Durchatmen in Paris. Nach monatelanger Talfahrt zündet die Ubisoft-Aktie zu Wochenbeginn den Turbo. Der französische Videospiel-Publisher, zuletzt mehr durch Bilanzsorgen als durch Blockbuster aufgefallen, meldet einen entscheidenden Deal. Der Retter in der Not kommt aus China: Tencent.
Es fließt frisches Geld – und zwar reichlich. 1,16 Milliarden Euro in bar überweist der Tech-Gigant für eine Beteiligung an „Vantage Studios“. In diese neu formierte Einheit hat Ubisoft seine absoluten Kronjuwelen ausgelagert: Assassin’s Creed, Far Cry und Tom Clancy’s Rainbow Six.
Für die Chinesen ein strategischer Fuß in der Tür, für Ubisoft der dringend benötigte Liquiditätsschub. Tencent sichert sich damit einen 26-prozentigen Anteil an der Sparte, die mit einer Bewertung von satten 3,8 Milliarden Euro taxiert wird.
Rettung in letzter Sekunde
Der Deal kommt keine Sekunde zu früh. Der Grund: Erst am Freitagabend nach Börsenschluss musste Ubisoft die Hosen herunterlassen. Ein Verstoß gegen Kreditvereinbarungen stand im Raum, nachdem Wirtschaftsprüfer eine Anpassung der Umsätze nach internationalen Standards gefordert hatten.
Die Konsequenz war akut. Ohne frisches Kapital drohten Kreditausfälle. Entsprechend klar ist die Marschroute für die Tencent-Milliarde: Das Geld fließt direkt in die vorzeitige Tilgung der Verbindlichkeiten. Die bilanzielle Brandrodung hat Vorrang vor Investitionen.
Börse atmet auf
Die Anleger reagieren euphorisch auf die abgewendete Liquiditätskrise. Zum Handelsstart am Montag schossen die Papiere in Paris um bis zu 15 Prozent in die Höhe. Das ist der stärkste Intraday-Anstieg seit dem 6. Dezember des Vorjahres. Das Signal ist eindeutig: Das unmittelbare Risiko ist vom Tisch, die operative Handlungsfähigkeit vorerst gesichert.
Ubisoft kauft sich Zeit, doch der Preis ist hoch. Um die Bilanz zu kitten, musste CEO Yves Guillemot Anteile an den wertvollsten Assets des Konzerns veräußern. Die finanzielle Atempause ist teuer erkauft. Nun muss der Publisher liefern: Ohne neue Hits verpufft auch die Finanzspritze aus Shenzhen mittelfristig. Anleger sollten der Aktie weiter fernbleiben.
24.11.2025, 14:25