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20.11.2019 DER AKTIONÄR

Deutsche Bank und Commerzbank: Missverstanden und völlig unterbewertet?

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Commerzbank

Die beiden deutschen Großbanken machen seit geraumer Zeit immer wieder Schlagzeilen. Es sind überwiegend negative. Niedrigzinsen der Notenbank, immer stärkere Regulierung und harter Wettbewerb stellen das Geschäftsmodell in Frage. Die Kurse sinken seit Jahren. Doch seit diesem Jahr befinden sich beide Institute in einem tiefgreifenden Umbau. Zudem scheinen die Bewertungskennzahlen günstig. DER AKTIONÄR ordnet die Fakten ein.

Bis zum Frühjahr hofften die europäischen Banken noch, dass es zu einer Zinswende wie in den USA kommen würde. Doch eine schlechtere Konjunktur und eine zunehmende Belastung im Handelskonflikt brachten sogar die amerikanische Fed zu einer Kehrtwende. Die EZB senkte die Zinsen ebenfalls weiter. Dass die Zinsen in den nächsten Jahren steigen, scheint ausgeschlossen. Zudem ist mit Christine Lagarde nun eine Frau neue Präsidentin der EZB, die die Politik von Mario Draghi verschärft fortführen dürfte.

Beinharter Wettbewerb lässt Margen erodieren

Ein Fokus der neuen Strategie von Deutscher Bank und Commerzbank liegt in der Rückbesinnung auf den deutschen Markt. Doch dort verschärft sich seit Jahren der Wettbewerb: Neben den Sparkassen und Genossenschaftsbanken drängen immer mehr ausländische Institute nach Deutschland. Die Kreditmarge, die einzige Marge, die bei der Negativzinspolitik der EZB bleibt, schrumpft immer weiter zusammen.

Unterbewertet oder unsolide?

Die gegenwärtigen Probleme sind also nicht kurzer Natur. Die vermeintliche Unterbewertung im Kurs-Buchwert-Verhältnis scheint eher darauf zurückzuführen zu sein, dass der Markt den Bilanzen der beiden Banken nicht traut. So kommt die Deutsche Bank auf einen Wert von 0,24, die Commerzbank nur auf 0,20. Zudem gilt es in diesem Fall auch als Zeichen geringer Profitabilität. Der Durchschnitt der EU-Banken beim Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt mit 0,7 deutlich höher.

Derzeit sieht es nicht so aus, als ob sich die Situation für Deutsche Bank und Commerzbank demnächst fundamental ändert. Zu den externen Problemen kommen noch hausgemachte Fehler bei den neuen Strategien. So will die Commerzbank die Gewinnperle mBank, eine polnische Tochter, verkaufen, um den Umbau zu finanzieren. Damit steigt aber die Abhängigkeit vom Heimatmarkt weiter und eine wichtige Ertragsquelle verschwindet. Die Eigenkapitalrendite, die in den kommenden Jahren angestrebt wird, liegt mit mindestens vier Prozent in einem Bereich, in dem keine Bank profitabel arbeiten kann. Damit wird weiter Geld verbrannt.

Die Deutsche Bank will sich nach Jahren wieder auf den deutschen Heimatmarkt zurückbesinnen. Doch der Markt ist jetzt schon übersättigt. Ob man damit hohe Erträge erwirtschaften kann, muss sich erst noch zeigen. Das Ertrags- und Gewinnziel ist auch nach Ansicht der meisten Analysten zu hoch angesetzt. Nur noch einer der Experten rät zum Kauf, die Mehrheit würde Verkaufen.

DER AKTIONÄR rät beide Aktien zu meiden.

Deutsche Bank (WKN: 514000)
Commerzbank (WKN: CBK100)

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