft, den Transaktionsgebühren, beliefen sich auf 764 Millionen Dollar und lagen damit ebenfalls unter den Prognosen von 787 Millionen Dollar. Die prompte Reaktion der Anleger: Die Aktie stürzte im nachbörslichen Handel um rund sechs Prozent ab.
Retail-Anleger halten sich zurück
Analysten hatten bereits ein schwächeres zweites Quartal erwartet. Nach der Euphorie zu Jahresbeginn, als Anleger auf eine industriefreundlichere Regulierung durch die Trump-Regierung setzten, verlagerte sich der politische Fokus in Washington auf das Thema Zölle. Dies führte zu einer spürbaren Abkühlung der spekulativen Handelsaktivität bei Privatanlegern – eine für Coinbase besonders profitable Kundengruppe. Das Handelsvolumen der Retail-Kunden wuchs zwar im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 43 Milliarden Dollar, verfehlte die Analystenschätzung von 48,05 Milliarden Dollar jedoch deutlich.
Lichtblick Stablecoins
Ein Hoffnungsschimmer bleibt das Segment „Abonnements und Dienstleistungen“, zu dem Stablecoins, Staking und Verwahrgebühren gehören. Obwohl auch hier die Gesamteinnahmen von 655,8 Millionen Dollar die Erwartungen nicht ganz erfüllten, zeigte sich eine enorme Stärke bei den Stablecoins. Die Einnahmen aus diesem Bereich kletterten auf 332,5 Millionen Dollar, was einem Anstieg von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Hier profitiert Coinbase massiv von seiner strategischen Partnerschaft mit Circle, dem Herausgeber des erfolgreichen USDC-Stablecoins. Die Vereinbarung sichert Coinbase 100 Prozent der Einnahmen, die mit auf der eigenen Plattform gehaltenen USDC generiert werden, sowie rund 50 Prozent der Einnahmen von anderen Plattformen.
Der Blick nach vorn
Coinbase will die Abhängigkeit vom volatilen Handelsgeschäft verringern und treibt die Produkterweiterung voran. Das Unternehmen kündigte an, sein Angebot bald über reine Kryptowährungen hinaus zu erweitern. Geplant sind tokenisierte Sachwerte (Real-World Assets), Derivate und Prognosemärkte direkt in der Coinbase-App. Mit diesen neuen, regulierungsfreundlichen Produkten will Coinbase die Kundenbindung stärken und neue Einnahmequellen erschließen. Der Start soll zunächst für US-Nutzer erfolgen.
Der Kursrutsch nach den Zahlen mag auf den ersten Blick abschreckend wirken. Doch Coinbase beweist eindrucksvoll, dass das Geschäftsmodell weit über die volatilen Handelsgebühren hinausgeht. Das boomende Geschäft mit Stablecoins und die wertvolle Partnerschaft mit Circle schaffen eine stabile und wachsende Einnahmebasis. Mit dem Vorstoß in zukunftsträchtige Bereiche wie tokenisierte Sachwerte positioniert sich der Konzern für die nächste Wachstumsphase im Krypto-Sektor. Anleger bleiben daher weiter an Bord.
01.08.2025, 07:55