Es ist derzeit ein munteres Spielchen. Praktisch kein Tag vergeht, an dem nicht eine Großbank ihren Goldpreis anhebt. Oder soll man sagen „anheben muss“? Die Analysten wurden von der Rallye überrascht und müssen jetzt nachrudern. Schließlich ist es nicht sonderlich realistisch, mit einer Goldpreisprognose von 1.200 oder 1.300 Dollar zu brillieren, während sich Gold langsam dem 1.600er Bereich nähert.
Unser heutiger Kandidat ist die BNP Paribas. Die Analysten glauben, dass der Goldpreis im ersten Quartal 2020 die Marke von 1.600 Dollar erreichen wird. Die Argumentation der Analysten: Die Fed wird die Zinsen in den kommenden Monaten senken, um den Spannungen zwischen China und den USA Rechnung zu tragen. Außerdem sollten die Zinssenkungen auch dem nachlassenden Wirtschaftswachstum in den USA Rechnung tragen. Das spiele Gold in die Karten. „Wir erwarten, dass Gold deutlich steigen wird“, erklären die Analysten der BNP.
Nun, die Argumente sind bekannt. Da Gold aber aktuell im Bereich von 1.550 Dollar notiert kann man nur schwerlich von „deutlich steigen“ sprechen, wenn man ein Kursziel von 1.600 für das erste Quartal 2020 ausgibt. Das wären 50 Dollar binnen sechs Monaten. Das mag vieles sein, sicherlich aber kein „deutlicher Anstieg“. Dass Analysten prozyklisch, bei deutlichen und für sie überraschenden Anstiegen sogar eher spätzyklisch agieren, hatte ich an dieser Stelle schon geschrieben. Die Rallye von Gold kam nach Jahren der Stagnation des Goldpreises sicherlich für viele Analysten überraschend und die Kursziele steigen jetzt sukzessiv. Sollte Gold tatsächlich schon in wenigen Wochen die 1.600 Dollar erreichen, werden die Kursziele abermals angehoben. So ist das Spiel. Anleger tun gut daran, sich ihr eigenes Bild zu machen und sich nicht auf Kursziele von Großbanken zu fokussieren. Diese hinken häufig der Bewegung hinterher.