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02.09.2016 Werner Sperber

WiWo: So dürfte die neue Strategie der Commerzbank aussehen

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Commerzbank

Die Wirtschaftswoche verweist auf Strategien von Banken in Deutschland, welche die Kontoführung verteuern und Filialen schließen. Martin Zielke, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, arbeitet gemeinsam mit Beratern von McKinsey an einer neuen Strategie. Ein Insider sagt: „Das Gerüst steht, es geht jetzt darum, das Konstrukt auf seine Plausibilität zu prüfen.“ Zielke möchte spätestens im Oktober den Plan erklären und darlegen, wie die Bank künftig Geld verdienen will. Vermutlich sollen die meisten Sparten verstärkt sparen. Insider glauben, dass Zielke die Kosten um mindestens eine Milliarde Euro drücken müsste. Bisher deutet viel darauf hin, dass der Rotstift vor allem in der Mittelstandsbank angesetzt wird. Es heißt, bis zu 25 Prozent der Stellen könnten wegfallen.

Die Bank soll jedoch im Privatkunden-Geschäft weiter kräftig wachsen und Millionen neuer Kunden gewinnen, die sich von den anderen Instituten wegen derer Strategien abwenden. In Zeiten negativer Einlagenzinsen ist das ein gewagtes Experiment, das auch intern umstritten ist. Doch Zielke und sein Nachfolger als Privatkundenvorstand, Michael Mandel, wollen den Weg unbeirrt fortsetzen, den sie im Jahr 2013 eingeschlagen haben: Die Commerzbank soll weiter in die Lücke stoßen, die Schwäche und Rückzug der Konkurrenten reißen. Der Filialbetrieb verursache laut Zielke und Mandel schließlich nur einen Bruchteil der Kosten im Privatkundengeschäft. Sie wollen vor allem für eine bessere Auslastung sorgen. Statt wie bisher 8.000 Kunden soll eine Filiale künftig eher 12.000 Kunden betreuen. Rund 300.000 Neukunden im Jahr würden die Vorstände gerne begrüßen. Willkommensboni und Kostenloskonto haben das Wachstum zuletzt befördert. An Letzterem wollen Mandel und Zielke festhalten, das Begrüßungsgeld soll es aber nicht immer geben. Zwar wird die Commerzbank ihr Ziel, bis Ende 2016 eine Million neue Kunden zu gewinnen, wohl erreichen. Die Erträge im Privatkundengeschäft schrumpften im ersten Halbjahr allerdings leicht im Vergleich zum Vorjahr; seit dem Jahr 2013 kletterten sie um magere zehn Prozent.

Zielke möchte die Commerzbank digitalisieren. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen rund 80 Prozent des Geschäfts digitalisiert werden. Als Vorbild dient die polnische Konzerntochter mBank, das digitale Versuchslabor der Commerzbank. Auf einer einzigen Plattform sollen sämtliche Aktivitäten aller Kanäle digital gebündelt werden. Aus Kreisen der Bank heißt es, das Konstrukt mit dem Namen „One“ gehe im vierten Quartal dieses Jahres an den Start. Kunden und Berater können dann auf eine Datenbank zugreifen und dort von Kanal zu Kanal springen, Bankgeschäfte per Smartphone oder in der Filiale abwickeln. Auch das Konzept der Vorzeige-Filiale stammt aus Warschau. Bis zu 100 davon plant die Bank, in denen es neben Beratungstischen auch Lounges mit Kaffeeautomaten und WLAN geben soll; der Umbau kostet jeweils rund eine Million Euro. In den übrigen Geschäftsstellen müssen die Kunden auf komplexe Beratung verzichten.

Zielke gab das Ziel bereits auf, die Commerzbank würde in diesem Jahr eine Milliarde Euro verdienen. Im ersten Halbjahr brach das Nettoergebnis um 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein. Beim Stresstest der europäischen Bankenaufseher schnitt das Institut schlechter ab als alle anderen deutschen Banken. An der Börse kostet die Commerzbank nur noch 7,6 Milliarden Euro, das sind gerade einmal 27 Prozent ihres Buchwerts. Würde die Aktie nicht so viel gehandelt, müsste die Commerzbank um ihren Platz im DAX zittern. Die Notierung hat sich jüngst zwar stabilisiert. Doch die mit einem KGV von 10 für dieses Jahr bewertete Aktie dürfte kaum deutlich im Wert steigen.

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