Die Quartalszahlen von Amazon sind unter den Erwartungen der Wall Street geblieben. Während der Gewinn von 1,54 Dollar je Aktie die Konsensschätzung von 1,35 Dollar übertraf, lag der Umsatz mit 43,7 Milliarden Dollar unter dem Konsens von 44,7 Milliarden. Die Aktie verlor im nachbörslichen US-Handel rund vier Prozent. Besteht Handlungsbedarf?
Die aktuelle Berichtsaison zeigte eine relative Schwäche des gesamten US-Einzelhandels im umsatzstarken Weihnachtsquarttal. Analysten erwarteten daher, dass diese Schwäche von Amazon aufgegriffen wird und zu einem überragenden vierten Quartal führt. Ganz falsch lag man dabei nicht: Im E-Commerce-Segment steigerten sich Amazons Umsätze im Vergleich zum Vorjahresquartal um 22 Prozent auf 40,2 Milliarden Dollar – ein Rekorderlös. Zudem beschleunigte sich das Umsatzwachstum um einen Prozentpunkt.
RJ Hottovy von Morningstar sagte: „Ein Grund für den schwächeren Umsatz könnte der Wandel hin zum Marktplatz für Drittanbieter sein“. In diesem Sektor lässt sich weniger Umsatz machen, als mit dem Angebot eigener Ware. Vor diesem Hintergrund ist das Programm „Fullfilment by Amazon“ eine umso wichtigere Strategie um die Umsatzquellen innerhalb des E-Commerce Sektors weiter zu diversifizieren und die geringen Margen zu erhöhen. Die Zahl der Dritthändler, die ihre Waren von Amazon Lagern, Verpacken und Versenden lassen, stieg 2016 um 70 Prozent. Zudem baute Amazon alleine in der zweiten Jahreshälfte 23 neue Logistikzentren.
Auch der Erfolg der hauseigenen Amazon-Hardware, ist entscheidend, da sich dort höhere Margen erzielen lassen. Um das Angebot zu verbreitern, ist es wichtig, Amazon Video und Amazon Music neben der Konkurrenz von Netflix, Spotify, Apple und Google anhaltend am Markt platzieren zu können.

Ein weiterer Bereich, der über die vergangenen Quartale für rapiden Umsatz- und Profitzuwachs sorgte, ist Amazons Cloud Computing. Amazon Web Services (AWS) steigerte den Erlös im Vergleich zum vierten Quartal 2015 um 47 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar. AWS steuert zwar nur acht Prozent des Gesamtumsatzes bei, lieferte jedoch im vierten Quartal mit 926 Millionen Dollar satte 74 Prozent des operativen Ergebnisses von 1,2 Milliarden Dollar. Dennoch konnte auch das Cloud-Geschäft nicht mit den hohen Erwartungen der Analysten von 3,6 Milliarden Dollar Umsatz mithalten.
Diversifikation in unterschiedliche Branchen und weiterhin starkes Wachstum sind wichtige Faktoren für Amazon. Nach den verpassten Erwartungen der Analysten sieht DER AKTIONÄR keinen Handlungsbedarf für Anleger sondern eine Chance für weitere Zukäufe. Kursziel bleibt 1.000 Euro.
