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13.09.2015 Thorsten Küfner

Bayer: Ein Geschenk zum Abschied

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Der Bayer-Chef Marijn Dekkers wird im kommenden Jahr seinen Hut nehmen. Vorher will er dem Aktienkurs des wertvollsten DAX-Konzerns jedoch noch einmal ordentlichen Rückenwind verschaffen.

Bayer drückt auf das Gaspedal: Hatte der DAX-Konzern für die geplante Abspaltung der Chemiesparte MaterialScience lange Zeit Mitte 2016 angepeilt, geht es nun deutlich schneller. Nachdem es in den vergangenen Handelswochen immer wieder Gerüchte über eine schnellere Trennung gegeben hatte, folgte am 4. September die offizielle Bestätigung: Demnach will Bayer die Chemietochter unter dem Namen Covestro noch im Laufe des vierten Quartals an die Börse bringen.

Die Abspaltung macht Sinn
Die Anteilseigner des Leverkusener Unternehmens können sich jedenfalls über das nahende IPO freuen. Denn dass die Trennung der Chemiesparte MaterialScience sinnvoll ist – beziehungsweise vom Großteil der Marktteilnehmer als sinnvoll betrachtet wird – lässt sich unschwer an der Kursentwicklung seit der Ankündigung der Abspaltung erkennen. Nach Bekanntgabe am 18. September 2014 schnellten die DAX-Titel bis zum Frühjahr um fast 40 Prozent nach oben. Der Börsenwert kletterte dadurch auf mehr als 100 Milliarden Euro, wodurch Bayer zum wertvollsten Unternehmen Deutschlands wurde. Auch viele Experten hatten bereits zuvor immer wieder betont, dass zwei getrennte Konzerne an der Börse mehr wert sein dürften als das bestehende Konglomerat.

Höhere Rendite, höheres Wachstum
Augenscheinlich werden die Vorteile dieses Schritts für Bayer etwa bei der Rendite: So erwirtschaftete die Sparte MaterialScience 2014 zwar eine ordentliche Rendite von 5,1 Prozent – die anderen beiden Segmente HealthCare und CropScience lagen hingegen bei fast 20 Prozent. Durch die noch engere Verzahnung der verbleibenden Konzernsparten erhofft sich Bayer zukünftig weitere Synergieeffekte, wodurch die Rendite des Gesamtkonzerns weiter steigen soll.
Und auch gemessen an den Wachstumsraten hinkte die Chemiesparte den anderen beiden Segmenten doch stets hinterher. So lag das Erlöswachstum der Sparte MaterialScience 2014 bei 2,4 Prozent, während die anderen Teilbereiche 6,5 (HealthCare) und 9,4 (Crop­Science) Prozent zulegen konnten.
Zudem wird Bayer durch die Trennung des zyklischen Chemiegeschäfts unabhängiger von der Entwicklung der Weltkonjunktur. Schließlich bleibt die Nachfrage nach Medikamenten oder Pflanzenschutzmitteln auch in Krisenzeiten relativ robust. Bayer könnte dadurch zu einem ähnlich sicheren Hafen wie etwa Beiersdorf werden. Dem Kosmetikhersteller wird dank dessen stabiler Ergebnisse ein KGV von weit über 20 zugestanden. Dementsprechend hätte der „neue“ Bayer-Konzern ebenfalls einen deutlichen Bewertungsaufschlag verdient.

Was bringt der Börsengang?
Indes könnte Bayer die Pharma- und Agrarchemiesparte durch Zukäufe weiter stärken. Das Kapital hierfür könnte das Covestro-IPO bringen. Immerhin erhoffen sich die Leverkusener eine Bewertung von rund zehn Milliarden Euro. Damit wäre Europas viertgrößter Chemiekonzern mit 14.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von knapp zwölf Milliarden Euro mittelfristig sogar ein DAX-Kandidat. In einer ersten Tranche sollen zunächst erst einmal nur rund drei Milliarden Euro erlöst werden.

Ein schöner Abschied
Die Abspaltung von Covestro dürfte dann der letzte Meilenstein unter der Führung von Marijn Dekkers werden. Der Niederländer, der seit 2010 den Chefsessel bei Bayer innehat, wird im kommenden Jahr aus dem Amt scheiden. Als aussichtsreichster Kandidat für seine Nachfolge wird der derzeitige Strategievorstand Werner Baumann gehandelt. Die Voraussetzungen für eine Fortführung der Erfolgsstory auch ohne Dekkers sind jedenfalls denkbar gut: Bayers Pharma- und Agrarchemiesparten verfügen dank intensiver Forschung und Entwicklung in den vergangenen Jahren über eine prall gefüllte Pipelines. Zudem ist der DAX-Konzern stark in den aufstrebenden Schwellenländern – allen voran im asiatisch-pazifischen Raum – vertreten, sodass auch Umsatz und Gewinn weiter stetig zulegen dürften.

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Die Qualitätsaktie bleibt ein Kauf!
Der Börsengang von Covestro ist sinnvoll. Denn Bayer wird dadurch rendite- und wachstumsstärker. Zudem könnten die Einnahmen aus dem IPO für den Ausbau der florierenden Kernsparten genutzt werden. Die durch den Crash wieder günstig bewerteten Qualitätstitel sind daher ein klarer Kauf.

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 38/2015 des AKTIONÄR. Das komplette Heft finden Sie hier.


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