Es ist paradox: Obwohl der Winter naht und in der Natur die Bären langsam ihr Quartier für den Winterschlaf aufsuchen, ist es auf dem Goldmarkt genau umgekehrt. Dort erwachen die Bären gerade zu neuem Leben. Die Korrektur der vergangenen Wochen sorgt dafür, dass sich mehr und mehr Analysten mit negativen Kommentaren nach vorne wagen. Ganz vorne dabei: Capital Economics.
Die Analysten rufen in ihrer neusten Studie das Ende der Goldhausse aus und sehen für das Jahr einen neuen Star am Rohstoffhimmel: Kupfer. Die Analysten prognostizieren eine Erholung der Weltwirtschaft und eine US-Notenbank, die den Markt nicht mit Zinssenkungen verwöhnen wird. Das werde für einen höheren Risikoappetit der Anleger sorgen und den Goldpreis unter Druck setzen. Gold werde zunächst auf 1.350 Dollar, später dann auf 1.250 Dollar je Unze sinken. Im Gegenzug wird sich der Kupferpreis erholen. Hier Nachfrage nach physischem Kupfer werde das Angebot übersteigen. Die Analysten sehen einen Kupferpreis von 10.000 Dollar je Tonne bis Ende 2025.
Lassen Sie es mich einmal so ausdrücken: Wenn ich jedes Mal 100 Euro bekommen hätte, wenn mir jemand erzählt hat, dass der Kupferpreis wegen eines Angebotdefizits steigen wird, dann hätte ich ein schönes Nebeneinkommen. Tatsächlich bin auch ich mittel- bis langfristig bullish für den Kupferpreis. Tatsache ist jedoch, dass Kupfer in den vergangenen Monaten nichts gemacht hat, was ein bullishes Bild untermauern würde. Und solange Kupfer unter der Marke von 6.400 Dollar je Tonne notiert, gibt es in meinen Augen auch keinen Grund, in das Industriemetall einzusteigen. Die Story – die Nachfrage steigt, das Angebot sinkt – ist seit vielen Monaten, eigentlich schon Jahren bekannt. Und was hat sie dem Kupferpreis gebracht?
Zurück zu Gold: Wir sehen einige Analysten, die mit starken Zinssenkungen rechnen. Andere hingegen sehen die Wirtschaft auf dem Weg der Erholung. Darüber kann man spekulieren. Was wir aber wissen ist, dass der Goldpreis in den vergangenen Wochen korrigiert hat. Diese Korrektur ist weiter intakt. Doch nach den Gewinnen der vorangegangenen Monate ist diese Korrektur normal und wird von uns aktuell als normale und gesunde Korrektur in einem Aufwärtstrend interpretiert. Von daher können wir uns der bearischen Sichtweise von Capital Economics nicht anschließen. Im Gegenteil: Es spricht einiges dafür, dass Gold eher früher als später die nächste Rallyephase beginnt und der Goldpreis in Richtung 1.600 Dollar steigen wird