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18.03.2016 Werner Sperber

Gazprom: Die Russen kommen und keiner hält sie auf

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Gazprom

Zu Zeiten, als die Besetzung der Krim durch Russland und der Krieg in der Ukraine mit russischer Beteiligung noch ein Thema gewesen sind, also im März 2014, hat Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel felsenfest erklärt: "Es wird eine neue Betrachtung der gesamten Energiepolitik geben." Die Abhängigkeit vom russischen Gas sollte verringert werden. Das hätte auch die Geschäfte der halbstaatlichen russischen Gasexport-Monopolfirma Gazprom belastet – hätte.

Eben weil Gazprom halbstaatlich ist, hat das Wort des russischen Präsidenten Wladimir Putin ein klein wenig mehr Gewicht. Putin drohte immer wieder, den Osten dem Westen bei den Gaslieferungen zu bevorzugen. Doch auch Putin braucht Geld, um die wegen der Wirtschaftsstrafen aus dem Westen verarmenden Russen ruhig zu halten.

Manager machen Quoten
Tatsache ist, auf diesem Gebiet haben politische Börsen wirklich kurze Beine, denn die Verträge sind rein privatwirtschaftlich und auf russischer Seite notgetrieben. Konzerne wie E.on oder RWE kaufen Gazprom das Gas mit lange laufenden Verträgen ab und nicht die deutschen Politiker. Diese Konzerne suchen das billigste Angebot. Das gilt selbst für baltische Firmen, wobei sich die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen noch so vor dem aggressiven Nachbarn Russland fürchten mögen. Russland hat den baltischen Ländern, bei der zweiten Gas-Auktion von Gazprom überhaupt, aktuell 560 Millionen Kubikmeter Gas angeboten und davon 420 Millionen auch verkauft. Elena Burmistrova, Vorstandsvorsitzender von Gazprom Export, sagte, der Konzern wolle diese Form des Verkaufs auch für andere europäische Märkte nutzen.

Die Tatsachen
Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. bilanziert: Im Jahr 2014 hat Russland 38 Prozent zur deutschen Gasversorgung beigetragen. Im Jahr 2015 ist der Anteil von Gas als Energieträger von 20,4 auf 21,1 Prozent gestiegen und der Gasverbrauch um fünf Prozent. Es sind dabei 13,1 Prozent mehr Gas eingeführt worden, wobei die einführenden Konzerne dafür sogar 11,2 Prozent weniger bezahlt haben als 2014. Der Anteil des russischen Gases stieg auf 40 Prozent. Der Markt und die Manager bestimmen, woher das Gas für Deutschland kommt und nicht die Politiker.

Nur eine Stimmungssache
Gas zu finden und zu fördern wird immer schwieriger und teurer. Das betrifft allerdings viele entsprechende Firmen. Warum wird der US-Hinterlegungsschein (American Depositary Receipt; ADR) von Gazprom dann trotzdem nur mit einem KGV von 3,3 für dieses Jahr und einem KBV von 0,3 Prozent bewertet, wobei der Konzern noch eine Dividendenrendite von 5,3 Prozent bietet? Das kann nur an der schlechten Stimmung für russische Aktien und Zweifeln am Bilanz- und Justizsystem Russlands liegen. Mutige Anleger sollten mit einem Stoppkurs bei 2,60 Euro dagegen auf eine weitere Erholung des ADR-Kurses setzen.

Behandelte Werte

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