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26.04.2016 Martin Weiß

Twitter vor Q1-Zahlen: Jacks letzte Patrone

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Twitter

Der Kurznachrichtendienst Twitter meldet am Dienstagabend seine Geschäftszahlen für das erste Quartal. DER AKTIONÄR sagt, was die Anleger jetzt sehen wollen und weshalb es für Firmenchef Jack Dorsey ganz eng werden könnte.

Viele offene Fragen

20 Prozent, immerhin etwas: Seit Twitter im Februar die Zahlen für das Weihnachtsquartal veröffentlichte, hat der Aktienkurs moderat zugelegt. Die Mehrheit der Anleger wird das kaum trösten, denn a) steht seit dem Jahreswechsel ein Verlust von 27 Prozent zu Buche und b) besitzt der Kursverlauf seit Mitte März einen ähnlich hohen Unterhaltungswert wie die letzten Ausgaben der mittlerweile zu Grabe getragenen Samstagabend-Show "Wetten, dass...?" Damit Twitter nicht dasselbe Schicksal erleidet, wird Teilzeit-Chef Jack Dorsey den Investoren heute etwas bieten müssen. Der Konzern hat viele Baustellen, hier ein Überblick:

1) Nutzerzahlen – Twitter zählte zuletzt 305 Millionen monatlich aktive Nutzer (MAU) und damit etwas weniger als im Q3 2015. Gegenüber Q1 2014 betrug der Zuwachs 17 Mio. MAU, was nur in absoluten Zahlen erwähnenswert ist. Zum Vergleich: Instagram erhöhte die MAUs in den ersten neun Monaten bis September 2015 um 100 auf 400 Millionen. Gefragt ist also Wachstum und zwar nicht nur im Jahresvergleich, sondern auch sequenziell. Ob die zwei Millionen zusätzlichen MAUs, wie sie von der Deutschen Bank geschätzt werden, ausreichen, um die Anleger zufrieden zu stellen, ist fraglich.

2) Moments/Periscope - beide Produkte wurden 2015 angekündigt, passiert ist seither (gefühlt zumindest) wenig. Gut, den Live-Streaming-Dienst nutzten im Herbst bereits zehn Millionen Nutzer regelmäßig. Insgesamt wurden 2015 mehr als 100 Millionen Videos gepostet. Essenziell für Twitter ist die Monetarisierung von Periscope, denn der Markt für Video-Ads (bei Live-Videos) wächst rasant – laut einer Studie um zuletzt 140 Prozent. Die Einbindung von Periscope auf die Twitter-Plattform war deshalb ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Mit den Zahlen wird sich zeigen, ob Dorseys Strategie, Twitter als Live-Plattform zu etablieren, aufgeht. Bei Moments verhält es sich ähnlich, hier besteht zudem das Problem, dass den Nutzern der Sinn eines kuratierten Angebots offenbar noch nicht klar ist. Zumindest deuten entsprechende Tweets darauf hin. Für Twitter ist Moments die einzige Möglichkeit, Ruhe in das Nachrichten-Chaos zu bringen und sich der Werbeindustrie zu empfehlen.

3) Monetarisierung - Für das erste Quartal rechnen Analysten im Schnitt mit einem Verlust von 120 Millionen Dollar (Q1 2015: -1,62 Mio.) oder 0,17 Dollar Verlust je Aktie. Der Umsatz soll sich ebenfalls auf 608 (436) Mio. Dollar verbessern. Doch Vorsicht: Mit der Vorlage der Q4-Zahlen wusste Twitter beim Wachstum durchaus zu überzeugen, allerdings fiel der Ausblick auf das (jetzt abgeschlossene) Quarta mies aus. Stimmt der Ausblick nicht, dürfte es auch dieses Mal schmerzhafte Kursverluste geben.

Fazit: Die Twitter-Aktie notiert am Dienstag zu Handelsbeginn bei 17 Dollar unverändert. Wer nicht investiert ist, sollte die Zahlen abwarten und Anzeichen, dass Jack Dorsey der Turnaround gelingt. Zwar ist Twitter nicht pleite gefährdet (tatsächlich reichen die Barmittel für mehrere Jahrzehnte), das bedeutet aber nicht, dass der Aktienkurs nicht in einstellige Gefilde abrutschen kann.

Hinweis: DER AKTIONÄR twittert die Ergebnis zeitnah ab 22 Uhr MESZ.

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