++ Neue Chance in China ++
30.08.2022 ‧ dpa-Afx

Original-Research: tick Trading Software AG (von GBC AG):

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TICK TRADING SOFTWARE AG INHABER-AKTIEN O.N.

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Original-Research: tick Trading Software AG - von GBC AG

Einstufung von GBC AG zu tick Trading Software AG

Unternehmen: tick Trading Software AG
ISIN: DE000A0LA304

Anlass der Studie: Managementinterview
Letzte Ratingänderung:
Analyst: Marcel Goldmann

30.08.2022 - Managementinterview mit der tick Trading Software AG

'Wir wollen langfristig als einer der führenden Anbieter in Europa für
elektronische Handelssysteme wahrgenommen werden'

Mit der Gründung der tick Trading Software AG (tick TS) im Jahre 2002
setzten sich Oliver Wagner, Matthias Hocke und weitere Unternehmer aus der
Finanzindustrie die Entwicklung einer der professionellsten und
fortschrittlichsten Handelsplattformen zum Ziel. Mit der TradeBase MX
Plattform stellt die tick TS AG diese nun weltweit erfolgreich ihren Kunden
zur Verfügung. Seit einigen Jahren komplettieren neben der TBMX Plattform
direkte Anbindungen an nationale und internationale Marktplätze und Broker,
eine eigene Hosting- und Housing-Infrastruktur und eine TBMX White Label
App sowie ein e-Trading Compliance Monitor (ECM) zur Einhaltung von ESMA-
Vorschriften das Portfolio des Unternehmens.

Am 28.06.2022 hat tick TS seine Geschäftszahlen zum ersten Halbjahr des
aktuellen Geschäftsjahres 2021/22 veröffentlicht. Vor diesem Hintergrund
haben wir die Chance genutzt, um mit Carsten Schölzki, dem Vorstand der
tick TS, ein Interview zur aktuellen Geschäftsentwicklung, zum
Geschäftsmodell und zu den Perspektiven der Gesellschaft zu führen.

GBC AG: Die tick TS agiert mit ihrem softwarebasierten Leistungsangebot im
Finanzsektor und unterstützt u.a. Finanzunternehmen bei der Digitalisierung
Ihrer Geschäftsmodelle und bei der Einhaltung von Compliance-Vorschriften.
Wie entwickelt sich aktuell der Markt, indem die tick TS agiert? Welche
Trends sind in Ihren Marktsegmenten zu beobachten und inwiefern kann Ihr
Unternehmen von diesen identifizierten 'Strömungen' profitieren?

Carsten Schölzki: Die tick Trading Software AG agiert in einem Markt, der
einerseits geprägt ist von ständiger Weiterentwicklung und von Ideen, die
junge und agile Finanztechnologieunternehmen umsetzen wollen und anderseits
gibt es vonseiten der Kundschaft den Willen und die Notwendigkeit, erprobte
und stabile Systeme einzusetzen. Die Endkunden wollen im Wertpapierhandel
alle technischen Raffinessen nutzen können, gleichzeitig müssen die Systeme
aber ständig verfügbar und einsatzbereit sein.

Zu den Trends: In den vergangenen Jahren konnten wir erleben, dass viele
junge Leute den Wertpapierhandel für sich entdeckt haben und viele davon
auch nach Abflauen des Hypes um die sogenannten Gamestop-Aktien weiterhin
aktiv sind. Gleichzeitig haben auch ältere, eher konservative Menschen
Wertpapiere für sich entdeckt. Es ist gar nicht mehr ungewöhnlich, wenn der
Opa für den Enkel einen ETF Sparplan anlegt, anstatt regelmäßig auf ein
Sparkonto einzuzahlen.

Ein weiterer Trend ist die ständige Erweiterung der Compliance
Anforderungen an unsere Kunden und direkt und indirekt auch an uns. Von
beiden Trends können wir profitieren, da sie zu einer erweiterten Nutzung
unserer Trading-Software führen wird.

GBC AG: tick TS verfolgt allgemein eine wachstumsorientierte
Unternehmensstrategie. Bitte erläutern Sie uns nochmal kurz den aktuellen
strategischen Fokus Ihrer Gesellschaft.

Carsten Schölzki: In erster Linie wachsen wir mit unseren Kunden. Wird
unsere Software bei den bestehenden Kunden stärker und umfassender
eingesetzt, dann ist dies natürlich auch mit einer Steigerung unserer
Erlöse verbunden. Daneben setzen wir alles daran, neue Kunden zu gewinnen
und mit diesen ein ganz neues Produkt aufzubauen oder ein bestehendes
Handelssystem zu ersetzen.

GBC AG: Der russische Überfall auf die Ukraine führte zu einer großen
Diskussion um die Ressourcenknappheit und auch ein möglicher Konflikt in
China/Taiwan beunruhigt die Finanzmärkte. Inwiefern sehen Sie die tick TS
berührt von den aktuellen Entwicklungen in der Welt?

