Für die Schürfer des digitalen Goldes geht die Rechnung nicht mehr auf. Während der Bitcoin-Kurs eine fragile Stabilisierung um die 93.000 Dollar hinlegt, brennt im Maschinenraum die Hütte. Die Branche steht vor der härtesten operativen Belastungsprobe ihrer Geschichte.
Der sogenannte „Hashprice“ – der potenzielle Umsatz pro Petahash/Sekunde an Rechenleistung – ist von rund 55 Dollar im dritten Quartal auf aktuell nur noch etwa 35 Dollar abgestürzt. Das Problem: Die durchschnittlichen „All-in“-Kosten der großen, börsennotierten Miner liegen laut Analystenschätzungen bei 44 Dollar.
In dieser Kalkulation sind nicht nur Stromkosten enthalten, sondern Abschreibungen, Wartung und Kapitalkosten für Hardware-Upgrades. Das bedeutet: Im Schnitt zahlen die Betreiber drauf, sobald sie die Maschinen anschalten.
„Der Squeeze ist historisch“
Timothy Misir, Head of Research bei BRN, wählt drastische Worte. Die Amortisationszeiten (Zeit, die benötigt wird, um eine Investition durch ihre Erträge oder Kosteneinsparungen wieder vollständig zurückzuzahlen) für das teure Mining-Equipment haben sich auf über 1.000 Tage ausgedehnt. Ein Zeitraum, der länger ist als die Frist bis zum nächsten Halving-Zyklus. „Das Risiko einer Kapitulation steigt“, warnt Misir. Sollte der Bitcoin erneut unter die Marke von 85.000 Dollar rutschen, droht „Distressed Selling“ – Notverkäufe von Beständen durch kleinere, finanzschwache Akteure, um die Insolvenz abzuwenden.
Makro-Hilfe verpufft
Selbst externe Stimuli zünden nicht. Die Federal Reserve beendete faktisch ihr „Quantitative Tightening“ und pumpte in dieser Woche 13,5 Milliarden Dollar in das Bankensystem – die zweitgrößte Liquiditätsspritze seit der Pandemie. Normalerweise ein Treibstoff für Risiko-Assets. Doch die Reaktion am Krypto-Markt blieb verhalten.
Während Gold (+60 Prozent) und Silber (+102 Prozent) in diesem Jahr als defensive „Hard Assets“ massiv outperformen, fehlt dem Bitcoin die Dynamik. Schwache Konjunkturdaten wie der ISM-Einkaufsmanagerindex, der mit 48,2 Punkten weiter auf Kontraktion deutet, verstärken die Flucht in Sicherheit – allerdings vorbei an Krypto.
Für die Miner bleibt es ein Ritt auf der Rasierklinge: Ohne signifikant höhere Kurse droht eine Marktbereinigung, die vor allem ineffiziente Anbieter aus dem Netzwerk spülen wird. DER AKTIONÄR setzt unter den Minern aktuell auf Cipher Mining, das neben dem Mining-Geschäft auch erste Infrastruktur-Deals mit KI-Rechenzentren vorweise kann.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
03.12.2025, 14:50