++ 5 Aktien, die immer steigen ++
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12.01.2024 Jochen Kauper

Porsche AG: Schwache China-Zahlen schicken die Aktie auf Talfahrt

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Porsche AG

Porsche hat im vergangenen Jahr etwas mehr Sport- und Geländewagen verkauft. Weltweit wurden in den vergangenen zwölf Monaten 320.221 Fahrzeuge ausgeliefert. Das seien 3,3 Prozent mehr als 2022, wie der Autobauer am Freitag in Stuttgart mitteilte. Der Absatz wuchs demzufolge in fast allen Weltregionen - im wichtigsten Automarkt China brach er allerdings ein. Dorthin seien 79.283 Wagen ausgeliefert worden. Das entspricht einem Minus von rund 15 Prozent. Der Rückgang sei vor allem auf die herausfordernde Wirtschaftslage in der Region zurückzuführen, hieß es von Porsche.

In Deutschland wuchs die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge 2023 um gut ein Zehntel. Im restlichen Europa verkaufte das Unternehmen, das mehrheitlich zum Volkswagen-Konzern gehört, den Angaben nach rund 12 Prozent mehr Autos. In Nordamerika betrug das Absatzplus 9 Prozent, in Übersee- und Wachstumsmärkten - zu denen unter anderem Afrika, Lateinamerika, Australien, Japan oder Korea gehören – plus 23 Prozent.

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Besonders beliebt war 2023 der Sportwagen-Klassiker 911. Von diesem Modell verkaufte Porsche rund 24 Prozent mehr. Der vollelektrische Taycan, dessen Absatz zuletzt geschwächelt hatte, verkaufte sich ebenfalls besser: Die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge stieg um 17 Prozent auf 40.629. Der Absatz des Kompakt-SUV Macan trat hingegen auf der Stelle. Vom auslieferungsstärksten Modell Cayenne wurden im vergangenen Jahr rund 8 Prozent weniger verkauft.

Vertriebschef Detlev von Platen rechnet mit einem herausfordernden Jahr 2024 - insbesondere mit Blick auf die Marktbedingungen in China. "Wir machen uns fit für die Zukunft und aktualisieren vier von sechs Baureihen", teilte er mit. Das seien so viele Produktanläufe wie noch nie zuvor in einem Jahr. Umso wichtiger sei es, die Absatzstruktur auszubalancieren und die südostasiatischen Märkte weiter zu stärken.

Vor kurzem nahm die HSBC die Kursschwäche der Porsche-Aktie zum Anlass, das Papier auf die Empfehlungsliste zu setzen. Die China-Risiken des Sportwagenbauers seien bereits mehr als eingepreist, schrieb Analyst Micheal Tyndall. Nach der jüngsten Korrektur des Aktienkurses sei das Papier attraktiv bewertet. Die Modelldynamik und die Preismacht würden am Markt aktuell unterschätzt. Das Kursziel von Analyst Tyndall lautet 100 Euro.

"Bei Porsche ist die offene Flanke China und China ist der wichtigste Automarkt und der Zukunftsmarkt. Mit der nachlassenden Position in China verbunden ist die Wettbewerbsfähigkeit der Porsche Elektroautos."

Ferdinand Dudenhöffer - Auto-Experte

Im September 2022 war die Aktie der Porsche AG zu einem Preis von 82,50 Euro emittiert worden. Zuletzt ist das Papier sogar unter den IPO-Preis gefallen. Die Gründe dafür waren vielschichtig: Analysten befürchteten, dass der Macan eine Verkaufslücke im nächsten Jahr aufgrund des Auslaufens des Verbrenners in Europa hinterlassen würde. Zudem sind die Verkaufszahlen im wichtigsten Absatzmarkt China nach einem Minus von 12 Prozent im dritten Quartal weiter abgedriftet. Minus 15 Prozent im Gesamtjahr sind ein Wort! Immerhin verkaufte Porsche rund 25 Prozent seiner Autos in China.

"Bei Porsche ist die offene Flanke China und China ist der wichtigste Automarkt und der Zukunftsmarkt. Mit der nachlassenden Position in China verbunden ist die Wettbewerbsfähigkeit der Porsche Elektroautos, sprich des Taycan in China. XPeng, NIO, BYD, Zeekr und bald auch Xiaomi sind starke Wettbewerber, bei denen zusätzlich die Themen ,Smart Cockpit' und ,autonomes Fahren' Punkte sind, die chinesische Autokäufer ansprechen", sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.

Ähnliche Probleme sehen die Experten der UBS, die nach den Zahlen das Kursziel für die Porsche-Aktie von 115 Euro auf 104 Euro zurück nahmen.


Porsche
Foto: Martin Mrowka/Börsenmedien AG
Porsche-Chef Oliver Blume und Finanzvorstand Lutz Meschke

'"Als Technologieträger steckt der vollelektrische Macan voller Innovationen: Die neue Infotainment-Generation bietet unter anderem eine leistungsfähigere Konnektivität und die Nutzung von Drittanbieter-Apps."

Lutz Meschke - Finanzvorstand, Porsche AG

Porsche wird in China gegensteuern. In Zukunft wird sich der Luxusauto-Hersteller auf Rentabilität statt Volumen konzentrieren. Darüber hinaus will man sich mehr am Kunden orientieren. Das Infotainment soll in den Mittelpunkt rücken. Dafür soll speziell ein erstes "in China für China" entwickeltes Infotainment-System bis Ende 2024 entwickelt werden.

Positiv: Porsche hat zuletzt mitgeteilt, dass der vollelektrische Macan im zweiten Quartal 2024 ausgerollt wird. Darüber hinaus sollte der neue Cayenne die Verkaufszahlen wieder antreiben.

„Mit seiner 800-Volt-Architektur, leistungsstarken Elektromotoren der neuesten Generation und einem modernen Batterie- und Lademanagement wird er die für Porsche typische E-Performance zeigen. Unser Ziel ist es, dass er das sportlichste Modell in seinem Segment sein wird - und gleichzeitig sehr effizient. Alle Derivate werden WLTP-Reichweiten über 500 km bieten.

"Als Technologieträger steckt der vollelektrische Macan voller Innovationen: Die neue Infotainment-Generation bietet unter anderem eine leistungsfähigere Konnektivität und die Nutzung von Drittanbieter-Apps“, sagte Porsche CFO Lutz Meschke vor kurzem gegenüber dem AKTIONÄR.

Porsche AG (WKN: PAG911)

Porsche dürfte, was die Margen angeht, das Tief gesehen haben. Ein großes Problem stellt für den Luxusauto-Hersteller nach wie vor China dar. Die Verkäufe sind von 32 Prozent (Anteil am Gesamtabsatz) auf 25 Prozent gesunken. Hier muss Porsche gegensteuern und mit innovativen Produkten Marktanteile zurück gewinnen. Neue Modelle und ein besserer Preis-Mix im Jahr 2024 sollten die Aktie wieder Richtung 100 Euro bringen.


Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche AG.

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