Carsten Schölzki: Wir sind in erster Linie tief betroffen von den
Geschehnissen in der Ukraine und hoffen, dass dieser und auch der Konflikt
zwischen China und Taiwan schnell friedlich und gleichberechtigt gelöst
werden kann. Glücklicherweise treffen uns die Auswirkungen von Sanktionen
und Lieferengpässen nur indirekt durch die allgemeine wirtschaftliche
Entwicklung. Die tick TS hat keine nennenswerten eigenen
Geschäftsbeziehungen nach Osteuropa oder China. Neben den
Preissteigerungen, die wir selbst nur bedingt und zeitlich verzögert an
unsere Kunden weitergeben können, sehen wir das Risiko, dass gewisse IT-
Ausrüstungsgegenstände und Entwicklerkapazitäten knapp und dadurch noch
teurer werden könnten.

GBC AG: Vor dem Hintergrund der Gefahr einer deutlichen Abkühlung der
Konjunktur oder gar rezessiven Entwicklung. Wie stabil bzw. robust schätzen
Sie Ihre Zielmärkte und Ihr Geschäftsmodell im Falle einer auftretenden
Rezession oder geringeren Handelsaktivitäten ein?

Carsten Schölzki: Eine Rezession allgemein und geringere Handelsaktivitäten
im Besonderen sind grundsätzlich keine guten Vorzeichen für unser Geschäft.
Während der Wegfall von lastenabhängigen Vergütungen sich direkt auf
unseren Gewinn auswirken würde, profitieren wir bei einer nur kurzfristigen
Konjunkturdelle von unserem hohen Anteil an fixen Umsätzen und langen
Kündigungsfristen. Dadurch sind wir in der Lage, früh auf sinkende Umsätze
zu reagieren und die eigene Kostenbasis anzupassen.

Wie man an der Geschäftsentwicklung der tick-TS nach 2009 sehen konnte,
führte auch der damalige Einbruch an den Kapitalmärkten im Rahmen der
letzten Finanzkrise zu einem nur kurzzeitigen Rückgang der Geschäfte.
Entsprechend gehen wir davon aus, dass ein neuerlicher Einbruch der
Konjunktur keine langanhaltenden Auswirkungen auf die tick-TS haben wird.
Um dennoch auch wirtschaftlich auf einen stärkeren Einbruch vorbereitet zu
sein, haben wir bereits im letzten Geschäftsjahr unsere Eigenkapitalbasis
aus eigener Kraft verstärkt. Wir werden auch weiterhin die bestehenden
satzungsmäßigen und bilanziellen Möglichkeiten nutzen, die Resilienz der
tick TS zu erhöhen.

GBC AG: Ihr Unternehmen hat kürzlich seine Geschäftszahlen für die ersten
sechs Monate des aktuellen Geschäftsjahres bekannt gegeben. Wie zufrieden
sind Sie mit der bisherigen Geschäftsentwicklung? Wie fällt Ihr Fazit für
diese Geschäftsperiode aus?

Carsten Schölzki: Angesichts der Marktlage hat sich unser Geschäft gut
entwickelt. Natürlich ist man immer bestrebt, besser als im Vorjahr zu
sein, aber nach den außerordentlichen Zahlen im Geschäftsjahr 2020/2021 war
das von vornherein nicht erwartbar. Highlights der ersten sechs Monate
waren für uns das Projekt sino/Baader, bei welchem wir den Wechsel der sino
AG von der HSBC zur Baader Bank als abwickelnde Bank umsetzen, und die
weiterhin außerordentlich gute Entwicklung bei der Trade Republic. Wir sind
stolz, deren Erfolgsgeschichte mit unserer Software von Anfang an mit
aufgebaut und begleitet zu haben.

GBC AG: Im Rahmen der Veröffentlichung Ihres Halbjahresgeschäftsberichts
haben Sie ebenfalls bekannt gegeben, dass es der tick TS gelungen ist, eine
weitere renommierte inländische Bank als Kunden zu gewinnen. Welche
Potenziale sehen Sie allgemein für diese gestartete Kooperation? In welchen
Bereichen könnten sich zusätzliche Erlöschancen ergeben?

