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Deutsche Bank: Nochmals 50 Prozent Kursverlust?

Deutsche Bank: Nochmals 50 Prozent Kursverlust?
Foto: Börsenmedien AG
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DER AKTIONÄR 26.11.2018 DER AKTIONÄR

Debakel! Kursziel-Schock! Hiobsbotschaft! Crash! Die Superlative der Wirtschaftsmedien zum Kursverlauf von Deutsche Bank überschlagen sich. Tatsächlich zeigt ein Blick auf den Langfrist-Chart seit 1997 derzeit wenig Hoffnung für Deutschlands größte Privatbank. Auf absehbare Zeit sind sogar die pessimistischen Ziele von Morgan Stanley denkbar.

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Die Analysten der amerikanischen Investmentbank hatten für die Deutsche Bank in einer Studie im Sommer 2018 drei Szenarien durchgerechnet: Wenn alles optimal für das Geldhaus läuft, prognostizierten sie für die Deutsche Bank ein Kursziel bis August 2019 von 14 Euro. In ihrem Normal-Szenario würde die Aktie auf 9,00 Euro fallen. Damals Anfang August stand die Aktie bei knapp 11 Euro. Als Konsequenz senkte Morgan Stanley seinerzeit den DAX-Wert von „Equal-weight“ auf „Underweight“ – eine Verkaufsempfehlung. Am 24. Oktober 2018 bestätigte Morgan Stanley seine Einschätzung.

Tritt das Schlimmste ein?

Die Amerikaner hatten auch ein pessimistisches Szenario durchgerechnet. In einem schlechten Konjunkturumfeld und stockender Umstrukturierung mit zu kleinen Kostensenkungen und entsprechend dünner Profitabilität der Deutschen sahen sie seinerzeit den Aktienkurs bis nächsten Sommer auf bis zu 4,00 Euro fallen. Vier! Vom Freitags-Schlusskurs 8,17 Euro gerechnet wäre das nochmals eine Kurshalbierung.

Doch Chef Christian Sewing und sein Führungsteam sind nicht untätig. Fieberhaft wird optimiert, reduziert und konsolidiert. Auf einer Banking-Veranstaltung brachte Sewing auch eine Kooperation mit anderen Banken ins Spiel. Er forderte, dass die Banken in Europa über alternative Möglichkeiten einer Zusammenarbeit nachdenken sollten. Für Teilbereiche seien auch Gemeinschaftsunternehmen denkbar.

Nur Peanuts

Doch die Zeit läuft davon, derartige Joint Ventures lassen sich nicht in wenigen Wochen aus dem Boden stampfen. Während sich das digitale Geldgeschäft beschleunigt (vor allem bei Zahlungsdienstleistern), das Konjunkturumfeld zu verschlechtern beginnt und das Zinsniveau immer noch am Boden liegt, halten sich die Erträge der einst so mächtigen Deutschen Bank im Peanuts-Bereich.

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Der ganze Konzern ist an der Börse nur noch 17 Milliarden Euro wert. In früheren Zeiten wäre das Haus auf diesem Niveau schon längst von einem Konkurrenten geschluckt worden. Und heute? Der US-Banken-Riese Citigroup hat gerade dankend abgelehnt. Man habe kein Interesse an der Deutschen Bank. Citi-Chef Michael Corbat antwortete dem Manager-Magazin auf die Frage, ob die derzeit ausgesprochen niedrige Marktbewertung der Deutschen Bank nicht eine Chance biete: "Wir sind nicht der richtige Partner für die Deutsche Bank. Man würde sich für die Bank eine Lösung wünschen, bei der sich beide Seiten richtig ergänzen. Vieles, was die Deutsche Bank macht, überschneidet sich mit Teilen unseres Geschäfts."

Weiter warten

Auch die oft zitierte Fusion mit der Commerzbank brächte nur wenig, um gegen die großen Amerikaner "anzustinken". Die gemeinsame "Deutsche Commerzbank" käme nach heutigem Stand auch nur auf rund 27 Milliarden Euro Marktkapitalisierung. Zum Vergleich: Die Citigroup bringt derzeit etwa 135 Milliarden Euro auf die Waage, die größte US-Bank JP Morgan Chase sogar 318 Milliarden.

So ist ein weiteres Abrutschen des Aktienkurses der Deutschen Bank nicht ausgeschlossen. Wahrscheinlich werden die angesprochenen vier Euro nicht erreicht, da sich die Ertragslage der Bank weiter stabilisieren wird. Am Montag zeigt sich der DAX-Wert in freundlichem Umfeld auf 8,38 Euro erholt. Doch DER AKTIONÄR meint: Ein Kauf der Aktie drängt sich weiterhin nicht auf.

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