Der US-Autozulieferer Delphi hat von Audi den Zuschlag für die Serienfertigung eines zentralen Fahrerassistenzsteuergerätes (zFAS) erhalten. Bereits innerhalb der nächsten zwei Jahre soll das revolutionäre Gerät serienreif sein und nach und nach in der gesamten Modellpalette Einzug finden.
Unter der Leitung von Audi hat ein Team mit Spezialisten von TTTech, Mobileye, Nvidia und Delphi ein Zentralsteuergerät entwickelt, das alle Systeme des pilotierten Fahrens zentral managt. Dort laufen sämtliche Sensorinformationen zusammen und errechnen in Sekundenbruchteilen ein vollständiges Modell der Fahrzeugumgebung. Dieses steht anschließend allen Assistenzsystemen zur Verfügung. Als erster Autohersteller setzte Audi damit auf eine zentrale Schnittstelle für alle Fahrerassistenzsysteme, denn bisher verfügten diese über jeweils eigene, räumlich getrennte Steuereinheiten. Bei der Weiterentwicklung von Assistenzsystemen bis hin zum autonomen Fahren soll das Gerät zukünftig eine Schlüsselrolle spielen.
Kleiner Rechner, große Power
Trotz der geringen Größe eines Tablet-PCs soll das zFAS-Board über enorme Rechenleistung verfügen. Möglich machen das mondernste Prozessoren von Mobileye und Nvidia. Schon in den nächsten zwei Jahren wird der Zulieferer Delphi die Serienproduktion aufnehmen, damit das zFAS-Board nach und nach in allen Audi-Modellen Verwendung findet.
Riesiger Zukunftsmarkt
Was im Bereich des autonomen Fahrens bereits möglich ist, hat Audi mit einigen spektakulären Versuchen demonstriert. Mit Nvidia-Technik an Bord fuhr ein A7 die rund 900 Kilometer lange Strecke von San Francisco nach Las Vegas im Januar zumeist selbst, ohne Eingriffe des menschlichen Fahreres. Bei einer Runde über den Hockenheimring schlug ein autonomer RS 7 den von menschlichen Fahrern gelenkten Konkurrenten um ganze fünf Sekunden.
Viele der zukunftsweisenden Funktionen kommen heute bereits als Assistenzsysteme in Serienfahrzeugen zum Einsatz, beispielsweise bei Einpark-, Spurhalte- oder Notbremsassistenten. Laut dem Branchendienst Bloomberg rechnen die Strategieberater von Roland Berger damit, dass komplett selbstständig fahrende Autos ab dem Jahr 2030 die Straßen erobern werden. Im autonomen Fahren sehen die Experten ein zusätzliches Umsatzpotenzial für die Auto-Industrie im Bereich von 40 bis 60 Milliarden Dollar.
Die Konkurrenz schläft nicht
Audi ist auf dem richtigen Weg und investiert weiter in den Megatrend autonomes Fahren. Bewährt sich das zFAS-Board, wird es früher oder später sicher bei den anderen Marken des Volkswagen-Konzerns eingesetzt werden. Aber auch die Konkurrenz von Daimler schläft nicht: Im Rahmen der Hauptversammlung kündigte der Stuttgarter Autobauer an, künftig ebenfalls stärker in Forschung und Entwicklung investieren zu wollen.