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26.10.2019 Lars Friedrich

Fonds: So schlecht investiert der deutsche Staat

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Euro Stoxx 50

Der Bund ist direkt an Aktiengesellschaften beteiligt, hat Vertreter in Aufsichtsräten sitzen und steckt Geld in Fonds. Das klingt nach einem aktiven Anleger und solider Rendite. Doch die Ergebnisse sind ernüchternd. Vielleicht kein Wunder, bei einem Finanzminister (Olaf Scholz, SPD), der sein Geld nach eigenen Angaben auf dem Sparbuch lässt.

Das Geld für die Pensionsansprüche seiner Staatsdiener verwaltet der Bund in Fonds. Die Portfolioverwaltung übernimmt die Bundesbank. Mitte 2019 lag der Marktwert der Versorgungsrücklage des Bundes bei 14,9 Milliarden Euro. Der Versorgungsfonds des Bundes hatte ein Volumen von 5,7 Milliarden. Der Großteil ist in festverzinslichen Wertpapieren angelegt. Derivate werden nicht gehalten. 20 Prozent des Vermögens wird in Aktien investiert. Dabei wird der Euro-Stoxx-50-Index – mit Ausnahme von Airbus – nachgebildet. Auf Airbus wird verzichtet, weil das Konsortium aus Frankreich, Spanien und Deutschland bereits einen so hohen Anteil an dem Unternehmen hält, dass bei weiteren Zukäufen die Abgabe eines Pflichtübernahmeangebots drohen könnte. Die jährliche Rendite beträgt für die Versorgungsrücklage insgesamt 5,4 Prozent, für den Versorgungsfonds 4,6 Prozent.

Im Pflegeversorgungsfonds sind 6,4 Milliarden Euro nach demselben Prinzip angelegt. Die jährliche Rendite beträgt (annualisiert) seit 2015 insgesamt 2,42 Prozent, beim Aktienanteil nur 2,28 Prozent.

Nach Inflation bleibt da nicht mehr viel übrig – und die Werte waren sogar schon mal schlechter, lagen unter einem Prozent. 2016 hatte es daher Forderungen nach einer Auflösung des Fonds gegeben. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis forderte damals, das Geld lieber direkt in der Versorgung einzusetzen, statt einfach zuzusehen, wie das Fondsvermögen schrumpft.

Außerdem wirkt die Konzentration auf den Euro-Stoxx-50 fragwürdig. Das Innenministerium schrieb dazu, es werde so eine breite Risikostreuung gewährleistet. Tatsächlich entsteht dadurch aber ein regionales Klumpenrisiko – in einem Markt, der ohnehin in den vergangenen Jahren vergleichsweise schlecht lief.

86,4 Millionen Euro Strafzinsen

Ein Spezialfall ist der aktiv verwaltete Fonds zur kerntechnischen Entsorgung. Dieser soll die Finanzierung der Endlagerung sicherstellen. Kons­truiert wurde der Fonds im Juli 2017 als Stiftung. Das Vermögen kommt von den Kraftwerkbetreibern und beträgt derzeit rund 24 Milliarden Euro. 73 Prozent sollen langfristig in risikoreiche Anlagen weltweit fließen. Die Verwaltungskosten betragen derzeit sechs Millionen Euro p. a. (0,15 Prozent des Portfolios). Bis Jahresmitte 2019 lag das bereits investierte Fondsvermögen 6,2 Prozent p. a. im Plus. Insgesamt hat der Fonds aber noch mit Anlaufverlusten zu kämpfen. 2018 gingen 86,4 Millionen Euro an die Bundesbank – als Zins­aufwendungen für geparktes Geld. Es braucht Zeit, um Milliarden im Markt anzulegen. Das Renditeziel: in den nächsten 80 Jahren mindestens 3,7 Prozent jährlich aufs Gesamtvermögen.

Ein wirkliches zukunftsweisendes Modell, wie der norwegische Staatsfonds, der 70 Prozent seines Vermögens weltweit in Aktien investiert, ist in Deutschland nicht in Sicht. Der Entsorgungsfonds muss sich erst noch beweisen. Norwegen kann seit 2006 eine Rendite von rund sechs Prozent per annum vorweisen, inflationsbereinigt und nach Abzug der Kosten bleiben gut vier Prozent netto übrig. Einen Trost gibt es aber auch für deutsche Anleger: Die Messlatte ist niedrig – und besser abzuschneiden als der Staat daher gar nicht so schwer.

Dies ist ein Auszug aus einem Artikel, der in Ausgabe 39/19 erschien.

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