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19.11.2018 Martin Weiß

Showdown bei Alibaba, Baidu, Tencent und Co – was Anleger im Handelskrieg zwischen den USA und China erwartet

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Beim G20-Gipfel in Argentinien Ende November wollen sich US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatspräsident Xi Jinping über den Handelskrieg austauschen. Die Erwartungshaltung vieler Anleger ist enorm: Kommt es zur lang ersehnten Entspannung zwischen den beiden Großmächten und ist dies der Startschuss für eine neue Rallye bei chinesisches Tech-Aktien? DER AKTIONÄR verrät, ob die Hoffnungen berechtigt sind.

Was ist passiert?

Die USA und China überziehen sich seit Monaten mit Strafzöllen auf Importe des jeweiligen Handelspartners. Vorläufiger Höhepunkt: Ende September belegten die USA chinesische Güter im Wert von 200 Milliarden Dollar mit zusätzlichen Zöllen von 10 Prozent. Der Aufschlag wird sich im Januar auf 25 Prozent erhöhen. Die Maßnahme folgte einer ähnlichen im Sommer auf Importe im Wert von 50 Milliarden Dollar.

Insgesamt unterliegen damit rund die Hälfte aller US-Importe aus der Volksrepublik einer höheren Besteuerung (nichts anders sind Zölle). China hat seinerseits mit Vergeltungsmaßnahmen auf ausgesuchte US-Importe reagiert.

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Weshalb ist das relevant?

Der Handelskrieg belastet die Beziehungen beider Länder und führt zu einer Verteuerung der Waren für Produzenten und Verbraucher. Experten haben errechnet, dass eine Besteuerung sämtlicher China-Importe das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik 2019 um bis zu einem Prozent drücken könnte. Zuletzt betrug das BIP-Wachstum (annualisiert) 6,5 Prozent und lag damit bereits um 0,2 Prozent unter den Schätzungen der Analysten.  

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China hat auf die US-Strafzölle seinerseits mit Zöllen u.a. auf importierte Sojabohnen reagiert. China führte 2017 aus den USA Waren im Wert von insgesamt rund 140 Milliarden Dollar ein. Die Möglichkeiten Pekings zu Vergeltungsmaßnahmen sind damit zwar wesentlich geringer, Feuer kann der Drachen dennoch spucken. So führten die Zölle auf ausgewählte Agrargüter dazu, dass Washington einen 12-Milliarden-Dollar schweren Fonds einrichtete, um heimische Farmer für Verluste zu entschädigen.

Weshalb ist das relevant?

Zuletzt kursierten in verschiedenen Medien verstärkt Gerüchte, China und die USA würden sich im Handelsstreit aufeinander zu bewegen. Derlei News sorgten für steigende Kurse an den internationalen Aktienmärkten.

DER AKTIONÄR ist skeptisch. US-Präsident Trump fordert seit Langem einen besseren Patentschutz für heimische Firmen, die in der Volksrepublik Geschäfte machen. Zusätzlich kritisiert das Weiße Haus staatliche Subventionen und Handelsbarrieren und den hohen Handelsüberschuss der Chinesen. Passiert ist bislang wenig. CNBC berichtet, chinesische Offizielle hätten sich in einem Brief an die Amerikaner zu den Vorwürfen geäußert, Details wurden jedoch nicht genannt. Ob das Schreiben ein Durchbruch im Handelsstreit darstellt, muss bezweifelt werden (sonst hätte der US-Präsident das die Welt via Twitter wissen lassen!)

Bei der Ratingagentur Moody's übt man sich ebenfalls in Zurückhaltung. Anne Van Praagh, Managing Director für die globale Kreditstrategie, sagte: "Wir rechnen nicht mit einem großen Durchbruch beim G20-Gipfel. Sofern sich beide Parteien einigen, wird das höchsten für Teilbereiche gelten und vermutlich kurzlebig sein."

Van Praaghs Sorgen werden vom AKTIONÄR geteilt, denn: Den USA dürfte es neben dem Handel darum gehen, Chinas Aufstieg zur führenden Weltmacht mindestens zu bremsen. In diesem Fall besteht das Problem darin, dass Xi Jinping kaum etwas anbieten könnte, um die Amerikaner zufrieden zu stellen. Der Volksrepublik fehlt das wichtigste bei Verhandlungen: die Verhandlungsmasse. Moody's hat auch aus diesem Grund die Prognose für das mchinesische BIP 2019 auf 6,0 Prozent gesenkt.

Das große Ganze

Die Aktien chinesischer Tech-Werte leiden massiv unter dem Handelskrieg und der damit verbundenen negativen Stimmung. Die Verluste ausgewählter Einzelwerte seit 1.1.2018 im Überblick:

  • Alibaba: -12,0%
  • Baidu: -20,3%
  • Netease: -29,6%
  • Tencent: -28,7%
  • Weibo: -42,5%

Die charttechnische Situation ähnelt sich in vielen Fällen: Die meisten Titel befinden sich in einem intakten Abwärtstrend. Nachrichten über eine mögliche Entspannung im Handelsstreit sorgten zuletzt ebenso wie die überwiegend starken Q3-Zahlen für Kursanstiege. Jedoch erwiesen die sich als nicht nachhaltig.

Aktuell probieren sich einzelne Aktien wie etwa Alibaba an einer Bodenbildung. Von einer Trendwende kann hingegen keine Rede sein.

Fazit: Die Hoffnung auf eine schnelle Einigung im Handelsstreit ist nicht realistisch, insbesondere für den Fall, dass es Amerika nicht nur um Handelsfragen sondern um die Festigung seiner globalen Machtposition geht. Damit ist klar, dass es sich kaum lohnt, im Hinblick auf den G20-Gipfel Positionen aufzubauen.

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