Carsten Schölzki: Eine neue Geschäftsbeziehung führt im Normalfall zu zwei
oder drei Erlösströmen. Bei der Anbindung unserer Software an die
Bankensoftware des Kunden fallen Einmalerlöse an, deren Umfang abhängig
davon ist, wie speziell die Kundenwüsche sind und ob wir früher bereits
andere Kunden an diese Software bzw. die entsprechende Schnittstelle
angebunden haben. So wird es zukünftig vermutlich einfacher, neue Kunden
mit Anbindung an die Baader Bank auf unsere Software zu migrieren.
Besonders nachhaltig sind die Lizenzerlöse aus der Nutzung unserer
Software. Die Höhe dieser Erlöse ist anhängig davon, in welchem Umfang und
mit welchen Börsen- und Marktdatenanbindungen TBMX genutzt wird und wie
viele Nutzer auf Kundenseite aktiv sind. Ein möglicher dritter Erlös ergibt
sich, wenn mit dem Kunden lastabhängige Gebühren vereinbart wurden.

GBC AG: tick TS konnte in der Vergangenheit deutliche Zuwächse auf Umsatz-
und Ergebnisebene erreichen. Was können Anleger und Investoren im laufenden
Geschäftsjahr von Ihrem Unternehmen erwarten? Welche Unternehmens-Guidance
haben Sie sich gegeben?

Carsten Schölzki: Leider mussten wir zwischenzeitlich unsere Ziele für das
laufende Geschäftsjahr leicht nach unten anpassen und gehen nunmehr davon
aus, dass wir einen Jahresüberschuss in einer Spanne von TEUR 1.800 - TEUR
2.200 erreichen werden. Diese Anpassung wurde notwendig, da wir
Kostenerhöhungen aufgrund der sprunghaft angestiegenen Inflation nicht
unmittelbar an unsere Kunden weitergeben und vor allem, weil wir ein
bislang eingeplantes Projekt mit einem Bestandskunden nicht wie geplant in
diesem Geschäftsjahr umsetzen konnten.

Da es bei unseren Investoren Spekulationen um dieses Projekt gab, lassen
Sie mich erläutern, dass es sich dabei nicht um das fast fertiggestellte
sino/baader Projekt handelt und wir auch Stand heute nicht genau sagen
können, in welcher Form dieses Projekt zukünftig umgesetzt wird. Um welchen
Kunden es sich dabei handelt, kann ich leider nicht sagen, da wir mit der
Nennung ungewollt Informationen preisgeben würden, die Rückschlüsse auf das
Geschäft dieses Kunden zulassen würden. Sie können sich vorstellen, dass
dieser Kunde davon nicht begeistert wäre und unsere zukünftige
Zusammenarbeit darunter leiden könnte.

GBC AG: Wo sehen Sie tick TS in den kommenden drei bis fünf Jahren,
insbesondere im Hinblick auf Geschäftsvolumen und Leistungsangebot? Welche
allgemeine Vision verfolgen Sie für Ihr Unternehmen?

Carsten Schölzki: Wir wollen langfristig als einer der führenden Anbieter
in Europa für elektronische Handelssysteme wahrgenommen werden. Diese
Vision ist eine immense Herausforderung, da unser Geschäftsfeld sehr
abhängig ist von Faktoren, die wir nicht beeinflussen können. Dadurch ist
es auch schwierig, eine Prognose über einen so langen Zeitraum zu geben.
Wie Sie wissen, verpflichtet uns unsere Satzung zur fast vollständigen
Ausschüttung unseres Bilanzgewinns. Wenn wir es schaffen, unseren
Aktionären eine Rendite von im Durchschnitt mindestens 5,0% zu ermöglichen,
wäre dies eine Zielstellung, die ich auch langfristig für erstrebenswert
halte.

Im Hintergrund bedeutet so eine Rendite aber viel Arbeit und das ständige
Streben, bestehenden Kunden und potenziellen Neukunden zuverlässige
Applikationen und Dienstleistungen mit hohem Nutzen anzubieten. Dazu
brauchen wir auch weiterhin die besten Mitarbeiter, ein intensives Gespür
für den Markt und die Wünsche unserer Kunden, und politische
Entscheidungen, die dem Handel auf elektronischen Marktplätzen förderlich
sind. Die Aktienrente könnte so eine Entscheidung sein, wenn diese dazu
führt, dass die Aktionärsquote in Deutschland noch einmal ein gutes Stück
erhöht wird.

GBC: Vielen Dank für das Gespräch.

Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/25215.pdf

Kontakt für Rückfragen
GBC AG
Halderstraße 27
86150 Augsburg
0821 / 241133 0
research@gbc-ag.de
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Offenlegung möglicher Interessenskonflikte nach § 85 WpHG und Art. 20 MAR Beim oben analysierten Unternehmen ist folgender möglicher Interessenkonflikt gegeben: (5a,7,11); Einen Katalog möglicher Interessenkonflikte finden Sie unter:
http://www.gbc-ag.de/de/Offenlegung
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Datum und Zeitpunkt der Fertigstellung der Studie: 29.08.2022 (16:53 Uhr)
Datum und Zeitpunkt der ersten Weitergabe: 30.08.2022 (10:00 Uhr)

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Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw.
Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung
oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.

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Quelle: dpa-AFX

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