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20.04.2020 Leon Müller

Kommentar: Virus besiegt, an Therapie erstickt

Corona hält die Welt in Atem. Die einen rufen nach Solidarität, die anderen leben sie. Und während die Corona-Krise immer größere Kreise zieht und zu einer immer größeren Belastung wird, stellen sich mehr und mehr die Frage, ob wir am Ende zwar den Virus besiegen, unsere Gesellschaft aber an den Therapiemaßnahmen erstickt.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will Europa vor dem Tod durch Corona bewahren. Sie hat, so die traurige Wahrheit, angesichts der tragischen Entwicklung in Spanien und Italien und der dort beklagten mangelnden Solidarität der Nordländer, eine große Aufgabe vor sich.

Hierzulande fragt Grünen-Chef Robert Habeck inmitten der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, wer mit ihm ein reiches Land umbauen wolle. Er will mehr linken Patriotismus und – natürlich – eine Klimasteuer.

 SPD-Co-Chefin Saskia Esken fordert unterdessen eine Vermögensabgabe und zitiert auf Twitter die Liste eines grünen Lehrers aus Karlsruhe, der von der Familie Albrecht (Aldi) 40 Prozent ihres Vermögens abschöpfen will, von Familie Schwarz (Lidl) ebenfalls und von Susanne Klatten (BMW) immerhin 30 Prozent. „Lässt sich beliebig nach unten fortsetzen“, so sein Schluss. Kaum auszudenken, was passiert, wenn ihnen die Ausgabe „Die reichsten Deutschen“ der Kollegen vom manager magazin in die Hände fällt. Sie selbst indes – Esken – will nicht auf Diäten verzichten. „Wenn wir auf ein Drittel verzichteten, ergäbe das circa 30 Millionen Euro, ungefähr 1/5.000 von dem, was wir jetzt zusätzlich aufgenommen haben“, schreibt sie als Antwort auf meine Frage nach solidarischem Verzicht der Abgeordneten. Schließlich: Den Beschluss, die bevorstehende Anhebung der Diäten auszusetzen, erachtet sie als Verzicht. Wie das in ihrer Wählerschaft ankommt, die jetzt aufgrund von Kurzarbeit auf ein Drittel ihres Gehalts verzichten muss – und manch einer aufgrund von Arbeitslosigkeit auf noch viel mehr –, will ich mir nicht ausmalen. Aber vermutlich und zu ihrem Glück bekommen die Wählerinnen und Wähler diese 30-Millionen-Euro-Farce gar nicht erst mit. 

Andere Menschen in Verantwortung zeigen, wie man fordert und zugleich gibt: Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern und weitere Regierungsmitglieder wollen sechs Monate lang auf 20 Prozent ihrer Bezüge verzichten. Das nennt man „mit gutem Beispiel vorangehen“. 

Man muss leider feststellen: Jetzt, in Monat drei der Coronakrise, beschränkt sich die Krise längst nicht mehr nur auf die Bekämpfung des Coronavirus. Sie ist längst entartet und offenbart sich teils in wirren Forderungen (die Deutsche Umwelthilfe will die sofortige Einführung eines Tempolimits mit der Begründung, die Krankenhäuser bräuchten „in den nächsten Monaten jedes Bett, um Covid-19-Erkrankte zu versorgen“) und zum anderen in einem ideologisch geführten Kampf der Systeme („die Soziale Marktwirtschaft ist gescheitert“). Wenn wir nicht aufpassen, dann passiert am Ende Folgendes: Wir überwinden den Virus, drohen aber an der Therapie zu ersticken. 

Dieser Beitrag ist als Standpunkt in DER AKTIONÄR Ausgabe 17/2020 erschienen, die Sie hier als digitales E-Paper lesen können.

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