Milliarden-Euro-Frage: Wo sind die Wirecard-Kunden?

Milliarden-Euro-Frage: Wo sind die Wirecard-Kunden?
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Nikolas Kessler 20.12.2018 Nikolas Kessler

Bereits vor einigen Wochen haben Recherchen der US-Investmentbank Merrill Lynch und der Wirtschaftswoche (WiWo) Zweifel am der Marktstellung Wirecards in Deutschland geweckt – DER AKTIONÄR berichtete. Nachdem sich der Zahlungsabwickler gegen diese Darstellung gewehrt hat, hat das Magazin noch einmal genauer hingeschaut – und sieht die frühere These bestätigt.

Einer der Kritikpunkte des Unternehmens an den bisherigen Nachforschungen lautete: In der Studie würden lediglich Händler erfasst, die Wirecard als Payment Provider – also zur rein technischen Zahlungsabwicklung – nutzen. Das lukrativerer Acquiring-Geschäft, bei dem Wirecard den tatsächlichen Geldfluss managt und das Risiko eines Zahlungsausfalls deckt, sei dagegen nicht berücksichtig worden.

Die WiWo hat daher noch einmal genauer hingeschaut und Daten von 28 der 30 größten Online-Shops in Deutschland untersucht. Fünf von ihnen nutzen Wirecard entweder als Acquirer oder als Payment Provider und generieren dabei ein Transaktionsvolumen von 1,1 Milliarden Euro. Dies entspreche einem Anteil von 5,5 Prozent des Gesamtvolumens der 28 Unternehmen, heißt es in dem Bericht.

Selbst wenn man den Online-Riesen Amazon außen vor lässt, läge der Marktanteil der Wirecard-Kunden mit 9,3 Prozent unter dem der Händler, die auf die Konkurrenten Comcardis oder BS Payone setzen. Mit Blick auf die Top 50 der 100 größten Online-Händler in Deutschland läge der Anteil der Wirecard-Kunden am gesamten Transaktionsvolumen auch bei wohlwollender Rechnung sogar nur bei acht Prozent. Hier finden Sie die komplette Rechnung der WiWo-Kollegen. 

Zwar weist das Magazin unter anderem auf die dünne Datenlage, die Verwendung von Schätzungen sowie die Diskrepanz zwischen Marktanteil eines Händlers am Gesamtumsatz und dem Marktanteil des angebundenen Zahlungsabwicklers hin. Insgesamt lasse sich jedoch darauf schließen, dass „nur wenige der großen Online-Shops mit Wirecard zusammenarbeiten und andere Dienstleister beliebter sind.“ Die Sorgen von Merrill Lynch bezüglich der Wettbewerbsfähigkeit seien daher angebracht.

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Auf der Watchlist

Auch wenn zu erwarten ist, dass Wirecard dieser Darstellung erneut widersprechen wird: Die Diskussion um die Marktposition in Deutschland wird so schnell nicht abreißen. Für die Aktie geht es am Donnerstagmorgen derweil zunächst wieder um rund zwei Prozent bergab. Die kurze Vortageserholung ist damit – wie befürchtet – schon wieder vorbei. Trader warten weiterhin das Kaufsignal ab.

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