Amazon versucht seit längerer Zeit im 770 Milliarden Dollar großen US-Lebensmittelmarkt Fuß zu fassen. Der E-Commerce Gigant verfolgt dabei unterschiedliche Ansätze, der Marktanteil bleibt jedoch gering – aber das dürfte sich bald ändern.
Zum einen plant der Konzern, unter dem Namen AmazonFresh, die Lieferung von zuvor online bestellten Lebensmitteln. Zum anderen bereitet Amazon den Einsatz von Drive-in-Stationen vor, an denen Kunden mit dem Auto vorfahren und die im Internet bestellten Lebensmittellieferungen abholen können. Diesen Service, der testweise für alle Amazon-Beschäftigten eingeführt wurde, nennt der Konzern AmazonFresh Pickup.
Auch ein „traditioneller“ Lebensmittel-Laden ist bereits als Prototyp in Seattle gestartet. Jedoch bezieht sich „traditionell“ nur darauf, dass Kunden einen tatsächlichen Laden betreten, in dem sie die Waren aus Regalen nehmen können. Die Kasse sowie die Kassiererin werden durch moderne Technik ersetzt. Eigentlich sollte der der Amazon Go genannte Laden Ende März seine Pforten öffnen –aufgrund technischer Probleme, verschob sich jedoch der Start.
Vom gesamten 770 Milliarden Dollar Lebensmittelmarkt entfallen nur 0,8 Prozent auf Amazon. Zudem erfolgen nur zwei Prozent aller Lebensmittelverkäufe in den USA online. Um den Marktanteil schnell und in großem Umfang auszuweiten, könnte Amazon einen US-Lebensmittelhändler übernehmen. Spekuliert wird aktuell insbesondere um eine Übernahme der Einzelhändler Whole Foods und BJ´s Wholesale Club.
Grafik-Quelle: Bloomberg
Disruptor Amazon
Es ist wahrscheinlich, dass Amazon, aufgrund der Möglichkeit hohe Investitionen zu tätigen, Marktanteile dazugewinnen kann. Fraglich ist, ob daraus ein neues profitables Segment entsteht. Amazon bot bereits im Jahr 2010 verstärkt Lebensmittel an und hatte kaum Erfolg. Ebenso zweifelhaft ist der Erfolg anderer Lebensmittelhändler, die in den vergangenen Jahren Lebensmittellieferungen starteten.
Durch technologische Innovationen schaffte es Amazon in der Vergangenheit auf neuen Märkten als Disruptor aufzutreten. Insbesondere das Konzept des Amazon Go Shops wirkt vielversprechend. Sollte es bei Lebensmitteln dennoch nicht klappen bleiben noch Amazon Web Services, Alexa, Amazon Game Studies, Amazon Apparel und einige mehr. Derart experimentier- und expansionsfreudig wie Amazon sind nur wenige Großkonzerne. „Klarer Kauf“ für die Aktien des vielversprechenden Wachstumsunternehmens.