Microsoft überraschte gestern mit einer Umsatz- und Gewinnwarnung und sorgte für einen holprigen Handelsauftakt an den US-Börsen. Die Anlegersorgen verflogen jedoch relativ schnell. Alle großen US-Indizes beendeten den Handel deutlich im Plus. Und dafür gibt es gute Gründe.
Microsoft begründete seine gekappte Prognose nicht etwa mit den eingetrübten Konjunkturaussichten, sondern mit Währungseffekten. Das Unternehmen ist global aktiv und erwirtschaftet knapp die Hälfte der Umsätze außerhalb der USA.
Aufgrund der steigenden Zinsen in den USA hat der Dollar gegenüber vielen anderen Währungen, wie etwa Euro, Pfund oder Yen, zugelegt. Dadurch sinken im Geschäftsbericht von Microsoft auch die Umsätze und Gewinne in Regionen, deren Währungen gegenüber dem Dollar zuletzt abgewertet haben.
Diese Währungseffekte haben jedoch keinerlei Auswirkungen auf die Nachfrage- und Auftragssituation von Microsoft. Die jüngsten Geschäftszahlen von Salesforce und Intuit zeugen viel mehr davon, dass die Nachfrage nach Produktivitätssoftware – also im Kerngeschäft von Microsoft – trotz des makroökonomischen Gegenwinds boomt. Operativ dürfte folglich auch Microsoft weiterhin gut performen.
Analysten bleiben bullish
Davon gehen offensichtlich auch die Wall-Street-Experten aus. So hat JPMorgan-Analyst Mark Murphy Microsoft auf "Übergewichten" mit einem Kursziel von 320 Dollar belassen. Der Softwarekonzern habe den Quartals-Umsatzausblick zwar wegen Belastungen durch den erstarkten Dollar gesenkt, die Prognose spiegele aber immer noch ein gesundes Nachfrageumfeld wider, so Murphy.
Auch Barclays-Experte Raimo Lenschow bleibt bei seinem Kursziel von 363 Dollar und der Einstufung "Übergewichten". Trotz der anfänglichen negativen Kursreaktion sehe er darin kein spannendes Ereignis. Mit Währungseffekten seien externe Faktoren ausschlaggebend und keine grundlegende Schwäche. Die meisten Investoren schauten bei Microsoft ohnehin lieber auf währungsbereinigte Kennziffern, so Lenschow.
Die Währungseffekte haben keine besonderen Auswirkungen auf die operative Entwicklung des Softwareriesen. Vielmehr bleiben die Aussichten für Microsoft weiterhin hervorragend. Anleger bleiben investiert und lassen die Gewinne laufen – insbesondere da Euro-Anlegern der starke Dollar ebenfalls in die Hände spielt.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor Emil Jusifov hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Microsoft.