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04.08.2018 DER AKTIONÄR

Deutsche Bank: Warum die Aktie weiter fallen könnte

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Deutsche Bank

Deutschlands größte Bank ist in einen Teufelskreis geraten. Hohe Kosten – auch für den Konzernumbau – magere Erträge und strukturelle Probleme im Bankenmarkt machen eine schnelle Erholung der Aktie unwahrscheinlich.

And the biggest Loser is – Deutsche Bank. Mehr als 42 Prozent hat die Aktie von Deutschlands einst so großem und stolzem Bankhaus allein im laufenden Jahr zwischenzeitlich an Wert verloren. Alle anderen Aktien im DAX haben sich besser entwickelt und auch die europäischen Geldinstitute fielen weniger stark. Ende Juni rutschte die Aktie im Tagesverlauf bis auf 8,76 Euro ab – der tiefste Stand seit Herbst 1982. Kann die Aktie noch weiter fallen?

Der Abstieg des deutschen Bankenprimus begann mit der Finanzkrise vor gut zehn Jahren. Ende Juni 2007 hatte der Kurs der Deutschen Bank unter Führung von Josef Ackermann noch bei 92 Euro ein Allzeithoch markiert, mit dem weltweiten Crash ging es dann bis März 2009 bis auf 12 Euro in die Tiefe. Richtig erholt hat sich die Bank seitdem nie.

Die Ackermann-Nachfolger Jürgen Fitschen, Anshu Jain und später auch John Cryan haben ihre Hausaufgaben nicht richtig gemacht. Sie versäumten es, das Geldhaus von Grund auf neu aufzustellen und an die veränderten Marktbedingungen anzupassen. Auch ein interner Kulturwandel wurde zwar angestrebt, aber nie ausreichend umgesetzt. Ein „Weitermachen wie bisher“ war zu beobachten, wenn auch zeitweise mit besseren Geschäftsergebnissen.

Wie sich herausstellte, kamen die Erträge nicht immer auf lauterem Wege zustande. In den vergangenen zehn Jahren musste die Deutsche Geldstrafen in Höhe von rund 17 Milliarden US-Dollar für ihr Fehlverhalten zahlen. Gleichzeitig mussten Ertragsrückgänge verdaut werden. Die Deutsche Bank schrumpfte immer weiter, wie auch der Aktienkurs.

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Von Gewinnen kann man in Frankfurt derzeit nur träumen. Seit 2015 schreibt die Deutsche Bank Milliarden-Verluste. Der neue Vorstandschef Christian Sewing will das Haus nun wirklich sanieren – Kosten runter, Gewinne rauf. Das Institut soll stärker auf das Geschäft in Deutschland und Europa getrimmt werden. Vor allem in Skandinavien wird neues Potenzial gesehen. In den USA und am Standort London wurden hingegen bereits zahlreiche Stellen gestrichen – vor allem im schwächelnden Investmentbanking. Die Kosten dafür belaufen sich auf mindestens 800 Millionen Euro.

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In den großen Umbau platzten Negativ-Meldungen der Ratingagenturen. Fitch sieht bei der Deutschen Bank ein substanzielles Risiko bei der Umsetzung der laufenden Restrukturierung und hat ihren Ausblick auf "negativ" gesenkt. Das aktuelle Rating von "BBB+" wurde allerdings noch nicht angetastet. Zuvor hatten bereits Standard & Poor's und Moody’s ihre Bonitätsnoten gesenkt.

Außerdem hat die Deutsche Bank im Juni als einziges von 35 Kreditinstituten im US-Stresstest der Federal Reserve Bank versagt. Die US-Zentralbank bemängelt, dass die US-Tochter der deutschen Großbank in ihren Planungen und internen Abläufen nicht ausreichend für Krisensituationen gewappnet sei. Bei der qualitativen Untersuchung des Geldhauses offenbarten sich eklatante Defizite in den internen Kontrollen und der Kapitalplanung.

„Es ist ein Teufelskreis aus sinkenden Einnahmen, zu hohen Kosten, schlechteren Ratings und steigenden Finanzierungskosten“, sagte FinanzchefJames von Moltke Anfang Juni. Zu aller Not wird die Deutsche Bank im September wahrscheinlich auch noch den wichtigen EuroStoxx50-Index verlassen müssen.

Am Markt wird bezweifelt, dass der Sanierungskurs schnelle Erfolge bringen wird. Die Anleger haben Angst, dass die Erträge schneller wegbrechen als die Kosten sinken. Bei der Nummer Zwei in Deutschland, Commerzbank, sieht es ähnlich aus. Immer wieder kommen Spekulationen über eine Fusion der beiden Großbanken auf. Das ist zwar denkbar, aber nicht bevor die aktuellen Probleme gelöst sind. Gerade wurde etwa bekannt, dass die internen Kontrollmechanismen zur Verhinderung von Geldwäsche immer noch nicht richtig funktionieren.

Beide Großbanken kämpfen auch mit der schwierigen Struktur des deutschen Marktes. Commerzbank und Deutsche Bank müssen hierzulande mit den Genossenschaftsbanken und den Sparkassen konkurrieren. Während in Deutschland noch immer rund 1.700 Geschäftsbanken um Marktanteile kämpfen, ist der Wettbewerb in anderen großen europäischen Ländern deutlich entspannter. In Spanien zum Beispiel gibt es weniger als 100 Institute. Der hiesige Bankenmarkt muss sich konsolidieren. Und das kann dauern.

Die Aussichten für die Deutsche-Bank-Aktie sind auf absehbare Zeit mager. Die Analysten von Morgan Stanley etwa sehen den Aktienkurs in einer aktuellen Studie in ihrem pessimistischsten Szenario auf Sicht von zwölf Monaten bis auf 4,00 Euro fallen. Vier! Wenn alles optimal läuft, läge ihr Kursziel bei 14 Euro.
DER AKTIONÄR bleibt weiter auf Beobachtungsposten. Bis auf kleinere Trading-Chancen – wie zuletzt gesehen, als die Aktie sich auf über 11 Euro erholte – ist vorerst von der Deutschen Bank nicht viel zu erwarten.

Dieser Artikel ist in einer veränderten Version in der AKTIONÄR-Ausgabe 28/18 erschienen, die Sie hier noch herunterladen können.

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