Allianz-Chef rechnet mit EZB ab: "Der Sparer wird betrogen!"

Allianz-Chef rechnet mit EZB ab:
Foto: Börsenmedien AG, Allianz; Gunnar Menzel
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Thomas Bergmann 23.12.2020 Thomas Bergmann

Allianz-Chef Oliver Bäte lässt in einem Interview mit dem Handelsblatt kein gutes Haar an den europäischen Währungshütern. Die Gesellschaft würde systematisch belogen, die Sparer betrogen. Die andauernde Niedrigzinspolitik werde zudem dazu führen, dass Wettbewerber aus dem Markt ausscheiden. Die Allianz sieht Bäte bei der Umsetzung seiner Strategie auf einem guten Weg.

"Ich rechne gerade angesichts der massiven Verwerfungen damit, dass ein paar Wettbewerber, die nicht gut gewirtschaftet haben, ausscheiden", sagte Bäte dem Handelsblatt. Zur Marktwirtschaft gehöre das Ausscheiden von Unternehmen, die es nicht schafften.

Ein Grund ist zweifelsohne die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank, mit der der Top-Manager hart ins Gericht geht: "Wir bereiten bereits der nächsten großen Krise den Boden." Auch in Teilen des Aktienmarktes gebe es inzwischen "völlig abstruse Bewertungen", sagte der 55-Jährige mit Blick auf teils stark gestiegene Aktienkurse. Durch die verfehlte Geldmarktpolitik mangele es an Innovationen, Investitionen in Infrastruktur, am Ausbau von Wettbewerbsfähigkeit bei Energie, Technologie oder Klimawandel.

"Unsere Fähigkeit zu investieren geht systematisch nach unten", mahnte Bäte. Deutschland brauche jedoch mehr Fiskalpolitik, mehr Innovationen, mehr Reformen und müsse mehr in Bildung investieren, "damit wir langfristiges Wachstum erzeugen statt permanent Geld zu verteilen, das wir von unseren Kindern stehlen".

Systematische Lüge

Bäte zufolge wird die Gesellschaft systematisch belogen, was die Folgekosten der Niedrigzinsen betrifft. Irgendjemand müsse die Schulden zurückzahlen. Selbst wenn die EZB aufhöre, Anleihen zu kaufen, dauere es Jahre, bis die Zinsen auf ein ökonomisch rationales Niveau zurückfänden. "Wir werden noch zehn Jahre Null- oder Negativzinsen haben", sagte Bäte. "Die Geldpolitik ist dabei, die Sparer zu enteignen." Wer Geld spare, werde "entreichert" und dessen Rendite umverteilt. "Die Sparer werden betrogen, das gilt auch für Lebensversicherungskunden", sagte Bäte.

Trotz der aktuellen Lage rät Bäte jungen Menschen vom Abschluss einer Lebensversicherung nicht ab. Das Produkt an sich sterbe nicht aus. "Ich würde meinen Kindern ein Mischprodukt empfehlen, das einen Teil des Kapitals absichert und einen anderen Teil ins Risiko steckt. Da bekommen sie noch eine ordentliche Renditeerwartung." Zudem sollte die junge Generation das Verhältnis zwischen Risiko und Rendite anders gestalten als Menschen, die sich in der zweiten Lebenshälfte befinden. 

Allianz (WKN: 840400)

Was die Umsetzung des eigenen Strategieplans, den Bäte "Einfachheit gewinnt" betitelt hat, betrifft, sei man schon weit gekommen. "Wir nehmen seit fünf Jahren Komplexität aus unseren Verträgen", sagte Bäte. Das komme bei den Kunden gut an. "Trotz Covid-Zeiten haben wir die absolut besten Verkaufserfolge aller Zeiten in Deutschland erreicht", so der Allianz-Chef.

Die Allianz wird 2020 trotz Corona und trotz Niedrigzinspolitik ein Ergebnis im Bereich von zehn Milliarden Euro erwirtschaften. Davor muss man seinen Hut ziehen. Die Aktionäre dürften in Form von steten Dividenden und weiteren Kursgewinnen belohnt werden.

Hinweis auf potenzielle Interessenkonflikte gemäß §34b WpHG:

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Allianz.

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