Wer geglaubt hatte, Amazon würde nach den Zahlen nachhaltig an Drive verlieren, wird nun eines Besseren belehrt. Die Aktie des E-Commerce- und Cloudkonzerns hat am Dienstag mit exakt 2.485 Dollar ein neues Rekordhoch markiert. Das 2020er-KGV liegt nun bei 132 – aber das spielt keine Rolle. Der Aufstieg sollte weitergehen.
Amazon bleibt eine Macht – und immer für eine Überraschung gut. Die Premiere in der Fußball-Bundesliga kam zwar erst auf den letzten Drücker zustande und lief technisch alles andere als sauber ab. Trotzdem zeigt der Einstieg, wie flexibel der Riese Amazon sein kann. Schließlich war der TV-Deal erst fünfeinhalb Stunden vor dem Anpfiff des Geisterspiels Bremen gegen Leverkusen perfekt gemacht worden.
Langfristig ist das kurzfristige Amazon-Debüt als Zeichen zu verstehen. Der US-Konzern, der zuletzt Rechte für die englische Premier League und die Champions League gekauft hatte, dürfte auch bei der auf Juni verschobenen Auktion der DFL für die Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 kräftig mitbieten.
Die Idee dahinter: Amazon macht seinen Dienst Prime durch die Übertragung von Bundesligaspielen noch attraktiver. Bislang kommen die Abonnenten bereits in den Genuss von massenhaft Serien, Filmen und Songs.

Prime-Kunden sind für Amazon Gold wert. Ein Prime-Kunde gibt in den USA mit jährlich 1.400 Dollar im Schnitt fast zweieinhalbmal so viel aus wie ein gewöhnlicher Amazon-Kunde (600 Dollar).
Die Börse glaubt, dass Amazon der Konzern sein wird, der in Zukunft noch mehr Einfluss auf unser Leben haben wird. Und genau danach sieht es aus. Viele Einzelhändler werden die Coronakrise sehr wahrscheinlich nicht überstehen, Amazon hingegen kann sich vor Bestellungen kaum retten. Die Aktie bleibt ein Basisinvestment.