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03.11.2016 Michael Schröder

Berichtssaison läuft: Vorstände tricksen, Notenbanken fluten und Anleger hoffen – Robert Halver im Gespräch

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Traditionell sind die US-Unternehmen die ersten, die über ihr Geschäft in einem abgelaufenen Quartal berichten. Daher hat die US-amerikanische Earnings Season schon Anfang Oktober begonnen. Deutsche Gesellschaften lassen sich in der Regel etwas mehr Zeit. Die meisten Zahlen der DAX-Konzerne kommen schwerpunktmäßig Mitte November herein. DER AKTIONÄR sprach mit dem Kapitalmarktexperten Robert Halver von der Baader Bank über den bisherigen Verlauf der Q3-Berichterstattung.

DER AKTIONÄR: Wie verläuft die Q3-Berichtssaison in Deutschland?

Robert Halver: Auf den ersten Blick können deutsche Unternehmen in der aktuellen Berichtsaison für das abgelaufene zweite Quartal 2016 zwar überzeugen. Rund 80 Prozent der bislang berichtenden DAX-Unternehmen haben laut Finanzdatenanbieter Bloomberg gewinnseitig positiv überrascht. Im MDAX sind es mit 73 Prozent auch nicht wesentlich weniger.

Klingt doch eigentlich ganz gut, oder?

Ja, aber man hat sich hier eines Tricks bedient, der schon viele Quartale zum Einsatz kommt. Im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung werden die Finanzanalysten durch Unternehmen dazu veranlasst, ihre Gewinnschätzungen zu reduzieren. Dann, bei Gewinnveröffentlichung fallen die Ergebnisse tatsächlich besser aus. Für diese Gewinnpraxis spricht, dass der Großteil der Unternehmen in Ihren Ausblick bis Jahresende 2016 an ihren Gewinnprognose festhalten und nicht nach oben anpassen. Die fundamentale Aussagekraft von Unternehmensergebnisse ist damit allerdings eingeschränkt. Immerhin, die Gewinnschrumpfung der deutschen Unternehmen seit Jahresbeginn hat allmählich ihre Talsohle durchschritten.

Schneiden die Konzerne in den USA mit ihrer Earnings season denn besser ab?

Auch die Quartalszahlen der US-Unternehmen signalisieren kein fundamental stabileres Aktienbild. Auch hier sind positive Gewinnüberraschungen angesichts im Vorfeld gesenkter Erwartungen üblich und damit kein Hexenwerk. Grundsätzlich macht die verhaltene weltkonjunkturelle Lage auch vor global agierenden US-Konzernen nicht halt.  

Gibt es namhafte Beispiele?

Ja, so zeugt der von Apple berichtete Umsatzrückgang des iPhones um 13 Prozent im dritten Quartal von einer weniger euphorischen Konsumstimmung in den Schwellenländern. Überhaupt, der weltgrößte Baumaschinen-Hersteller Caterpillar rechnet damit, dass die schwierigen weltwirtschaftlichen Bedingungen sogar bis 2017 andauern. Caterpillar ist ein bedeutender Frühindikator für die Weltwirtschaft. Denn bevor Fabriken und Anlageinvestitionen konkret umgesetzt werden können, müssen die Grundstücke dafür erst aufbereitet werden.

Gibt es auch richtige Highlights?

Einzig die soliden Gewinnzahlen der US-Banken zeigen, dass die US-Banken ihre Krise mit viel Hilfe von Mutter Natur - US-Notenbank - längst hinter sich gelassen haben, während die europäische Konkurrenz wegen sich verschärfenden Ertragsproblemen, aber ebenso wegen einer widersprüchlichen Bankenpolitik in Brüssel und auf nationaler Ebene weiter zu leiden hat.

Reicht die Kraft der Zahlen, um Indizes wie DAX und S&P500 nachhaltig anzuschieben?

Eigentlich ist dieses fundamentale Fleisch am Aktien-Knochen so schwach ausgeprägt, dass es als Auslöser für eine Jahresend-Rallye normalerweise nicht taugt. Aber was ist heute schon noch normal? Absurderweise sind verhaltene Gewinnausweise der Unternehmen sogar positiv für Aktienmärkte. Denn würden sie ordentlich ausfallen und damit auch eine stabile Konjunktursituation signalisieren, bestünde ja für Notenbanken kein Anlass mehr, ihre geldpolitische Vollkaskoversicherung aufrechtzuerhalten. Dann würden die Zinsen angehoben, dann gäbe es auf Seiten der Zinsanlagen eine konkurrenzfähige Ersatzbefriedigung zu Aktien. Trendsetter für Aktien ist und bleibt die Geldpolitik. Sie ist das „Killerargument“ im positiven Sinne: Ohne üppige Geldpolitik keine Jahresendrallye.

Die nächsten Notenbank-Sitzungen stehen in Kürze an. Worauf dürfen sich die Anleger hier einstellen?

Während die EZB auf ihrer nächsten Sitzung im Dezember ihr Anleiheaufkaufprogramm über März 2017 hinaus bei gleichzeitiger Aufweichung ihrer Aufkaufbedingungen verlängern dürfte, wird die US-Notenbank selbst bei einer Zinserhöhung im Dezember insgesamt dennoch den zahmsten Zinserhöhungszyklus aller US-Zeiten durchschritten haben. US- und Weltkonjunktur keine harten Zinserhöhungen. An Aktien kommt man also schon aus Gründen der mangelnden Alternative nicht vorbei. Der Anlagenotstand gerade bei großen Kapitalsammelstellen spricht für Aktien.

Wie lautet Ihr Fazit?

Beim Auftreten selbst der schwärzesten Schwäne wird auf das stärkste Glaubensbekenntnis unserer Finanzwelt - die Geldpolitik - verwiesen: Wer Sorgen hat, hat auch Likör!

Mehr zur laufenden Berichtssaison und Einschätzungen zu den Q3-Zahlen von Apple, Deutsche Bank, Tesla, VW und Co lesen sie in der aktuellen Ausgabe, die Sie hier bequem herunterladen können.

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